Petras Gartenkolumne: Der März ist gekommen, die Nachbarn tauchen auf

von Petra

Der Winter macht es uns in diesem Jahr sehr schwer, den Frühling auch mal zu Wort kommen zu lassen. Vielerorts liegt Deutschland noch (oder besser: schon wieder) unter einer dicken Schneedecke. Doch kürzlich hatten wir bei strahlendem Sonnenschein und Temperaturen um 15°C schon einen kleinen Vorgeschmack auf das, was da kommen würde: Krokusse standen in voller Blüte, Tulpenspitzen schoben sich zaghaft aus dem Boden, Forsythientriebe wurden dick und platzten auf. Vögel stimmten ihr Frühlingskonzert an.

Und die Nachbarn krochen aus ihren Höhlen.

Menschen, die man ein halbes Jahr lang nicht zu Gesicht bekam, joggten am Gartenzaun entlang oder hopsten durch die Vorgärten, um alles fit für den Frühling zu machen. Ein einziger Gang vom Supermarkt bis zurück (etwa 200 Meter) reichte aus, um an fünf Gartenzäunen über unterschiedliche Familiengeschichten der letzten sechs Monate upgedated zu werden. Wir aßen an dem Tag später.

Nun gibt es neben den netten Nachbarpflänzchen allerdings auch das „Unkraut“. Anwohner, die den Winterschlaf auch bis ins Jahr 2048 ausdehnen könnten. Sie kennen diese Leute: Sie säbeln Ihnen ungefragt die Hecke ab. Sie meckern Ihre Kinder an, wenn sie hinten im Garten sind. Natürlich erst, nachdem sie sich vergewissert haben, dass Sie es nicht mitbekommen. Sie rufen jedes Mal die Polizei, wenn Ihr Auto gegenüber ihrer Auffahrt steht, weil sie nicht anständig Auto fahren können. Sie halten ihre Hunde dazu an, die Haufen direkt vor Ihrem Gartentor zu machen. Sie mähen immer dann den Rasen mit dem altersschwachen Mäher, wenn Sie sich mit dem Kaffeebesuch auf die Terrasse gesetzt haben. Sie vergiften Ihre Bäume mit Altöl. Sie lassen ihre eigenen Kinder sonntagsmorgens um sechs mit der Trillerpfeife in den Garten. Sie sprechen den ganzen Tag im Garten mit schriller Stimme und wenn die Hecken nicht dicht genug sind, müssen Sie sich das ganze Elend auch noch ansehen.

Kennen Sie? Kennen Sie!

Dann kennen Sie vielleicht auch meine kleine Tagträumerei: Überall ist Frühling und Sommer – nur über den Gärten der „Unkrautnachbarn“ schweben punktuell ein paar dicke Wolken, die alles unter einer 1,50 Meter hohen Schneeschicht
begraben. Gern bis ins Jahr 2048. Dann bin ich sowieso taub und blind.

Bis das mit den Wolken klappt, erfreue ich mich stattdessen an den Rosen und Tulpen unter den Nachbarn. Die sind zum Glück stärker als der Giersch – zumindest in meiner Welt.

*****
Petra A. Bauer ist nicht nur Krimi- und Kinderbuchautorin, Bloggerin und Kolumnistin, sondern auch seit ihrer Kindheit ein Fan von allem was grünt und blüht.


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1 Kommentar

Petras Gartenkolumne: Nachhaltig verrücktDiese Rombergs 30.03.2014 - 18:11

[…] Wie ich bereits erwähnte ploppt bei den ersten Sonnenstrahlen sofort die gesamte Nachbarschaft hinter dem Gartenzaun auf, und der Weg zum Einkaufen gestaltet sich als Hindernislauf. […]

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