Oft werde ich auf meinem Orchideenfans Blog gefragt, welches Orchideensubstrat denn nun das Geeignetste ist und ob es auch möglich ist, Orchideen einfach in normaler Blumenerde zu kultivieren. Zeit, diese und weitere Fragen zum Thema Orchideensubstrat in einem eigenen Blogbeitrag zu beantworten.
Spezielles Orchideensubstrat – warum eigentlich?
Wenn man mit der Orchideenkultur beginnt, stellt man sich schnell die Frage, warum die meisten Orchideen eigentlich in solch einem seltsamen, groben Substrat sitzen anstatt in normaler Blumenerde. Diese Frage lässt sich ganz einfach beantworten. Dazu muss man sich einfach anschauen, wie die tropischen und subtropischen Orchideen, die Vorfahren unserer Fensterbankorchideen sozusagen, in ihren Heimatländern wachsen. Dort topft sie in der Wildnis natürlich niemand in Töpfe mit Substrat ein. Sie sitzen oft ganz einfach mit nackten Wurzeln auf Ästen und an Baumstämmen. Die Wurzeln bekommen also sehr viel Luft. Wenn es regnet nehmen sie das Regenwasser auf. Die Wurzeln trocknen nach einem Schauer aber auch genauso schnell wieder ab.
Genau an diese Bedingungen sind auch die kultivierten und gezüchteten Orchideen noch gewöhnt, denn sie tragen den genetischen Code ihrer Vorfahren in sich. Und das führt dazu, dass die Wurzeln recht empfindlich sind, was zu viel Wasser und besonders Staunässe angeht. Deshalb brauchen sie ein luftiges Substrat, das nach dem Gießen schnell wieder abtrocknet. Sonst faulen die Wurzeln und die Orchidee kann weder Wasser noch Nährstoffe aufnehmen und geht am Ende ein.
Normale Erde – als Orchideensubstrat tabu?
So pauschal kann man diese Frage nicht beantworten. Denn neben den tropischen und subtropischen Orchideen gibt es auch in den mediterranen und in unseren nordeuropäischen Breiten heimische Orchideenarten. Und die wachsen sehr wohl in normaler Erde und können entsprechend auch in solcher kultiviert werden. Für einige Gartenbesitzer wird dies ein alter Hut sein, denn sie haben die schönen Gartenorchideenarten schon lange als Zierpflanzen in ihren Gärten.
Was die heimischen Orchideen jedoch mit ihren tropischen Verwandten gemeinsam haben, ist die Abneigung gegen zu viel Sonne. Man sollte also auch den Gartenorchideen ein eher schattigese Plätzchen gönnen. Genug Licht darf trotzdem verfügbar sein, denn was den Lichthunger angeht, sind Orchideen nicht zu bremsen.
Unterschiedliche Orchideensubstrate
Zunächst einmal unterscheidet man in Sachen Orchideensubstrat zwischen organischen und anorganischen Substraten. Organische Substrate sind sozusagen aus lebender Biomasse entstanden. Zu diesen Substraten gehören beispielsweise alle Rindensubstrate, Kokosfasern, Holzfasern, Kork, Nussschalen, Moos und auch die normale Blumenerde. Anorganische Substrate stammen von nicht belebter Biomasse. Hierzu gehört beispielsweise Styropor, Steinwolle, Sand, Blähton, Perlite, Growcubes oder auch Kalk. Während organische Substrate mit der Zeit von Mikroorganismen zersetzt werden, ist dies bei den anorganischen Substraten nicht der Fall.
Die meisten Orchideen, die man im Handel kaufen kann, sitzen in mehr oder weniger grobem Rindensubstrat. Das hat sich vor allem für Phalaenopsis-Orchideen bewährt, die auch sehr gut für Anfänger geeignet sind. Manchmal werden auch Orchideen, besonders Mini-Phalaenopsis, in Moos angeboten. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das Moos bei diesen Orchideen oft schon sehr verdichtet ist und man die Orchidee schnellstmöglich nach dem Kauf umtopfen sollte, da sonst die Wurzeln sehr schnell faulen. Neuerdings werden oft auch Orchideen in anorganischem Orchideensubstrat, bestehend aus bunten Kügelchen angeboten. Ich stehe dem skeptisch gegenüber, habe es aber selbst noch nicht getestet.
Welches Orchideensubstrat für welche Orchidee?
Die verschiedenen Orchideengattungen unterscheiden sich in ihren Ansprüchen, auch was das richtige Orchideensubstrat angeht. Während die bereits erwähnte Phalaenopsis nicht allzu wählerisch in Sachen Orchideensubstrat ist und vor allem mit mittelgrobem Rindensubstrat, zum Beispiel Pinienrinde, gut klarkommt, gibt es andere Orchideengattungen, bei denen das anders aussieht. Orchideen der Gattung Vanda zum Beispiel haben sehr lufthungrige Wurzeln. Wenn man sie nicht gerade wurzelnackt, das heisst gänzlich ohne Substrat, kultivieren möchte, sollte man für die Vanda ein möglichst grobes Rindensubstrat auswählen.
Orchideen mit feinen Wurzeln und Jungpflanzen tut feines Orchideensubstrat, z.B. aus Kokosfasern gemischt mit Zusätzen wie Kork, Holzkohle oder Perliten gut. Die Frauenschuhorchideen der Gattung Phragmipedium sitzen besonders gerne in reinem Sphagnum-Moos. Und für die zu einer stattlichen Größe wachsenden Cymbidium-Orchideen wird ein Gemisch aus grober Rinde und Humus empfohlen.
Fazit
Wie ihr seht, lässt sich sowohl die Frage nach dem besten Orchideensubstrat als auch die Frage, ob man Orchideen in normaler Erde kultivieren kann, nicht pauschal beantworten. Das weiß man erst, wenn man den Namen der Orchidee kennt, die man vor sich hat. Am besten also gleich beim Orchideenkauf beim Fachhändler informieren und sich einen Beutel geeignetes Orchideensubstrat als Vorrat für das nächste Umtopfen mitgeben lassen. Viel Freude weiterhin mit euren Orchideen!
Eure Jessica von www.orchideenfans.de