Die ersten heißen Tage haben begonnen, endlich Sommer! Das freut nicht nur uns sondern auch die Spinnmilbe. Zyniker würden jetzt sicherlich behaupten, die kleinen Tierchen sind fies und gemein, weil sie sich schnell vermehren, unerkannt auf der Laubunterseite leben und erst sichtbar in Erscheinung treten, wenn hunderte, gar tausende von ihnen unsere Pflanzen besiedeln und durch ihre Saugtätigkeit Pflanze komplett verwelken lassen.
Die Familie der Spinnmilben umfasst über 1200 Arten, wobei in Deutsuchland ca. 20 Arten dem Kleingärtner wie auch Balkon-Hipster das Leben schwer machen. Die gemeine Spinnmilbe (Tetranychus urticae ), auch „Rote Spinne“ genannt, ist die am häufigsten auftretende Art. Die überwinternden Weibchen sind ziegelrot gefärbt und etwa 0,5 mm groß (Stecknadelkopfgröße). Im Verlauf der Vegetationsperiode sind die Tiere grünlich-gelb gefärbt und durch zwei große dunkle Flecken seitlich am Rücken gekennzeichnet. Die gemeine Spinnmilbe ist in Europa so weit verbreitet, weil sie nicht wirtsspezifisch ist. Es gibt kaum eine Pflanze an der sie nicht Gefallen finden würde – schließlich frisst der Teufel ja in der Not auch Fliegen. 😉
Die Spinnmilbe
Spinnmilben findet man zumeist auf den Blattunterseiten, wo sie die Pflanzen durch Aussaugen der Zellen schädigen. Die Blätter zeigen dann eine zunehmende Weiß- oder Gelbsprenkelung und trockenen schließlich ein. Besonders häufig werden Triebspitzen befallen. Diese sind dann meist von einem feinen Gespinst überzogen; bei extrem starkem Befall seilen sich die Tiere in Tropfen von den Pflanzen ab. Begünstigt wird die Populationsentwicklung durch warme, trockene Luft, weshalb ein beginnender Befall häufig im Tür- oder Lüftungsbereich zu entdecken ist. Auch Pflanzen an Spalierwänden die sich aufheizen können werden von Spinnmilben gerne besiedelt.
Die Bildung eines Netzes ist leider nicht immer als Symptom für die Diagnose ‚Spinnmilbe’ zu gebrauchen. Es gibt auch Arten wie die gelb-weiße Zitrusspinnmilbe die keinerlei Netz produziert. Insofern ist das typisch gesprenkelte Schadbild auf den Laubblättern der beste Anhaltspunkt zur Identifikation der Spinnmilbe.
Spinnmilben haben zum Glück einen relativ kleinen Toleranzbereich, wenn man die einwirkenden Umweltfaktoren betrachtet. Aus diesem Grund hilft es bereits die Luftfeuchtigkeit innerhalb eines Pflanzenbestandes zu erhöhen, um die Population der Milben zu reduzieren. Weiterhin sind ihre Beißwerkzeuge für die Größe des Tieres zwar enorm, jedoch nicht so mächtig, wenn man betrachtet wie gut sich die Epidermis eines Pflanzenblattes ausbilden kann. In dieser Hinsicht kann man dem Befall durch Spinnmilben ebenfalls vorbeugen. Brennnessel wie auch Schachtelhalm können durch pflanzeneigene Silikate die Blatthaut aushärten, so dass die Spinnmilbe nur mit Mühe ihre Beißwerkzeuge ins Blatt rammen kann. Weiterhin härten auch calciumhaltige Pflanzenstärkungsmittel wie z.B. Algo Plasmin die Epidermis ebenfalls aus.
Vorbeugung und Bekämpfung
Wenn es für die Vorbeugung zu spät ist, bleiben bei der aktiven Bekämpfung im Hobbybereich nur diese Alternativen.
Die biologischen Varianten sind Präparate mit Kaliseife oder Raps- bzw. Paraffinöl. Beides sollte jedoch nur bis maximal 24°C angewandt werden. Bei steigender Temperatur sinkt die Wirkung der Mittel rapide.
Die chemische Variante stellt der Wirkstoff Abamectin dar. Der einzige noch zugelassene Wirkstoff aus der Gruppe der Akarizide für HuK ist ein reines Kontaktmittel. Er muss auf die Laubunterseite gesprüht werden wie auch auf Stängel und Stiele. Das Ganze wird nach 10 Tagen wiederholt. Da das Mittel als bienengefährlich zugelassen ist, darf es nicht in Blüten oder auf Knospen gesprüht werden und erst nach dem Bienenflug, ca. 22 Uhr, ausgebracht werden.
Der Gegenspieler
Es gibt jedoch noch eine vierte Variante – der Gegenspieler. Die Raubmilbe (Phytoseiulus persimilis) ist der natürliche Feind der Gemeinen Spinnmilbe. Die erwachsene Raubmilbe leuchtend rot-orange gefärbt und hat eine birnenförmige Gestalt. Jede Raubmilbe saugt täglich bis zu 5 Spinnmilben oder 20 Eier oder 10-20 Nymphen aus, wodurch bei rechtzeitigem Einsatz ein Spinnmilbenbefall rasch unterdrückt wird. Die Raubmilbe benötigt eine Temperatur von 18-25°C, bei ca. 22°C entwickelt sich die Raubmilbe etwa doppelt so schnell wie der Schädling. Für eine erfolgreiche Bekämpfung ist eine relative Luftfeuchtigkeit von 60-70 % von entscheidender Bedeutung, andernfalls vermehren sich die Raubmilben nicht oder nur sehr langsam. Durch ein kurzes mehrmaliges Übersprühen der Pflanzen mit Wasser kann die nötige Luftfeuchtigkeit an trockenen Tagen erreicht werden. Gleichzeitig könnt ihr die Raubmilbe an einstrahlungsintensiven Tagen durch Schattierungsmaßnahmen unterstützen.
1 Kommentar
Oft werden die Phytoseiulus persimilis durch weitere Raubmilben wie Amblyseius cucumeris oder Amblyseius californicus ergänzt. Die beiden Amblyseius-Arten können sich nämlich länger auf den Pflanzen halten, denn sie können sich auch von anderen Schädlingen oder zeitweise von Blütenpollen ernähren. Die P. persimilis stirbt oder wandert ab wenn keine Spinnmilben mehr zu erbeuten sind.