In den letzten Tagen erreichen mich auf meiner Orchideenfans-Seite vermehrt Anfragen von traurigen bis verzweifelten Orchideenbesitzern, deren Orchideenblüten vertrocknen und abfallen, noch bevor sie überhaupt aufgeblüht sind. Dieses Phänomen tritt in der kühleren, dunklen Jahreszeit häufiger auf. Auch an einer meiner Phalaenopsis musste ich betrübt feststellen, dass es von drei Knospen nur eine geschafft hat. Aber kann man denn überhaupt etwas dagegen tun? In diesem Beitrag möchte ich euch verraten, was häufige Ursachen für vertrocknende Knospen sind und ein paar Tipps geben, wie man versuchen kann, das Vertrocknen zu verhindern.
1. Lichtmangel
Wenn im Herbst und Winter die Tage kürzer und die Nächte länger werden fehlt es nicht nur dem Menschen, sondern ganz besonders auch den Orchideen an Licht. Bis zu einem gewissen Grad, der von Art zu Art und von Züchtung zu Züchtung variiert, erträgt die Orchidee diesen Lichtmangel. Wird es ihr aber zu bunt – oder besser gesagt zu grau – kann sie die nötige Energie für die Knospen nicht mehr aufbringen und lässt diese eingehen.
Tipp:
Die Orchidee an einen hellen Platz direkt am Fenster stellen. Ab etwa Oktober bis in den frühen März vertragen die meisten Orchideen direkte Sonne. Eine Möglichkeit ist, die Orchidee im Frühjahr und Sommer an ein Fenster zu stellen, welches nur Morgen- oder Abendsonne hat (z.B. ein Ost- oder Westfenster). Im Herbst und Winter stellt man sie dann an ein Fenster mit direkter Sonne (vorzugsweise ein Südsfenster). So bekommt die Orchidee zu jeder Jahreszeit genug Licht, ohne Gefahr zu laufen, sich einen Sonnenbrand einzufangen. Das einmalige Umstellen im Jahr macht der Orchidee übrigens in der Regel nichts aus. Ein häufigeres Umstellen sollte man jedoch vermeiden, denn auch das kann zum Knospenabwurf führen. Eine Alternative zu natürlichem Licht ist die Beleuchtung der Orchidee mit Kunstlicht.
2. Kalte Zugluft
Die meisten Orchideen, die wir zuhause auf unseren Fensterbänken kultivieren, stammen aus Gegenden in denen es viel wärmer ist und die Temperaturen viel gleichmäßiger sind als bei uns. Deshalb bereiten gerade im Winter undichte Fenster oder ausgiebiges Lüften an den Orchideenfenstern den Pflanzen Probleme, die ebenfalls zum Absterben der Blütenknospen führen können. Auch der Transport der Orchidee ist im Winter eine kritische Sache. Schon auf dem Weg vom Laden nach Hause kann die Orchidee so unterkühlen, dass sie kurz nach ihrer Ankunft alle Knospen abwirft.
Tipp:
Knospige Orchideen im Winter nur kaufen, wenn man sie gut verpackt und schnell nach Hause transportieren kann. Zuhause sollte man den Raum möglichst nicht oder nicht ausschließlich über das Fenster lüften, an dem die Orchidee steht. Ich lüfte beispielsweise immer über die Balkontür, so dass die Orchideen auf der Fensterbank die kalte Luft nicht direkt abbekommen. Im Büro habe ich mit recht zugigen Fenstern zu kämpfen. Hier habe ich aus Mangel an Alternativen Schaumstoffstücke zwischen Fenster und Orchideen gesteckt. So sind die Orchideen zumindest etwas vor den kalten Luftzügen aus den Fensterritzen geschützt. Besser wäre natürlich eine Gummidichtung . Generell sollte die Raumtemperatur nicht dauerhaft unter 18°C fallen und bestenfalls deutlich darüber liegen. Aber auch die Heizung bietet so ihre Tücken.
3. Trockene Heizungsluft
Orchideen lieben eine hohe relative Luftfeuchte. Folglich gefällt es ihnen gar nicht, wenn die Luft zu trocken wird. Das passiert im Winter gerne, sobald die Heizung angeschaltet wird. Die Luft erwärmt sich, kann theoretisch mehr Feuchtigkeit aufnehmen. Steht nicht mehr Feuchtigkeit zur Verfügung sinkt die relative Luftfeuchte. Auch das ist ein häufiger Grund, wieso Orchideen ihre Knospen vertrocknen lassen.
Tipp:
Ich persönlich schwöre in Sachen Luftfeuchte auf Fensterbankschalen. Bisher war bei mir nichts effektiver, die Luftfeuchte rund um die Orchideen dauerhaft zu erhöhen. Kleinere Effekte erzielt man ansonsten auch mit mehreren, auf den Fensterbänken verteilten, Wasserschalen. Was ebenfalls immer gut hilft: Wäsche! Trocknende Wäsche erhöht die Luftfeuchte im Raum deutlich. Natürlich darf man bei hoher Luftfeuchte hinsichtlich Schimmelbildung das Lüften nicht vergessen. Und auch Orchideen mögen Frischluft, nur eben nicht allzu lange und allzu kühl.
Eine Ursache kommt selten allein…
Neben den bereits genannten, häufigen Ursachen für vertrocknende Knospen bei Orchideen gibt es natürlich noch viele weitere Möglichkeiten, wieso eine Orchidee ihre Knospen abwirft. So können vertrocknende Knospen ein Hinweis auf eine unzureichende Wasserzufuhr oder auf Schädlinge sein. Aber auch das direkte Besprühen der Knospen mit Wasser bringt so manche Knospe zum abfaulen und abfallen. Manche Orchideen mögen es nicht während der Knospenbildung umgestellt oder gar umgetopft zu werden und werfen aus Protest alle ihre Knospen ab. Ich topfe deshalb generell immer erst nach der Blüte und vorzugsweise im Frühjahr um, da dann die Licht- und Temperaturbedingungen wieder günstig werden.
Fazit:
Wenn ihr an euren Orchideen vertrocknende und abfallende Knospen bemerkt, dann prüft zu aller erst, ob eine oder mehrere der genannten Ursachen dafür in Frage kommen. Wenn dem so ist, versucht einfach die Bedingungen für eure Orchideen anhand der Tipps so weit wie möglich zu optimieren.
Und denkt immer daran: die nächste Blüte kommt bestimmt! 😉
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Jessica Klepgen ist praktisch im Gartencenter groß geworden und heute absolute Orchideenliebhaberin. Sie liebt neben den Pflanzen auch den Austausch über ihr Hobby und hat deshalb eine Facebook-Seite für „Orchideenfans“ www.facebook.de/orchideenfans ins Leben gerufen.
4 Kommentare
Ich habe weder Zugluft noch zu wenig Licht und Trockene Heizungs- Luft auch nicht,es Passiert aber immer nur bei den Phal… ??
Hallo Willi, danke für deinen Kommentar. Beleuchtest du deine Phals zusätzlich? Der Winter ist in einigen Regionen doch recht grau und selbst wenn die Orchideen am Südfenster in erster Reihe stehen kann es so sein, dass sie zu wenig Licht bekommen.
Kleine Ergänzung noch (danke an Orchideenfan Melanie), da ich das nicht explizit im Beitrag genannt hatte: Überreifes Obst (z.B. Äpfel) oder auch Kerzen in der Nähe der Orchideen können ebenfalls dazu führen, dass sie die Knospen abwirft. Das Obst gibt ein Reifegas (Ethylen) ab, das dann auch die Orchideenknospen zum „Reifen“ anregt, jedoch nicht im positiven Sinne. Kerzen erzeugen eine beträchtliche Wärme und Trockenheit. Auch in der Nähe der Blätter muss man mit Kerzen vorsichtig sein, sonst gibts Brandflecken. In diesem Sinne 🙂
[…] Werden die Blätter der Orchidee runzlig, so kann das zwar auch ein Anzeichen für zu wenig Wasser sein. Viel öfter ist es jedoch ein Zeichen für zu viel Wasser. Denn wenn alle Wurzeln abgestorben sind kann die Orchidee kein Wasser mehr aufnehmen. Sie geht dann trotz regelmäßiger Wassergaben ein. Phalaenopsis-Wurzeln müssen prall und grün sein. Sind sie braun und matschig, so sind sie abgestorben und können entfernt werden. Beim Umtopfen sollte man wenn möglich immer alle abgestorbenen Wurzeln entfernen. Zu hartes Wasser kann die Wurzeln schädigen. Erfahrungsgemäß sind die “Baumarkt-Hybriden” aber recht unempfindlich, was die Wasserhärte angeht. Wer sicher gehen will mischt sein Leitungswasser mit destilliertem Wasser oder filtert es mit einem Wasserfilter. Dadurch kann die Härte deutlich reduziert werden. Wenn man runzlige Blätter entdeckt, sollte man gleich prüfen, ob die Wurzeln in Ordnung aussehen oder ob zu viel oder zu wenig gewässert wurde. Wenn man sein Gießverhalten dann anpasst erholen sich die Orchideen meist schnell wieder. Werden nur die unteren Blätter einer Phalaenopsis gelb und trocken, ist das meist kein Grund zur Sorge. Die Orchidee altert eben auch. Sie bildet dann meist innerhalb kürzester Zeit ein neues Herzblatt. Einen Blogbeitrag speziell zum Thema abgeworfene Knospen findet ihr hier. […]