Romberg, Foto: pixabay

Warum blüht meine Orchidee schon so lange nicht mehr?! 6 mögliche Gründe und Gegenmaßnahmen

von Jessica

Die Frage aus der Überschrift ist eine der mit Abstand am häufigsten gestellten Fragen auf meiner Orchideenfans-Seite. Grund genug, der Frage einmal einen eigenen Beitrag zu widmen und sich einer Antwort anzunähern. Welche Antwort dann auf eure Orchidee wohl zutrifft, das könnt ihr entscheiden :).

1. Falscher Standort

Orchideen leben an ihrem Naturstandort unter für ihre Art ganz speziellen Bedingungen. Unter diesen haben sie sich dort angesiedelt und unter diesen wachsen und blühen sie auch besonders gut. Möchte eine Orchidee auf der heimischen Fensterbank also partout nicht mehr blühen, so kann es sein, dass die Ansprüche, die sie an ihren Naturstandort stellt, auf ihrem Platz auf der Fensterbank nicht ausreichend nachempfunden werden.

Es gibt beispielsweise Orchideen, die sehr lichthungrig sind, etwa Vandeen. Wenn diese an einem für sie zu dunklen Ort in der Wohnung stehen oder hängen verweigern sie schon mal über Jahre die Blüte. Eine Maßnahme wäre es dann, ihnen einen möglichst hellen Platz anzubieten und abzuwarten, ob alles andere stimmt und sie wieder blühen möchten. Genauso kann das Gegenteil der Fall sein: Eine Orchidee, die es gerne halbschattig mag, steht zu sonnig. Selbes Spiel, nur anders herum.

Neben dem Lichtangebot spielt vor allem die Temperatur eine große Rolle. Es gibt Orchideen die es lieber warm mögen aber auch solche, die es temperiert oder eher kühl lieber haben. Steht eine Orchidee in einem für sie unattraktiven Temperaturbereich, so kann auch das zum Blühstreik führen.

Um solche Fehler von Anfang an zu umgehen sollte man sich bereit vor dem Orchideenkauf über die Ansprüche der jeweiligen Art informieren. In Orchideengärtnereien wird man dazu gerne und gut beraten. Wer online bestellt, kann vorher nach den Ansprüchen der Auserwählten per Suchmaschine suchen. Ein richtiger Standort ist schon einmal eine gute Voraussetzung für eine erneute Blüte. Aber leider keine Garantie.

2. Falsches Gießverhalten

Jeder wässert seine Orchidee anders und jeder erzählt einem auch etwas anderes darüber, wie man seine Orchidee zu wässern hat. Aber jede Pflanze, jedes Substrat und jede Wohnung oder jedes Gewächshaus ist anders. Und so gibt es zwar generelle Tipps zum Wässern, die man beachten sollte, aber letztendlich muss man auch immer schauen, wie es der Orchidee konkret an ihrem Standort zuhause geht.

So kann es sein, dass eine Orchidee aus welchem Grund auch immer sehr viel durstiger ist als eine andere. Wenn es ihr durch ein daran nicht angepasstes Gießverhalten ständig an Wasser fehlt setzt sie das unter Stress. Manch eine Orchidee bildet unter Stress erst recht Blüten, quasi um unbedingt noch die Fortpflanzung anzukurbeln. Manch andere Orchidee stellt aber auch das Blühen ein, um die Kraftreserven zu sparen und das Überleben zu sichern.

Auch eine zu feucht gehaltene Orchidee kann in den Blühstreik treten. Etwa dann, wenn die Wurzelmasse durch die Feuchtigkeit bereits stark angegriffen ist und die Wurzeln derart geschädigt sind, dass sie kein Wasser und so auch keine Nährstoffe mehr aufnehmen können. Dann leidet die Pflanze trotz des Zuviel an Wasser irgendwann auch an Stress durch Trockenheit, da sie ja kein Wasser mehr bekommt. Wenn man also die Wassergaben für die jeweilige Orchidee optimiert könnte das ebenfalls helfen, sie zum erneuten Blühen zu animieren.

3. Ruhezeit nicht eingehalten

Es gibt Orchideen, die benötigen als Anreiz zur erneuten Blüte eine Ruhezeit, in der sie beispielsweise kühler stehen und kaum bis gar kein Wasser bekommen. Ein Beispiel ist Dendrobium nobile. Gönnt man den Orchideen die entsprechende Ruhezeit nicht, so reagieren sie, indem sie mit der Blüte aussetzen.

Das machen sie nicht etwa böswillig, aber sie sind genetisch darauf programmiert, dass erst eine Blüte gebildet werden kann, nachdem die Ruhezeit durchlaufen ist. Deshalb sollte man sich darüber informieren, ob die Orchidee, die blühfaul ist, vielleicht eine Ruhezeit braucht und diese dann auch unbedingt einhalten. Die Orchidee wird es einem dann vielleicht mit einer erneuten Blüte danken.

4. Krankheiten oder Schädlingsbefall

Ein weiterer Grund dafür, dass eine Orchidee nicht mehr blühen mag kann sein, dass sie krank ist oder von Schädlingen befallen wurde. Manche Krankheiten und Schädlinge machen sich nicht sofort bemerkbar und bleiben dadurch längere Zeit unbemerkt, schwächen die Pflanze aber währenddessen schon deutlich.

Um sowohl Krankheiten als auch Schädlingen vorzubeugen ist es wichtig, die Orchideen öfters mal genau zu begutachten und auf erste Anzeichen wie Blattverfärbungen oder Gespinste zu achten. Wenn man auch nur den leisesten Verdacht auf eine Krankheit oder einen Schädling hat sollte man die Orchidee sofort separat stellen. Dann gilt es herauszufinden, was genau der Orchidee fehlt und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.

Ist die Orchidee wieder gesund und schädlingsfrei und hat sich eine Weile erholt stehen die Chancen gut, dass sie auch irgendwann wieder blüht. Je nachdem, wie stark die Orchidee geschädigt war ist es manchmal ein langer Weg bis zur erneuten Blüte. Umso mehr freut man sich dann aber darüber!

5. Eine zu junge Orchidee erwischt

Was glaubt ihr, wann blüht eine Orchidee in ihrem Pflanzenleben zum ersten Mal? Viele werden jetzt sicher tippen, dass eine Orchidee bereits nach einem oder zwei Jahren blüht. Die Wahrheit ist: Orchideen blühen meist frühestens drei bis vier Jahre nach ihrer Aussaat das erste Mal und einige noch deutlich später. Bis eine blühende Orchidee in den Handel kommt vergeht also einige Zeit.

Bei Orchideenhändlern kann man aber auch Orchideen ohne Blüte erstehen. Und einige von ihnen sind eben noch Jungpflanzen – diese sind überwiegend dann auch als solche gekennzeichnet – und deshalb noch längst nicht blühstark. Beim Kauf sollte man also immer auf Zusätze wie „Jungpflanze“ oder „in xy Jahren blühstark“ achten und sich dann darauf einstellen, dass man eventuell noch etwas mit der ersten Blüte warten muss.

6. Ein blühfaules Exemplar erwischt

Alles stimmt: Standort, Licht, Temperatur, Gießverhalten, Ruhezeit, die Orchidee ist topfit und gesund. Und trotzdem möchte sie seit einigen Monaten oder gar Jahren nicht mehr blühen?! Dann kann es sein, dass man ein blühfaules Exemplar erwischt hat.

Dazu muss man zunächst wissen, dass nicht alle Orchideen mehrmals im Jahr und über mehrere Monate hinweg blühen. Jede Orchideenart bzw. Gattung hat ihre eigene Hauptblütezeit. Es gibt durchaus Arten, die blühen nur einmal im Jahr und manche sogar nur ein paar wenige Tage.

Blüht eine Orchidee also erst einige Monate nicht mehr, so ist normalerweise noch kein Alarm angesagt. Nach einem oder zwei Jahren kann man langsam darüber nachdenken, ob man vielleicht wirklich ein blühfaules Exemplar erwischt hat, sofern alles andere stimmt.

Ich hatte einmal ein solches Exemplar, direkt vom Orchideenzüchter gekauft. Es war eine Phalaenopsis-Primärhybride, also eine Kreuzung aus zwei Naturformen. Die Pflanze war schon als sie bei mir ankam mächtig groß und auf jeden Fall blühstark. Als nach etwa drei Jahren immer noch keine Blüte in Sicht war war ich schon drauf und dran, die Orchidee abzugeben. Doch nach etwa 3,5 Jahren sah ich plötzlich gleich zwei Blütentriebe aus dem Stamm blitzen. Das Warten hatte sich also gelohnt und am Ende schenkte mir die Orchidee an beiden Blütentriebe mehrere Blüten.

Ihr seht, dass sich Geduld vor allem bei der Orchideenpflege oft auszahlt. Also nicht gleich die Flinte ins Korn werfen und die Orchidee nur abgeben, wenn euch das Ganze wirklich zu sehr frustriert oder ihr den Platz auf eurer Fensterbank dann doch lieber einer anderen, blühenden Orchidee schenken wollt. 😉

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