Auf meinem Blog und in den sozialen Medien stellt ihr Orchideenfans mir immer ganz viele spannende Fragen. Und da die Antworten sicher für viele von euch interessant sind, beantworte ich nun jeden Monat eine ausgewählte, interessante Frage ausführlich hier auf dem Blog.
Hilde T. fragt: Ich habe mehrere Orchideen geschenkt bekommen und mir vorgenommen, dieses Mal geduldig zu sein. Und siehe da, eine von ihnen bekommt einen Blütentrieb. Nun möchte ich nichts falsch machen und frage mich, was besser ist: Gießen oder Tauchen?
Hallo Hilde,
vielen Dank für deine Frage. In der Tat ist das Thema Wässern gerade bei Orchideen immer etwas heikel. Die meisten Pflegefehler haben mit Wasser zu tun. Und oft nicht mit zu wenig, sondern im Gegenteil, mit zu viel des guten blauen Goldes. Mit deiner Frage bist du also nicht alleine. Tauchen oder gießen, was ist besser für eine Orchidee?
Dazu muss man wissen, dass Orchideen an ihrem Naturstandort eher auf kargen Oberflächen wachsen. Diese haben die Eigenschaft, dass Regen sehr schnell wieder abläuft und die Wurzeln der Orchideen nach einem Regenguss schnell wieder abtrocknen. Entsprechend haben sich die meisten der tropischen und subtropischen Orchideen daran angepasst, nicht lange mit den Füßen im Wasser zu stehen.
Beim Gießen droht Fäulnis
Nun schauen wir uns den Vorgang des Gießens mal an und vergleichen ihn mit den Bedingungen in der Natur. Wenn du deiner Orchidee Wasser in den Übertopf gießt, läuft dieses ziemlich schnell auf den Boden des Topfes. Dabei haben nicht alle Wurzeln Kontakt mit dem Wasser. Dafür bleibt das Wasser aber auf dem Topfboden stehen.
Und hier lauert die Gefahr. Je nach Wassermenge dauert es sehr lange, bis der Topfboden wieder trocken ist. Stehen die Wurzeln dauerhaft im Wasser, beginnen sie zu faulen. Gießt man nun einige Zeit später wieder Wasser nach breitet sich die Fäulnis weiter aus. Das kann so weit gehen, dass die Orchidee alle Wurzeln verliert und trotz Wasser im Topf vertrocknet.
Tauchen kommt den natürlichen Verhältnissen näher
Jetzt zum Vergleich das Tauchen. Hierbei nimmt man die Orchidee mit ihrem Topf aus dem Übertopf, stellt diesen in ein Bad mit lauwarmem Wasser und lässt sie etwa eine halbe Stunde darin, bis die Wurzeln sich voll Wasser gesaugt haben. Dann nimmt man den Topf wieder aus dem Wasser und lässt ihn gut abtropfen. Erst dann stellt man ihn zurück in den Übertopf.
Diese Vorgehensweise kommt den Ansprüchen der Orchidee deutlich mehr entgegen als das Gießen. Dadurch, dass man sie nach dem Tauchen komplett abtropfen lässt sammelt sich kein Wasser im Übertopf und die Gefahr von Fäulnis ist damit äußerst gering. Man muss lediglich aufpassen, dass beim Tauchen kein Wasser in die Blattachseln kommt. Denn dann droht Stammfäule.
Fazit: Lieber Tauchen statt Gießen
Wer die Gefahr von Fäulnis reduzieren und den Wurzeln trotzdem eine ordentliche Portion Wasser gönnen möchte, der ist mit dem Tauchen als Wässerungsmethode aus oben genannten Gründen deutlich besser bedient als mit dem Gießen. Wer es sich einfach machen möchte gießt übrigens einfach die Übertöpfe voll Wasser und gießt das Wasser anschließend wieder ab.
Liebe Hilde, ich hoffe ich konnte dir mit meiner Antwort helfen. Ich wünsche dir noch ein gutes Gelingen mit deinen Orchideen. Dass eine anfängt zu Blühen ist jedenfalls schon mal ein gutes Zeichen dafür, dass sie sich bei dir wohlfühlt. Viel Freude weiterhin mit diesen tollen Pflanzen!
Deine Jessica