„Pankraz, Servaz, Bonifaz machen erst dem Sommer Platz.“
Die erwähnten Eisheiligen, auch Eismänner genannt, die die Kälte mit sich bringen, sind die Heiligen Pankratz mit dem Namenstag am 12.Mai, Servaz am 13. Mai, Bonifaz am 14. Mai und die Kalte Sophie am 15. Mai.
Zu einer Zeit, als die Existenz von Millionen Menschen direkt von der Landwirtschaft abhing, konnte der Frost Mitte Mai einen Ernteausfall und folglich Hunger bedeuten. Moderne Beobachtungen von Klimaforschern bestätigen die Weisheit des Volkes – zwischen dem 10. und 15. Mai kommt es nach einer Erwärmungswelle oft zu einer plötzlichen Abkühlung, die sich normalerweise nicht wiederholt. In unserer modernen Zeit müssen wir uns nicht auf die Volkswahrheiten verlassen. Uns steht die moderne Klimaforschung und unzählige Wetterdienste zur Verfügung. Nach deren Aussagen können wir uns meistens richten.
In den letzten paar Jahren haben wir keinen Nachtfrost zu den Eisheiligen gehabt, aber das bedeutet nicht, dass es sie gar nicht mehr gibt. Aufgrund der Erderwärmung steigen zwar die Durchschnittstemperaturen, aber es ändert nichts an bestimmten Wetterlagen, die zu bestimmten Jahreszeiten auftreten. Dazu gehören die Wetterlagen im Mai, die die Polarluft mit sich bringen.
In diesem Jahr wurden in Kiel am 5. Mai -2 Grad gemessen. Das reicht aus, dass alle frostempfindlichen Pflanzen zu erfrieren drohen. Man könnte sagen, die Eisheiligen haben es diesmal eilig gehabt ;-). Die Tage waren aber auch sehr ungemütlich, windig und nass. Typisch norddeutsch.
Immer häufiger werden die Tage im April und Anfang Mai sehr warm, es verlockt dazu, manche Gartenarbeiten vorzuziehen. Es wird gegraben, gepflanzt und gesät. Besonders verlockend sind auch die Angebote im Gartencenter. Bereits im April werden Tagetes, Petunien, sowie Tomaten und Paprika angeboten.
Ich habe mich immer gefragt „warum so früh“? Wer kein Gewächshaus hat, hat verloren. Ein Hauch von Frost vernichtet sie alle über Nacht.
Ich habe auch schon eingekauft und auch selber gesät, aber ich habe ein kleines Treibhaus und kann alle Pflanzen für die Nacht reinstellen. Sicher ist sicher.
Für manche Aussaaten wäre die Kälte auch nicht günstig. Die so geliebten Blütenmischungen sind erst nach den Eisheiligen zu säen. Bohnen und Petersilie brauchen auch Wärme um zu keimen. Und die, die bereits gekeimt sind, würden bei Kälte eingehen oder Pilzkrankheiten zum Opfer fallen. Kübelpflanzen sollten über die Nächte frostfrei gestellt werden.
In dieser Zeit beobachte ich immer sehr genau die Wettervorhersage für unsere Region. Wenn die Temperaturen auf unter 3 Grad fallen, wird alles Empfindliche reingestellt. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.
Tomaten, Gurken und Paprika können auch im Freiland gepflanzt werden. Sie brauchen warme, windgeschützte Ecken und Mindesttemperaturen nachts über 5 Grad, ansonsten werden sie stocken im Wachstum. Mit Zucchini und Melonen würde ich auch unbedingt noch zwei, drei Wochen warten.
Viele meiner Zimmerpflanzen werden für den Sommer in den Garten gestellt. Sie lieben es! Der Regen macht sie sauber, die Marienkäfer fressen die Läuse und die frische Luft regt sie zum Wachsen an. Sie dürfen aber erst Ende Mai raus. Wenn ich sie zum Sommerende nach Hause bringe, sehen sie alle viel gesünder und schöner aus. Der richtige Zeitpunkt dafür muss individuell, je nach Wetterlage, bestimmt werden. Es darf nicht zu kühl und nass sein, sonst bekommen die Zimmerpflanzen „Kalte Füße“ was zu Fäulnis im Wurzelbereich führen kann. Ideal wären 20 bis 25 Grad sonnig mit zeitweise Regen.
Ich hoffe, dass in diesem Jahr die Eisheiligen vorbei sind, ich beobachte täglich die Wettervorhersage. Ab dem 15. Mai soll das Wetter bei uns aufdrehen und auf ca. 20 Grad mit viel Sonne kommen. Das freut mich sehr, bis dahin muss ich aber noch aufpassen. Für den 13. Mai sind nur 3 Grad in der Nacht angesagt. Ich hoffe, dass der Heilige Servaz keinen Frost mitbringt.