Romberg Blog, Foto: pixabay

Orchideenpflege: Ihr fragt, ich antworte Volume #13

von Jessica

Auch in 2020 geht es weiter mit meiner Reihe “Orchideenpflege: Ihr fragt, ich antworte”.

In der dreizehnten Folge habe ich mir wieder eine spannende Leserfrage aus meinem Orchideenfans-Blog heraus gepickt, die ich nun für euch alle beantworte:

Leopold M. fragt: Ich habe gestern beim Gießen an meiner Orchidee komische weiße Flecken entdeckt, die aussehen wie festgeklebte Watte. Was ist das und muss ich etwas tun?

Lieber Leopold,

vielen Dank für deine Frage. Ohne ein Foto ist sie zwar nicht mit absoluter Sicherheit zu beantworten, aber so wie du es beschreibst, könnten an deiner Orchidee Schädlinge am Werk sein. Weiße Ablagerungen, die an den Blüten, den Blättern oder auch am Topf kleben und ein wenig aussehen wie Watte oder Wolle, stammen häufig von Wolläusen.

Lästiger Schädling: Die Wolllaus

Wolläuse sind sehr lästige Schädlinge, die leider häufig an Orchideen auftreten. Die auch Schmierläuse genannten Tierchen gehören zur Familie der Schildläuse und es gibt etwa 1000 verschiedene Arten.

Die Arten unterscheiden sich in der Länge der Schwanzfäden und der Art der Behaarung. Kleine Exemplare sind nur 1 mm groß, große Wollläuse können bis zu 12 mm messen.

Sie saugen an den Blättern, manche Arten auch an den Wurzeln von Orchideen und anderen Pflanzen und schädigen diese so. Da sie so klein sind, sind sie oft schwer zu entdecken. So kann es sein, dass ein Befall erst spät erkannt wird und die Weibchen schon viele Eier gelegt haben.

Romberg Blog, Foto: Jessica Klepgen

Haben sich Wollläuse eingenistet, sind Blüten und Blätter mit einem weißlichen Flaum überzogen. Foto: Jessica Klepgen.

Erste Maßnahme: Quarantäne

Ich empfehle dir als erstes, deine betroffene Orchidee in Quarantäne zu stellen. Stelle sie an einen hellen Platz, an dem sonst keine andere Pflanze steht. So verhinderst du, dass die Wollläuse sich weiter verbreiten. Stand deine Orchidee vorher in der Nähe einer anderer Pflanze, checke vorsichtshalber, ob diese Pflanzen ebenfalls Zeichen eines Befalls zeigen. Wenn ja, stelle sie auch in Quarantäne.

Da ein Befall nicht immer sofort mit bloßem Auge sichtbar ist, lohnt es sich, scheinbar nicht befallene Pflanzen einige Wochen zu beobachten und besonders auf Symptome eines Befalls abzusuchen.

Wollläuse biologisch bekämpfen

Um deine Orchidee und alle anderen Pflanzen, die vielleicht befallen sind, von der Wolllaus zu befreien, hast du einige Möglichkeiten, ohne gleich die krasse Chemiekeule auszupacken.

Die Wolllaus hat natürliche Fressfeinde. Zu ihnen gehören Marienkäfer, Florfliegen und Schlupfwespen. Teils werden diese Nützlinge gezielt zur Bekämpfung von Schädlingen gezüchtet und verkauft. Du kannst also zunächst versuchen, den Wollläusen auf deiner Orchidee so den Garaus zu machen.

Bedenke dabei aber, dass einige der gezüchteten Nützlinge bei uns nicht heimisch sind und wir mit dem Einsatz als Schädlingsbekämpfer Gefahr laufen, dass sich die Arten unkontrolliert verbreiten und andere, heimische Nützlinge verdrängen. Gehe also immer vorsichtig mit den Nützlingen um und verhindere, dass sie in die freie Wildbahn geraten.

Neem-Öl

Ich persönlich hatte auch schon zwei oder drei Mal Wollläuse an meinen Orchideen und habe sie erfolgreich mit Neem-Öl bekämpft. Auch Neem-Öl gehört zu den biologischen Schädlingsbekämpfungsmitteln. Du bekommst es im Online-Handel sowie in den meisten Gartencentern und bei Fachhändlern.

Das Vorgehen: Du tauchst die Pflanze 2x im Abstand von einer Woche in ein Gemisch aus Neem-Öl und Wasser. Und zwar komplett, von den Wurzeln bis zu den Blättern und ggf. Blüten.

Der Vorteil: So erwischst du garantiert alle Wollläuse, auch die Eier und Larven, die bevorzugt in der Erde und an den Wurzeln sitzen.

Anschließend: Setzt du deine Orchidee in frisches Orchideensubstrat und beobachtest sie noch eine Weile. Bei mir waren nach zwei Behandlungen bis jetzt jedes Mal alle Wollläuse eliminiert und der Befall kam auch nicht wieder.

Von Insektiziden zur Bekämpfung der Wollläuse rate ich persönlich ab. Denn sie sind nicht nur für die Wolllaus, sondern auch für andere Organismen, darunter nicht selten wir Menschen, giftig. Du tust dir selber, der Natur und vielen Nützlingen deshalb keinen Gefallen, wenn du die Chemiekeule schwingst.

Lieber Leopold, ich hoffe, ich konnte dir bei deiner Frage weiterhelfen. Gerne kannst du und können andere Leser mir auch Fotos ihrer befallenen Orchideen senden und ich gebe mein bestes, um einzuschätzen, ob es sich wirklich um einen Wolllausbefall handelt. Viel Erfolg bei der Bekämpfung der Schädlinge und viele Grüße.

Deine Jessica

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