„Die Terrasse ist so kaputt, da kann sie sich verletzen. Ebenso an dem gestapelten Holz, das beim Gartenhaus-Bau übrig geblieben ist und ’nur kurz‘ auf dem Rasen liegen bleiben sollte.
Oh, die Jungs haben bei der letzten Gartenparty offenbar mit Kronkorken geworfen. Die muss ich alle finden und entsorgen, sonst erstickt sie noch daran.
Wie konnte ich solche dornigen Rosen kaufen? Verletzungsgefahr!
Giftige Pflanzen wachsen in unserem Garten nicht. Oder doch? Unbedingt Bestandsaufnahme machen!
Der alte Sandkasten ist zugewuchert und das Schaukelgerüst müsste auf Standfestigkeit geprüft werden. Und die morsche Brücke am Bach müssen wir unbedingt erneuern!
Moment … Bach? Der Teich! Vor 15 Jahren haben wir einen Zaun um den kleinen Teich gezogen, aber inzwischen haben wir einen großen Gartenteich mit Bachlauf. Ich werde den ganzen hinteren Gartenbereich einzäunen müssen!
Und dann unsere Zeckenplage! Am besten, wir betreten den Garten gar nicht mehr!“
Dornröschen
Sorry, Sie lesen ja schon mit. So ein Garten ist toll, aber er bringt auch Sorgen. Nämlich wenn sich Nachwuchs ankündigt, und dabei meine ich nicht den mit den grünen Blättern.
Nein, im Hause Bauerngartenfee ist ein Enkelmädchen angekommen. Ziemlich überraschend und für meinen Geschmack mindestens 20 Jahre zu früh, aber manche Kinder wollen offenbar einfach geboren werden. Sie verstecken sie sich monatelang und dann ist die Mama eigentlich nur drei Monate schwanger.
Und die Oma (ob ich mich je an dieses Wort gewöhne?), die niemals Enkelkinder wollte, war bei der Entbindung dabei und wurde von der kleinen Zauberprinzessin genauso verhext, wie die Mama, der Papa und jeder, der sie sieht.
Schlaf, Kindchen, schlaf …
Jetzt ist mir doch beinahe der Kopf auf die Tastatur gefallen. Pflanzen großziehen ist wesentlich einfacher. Saatgut in die Erde, Wasser drauf, warten, fertig. Jedenfalls so ungefähr. Natürlich kann man sich das auch mit menschlichem Nachwuchs leichter machen, aber nicht im Hause Bauerngartenfee. Miss Dornröschen* kam nach der Entbindung direkt mit zu uns nach Hause und ich teile mir mit den dauermüden Eltern die Kuschelnachtschicht. In den frühen Morgenstunden übernehme ich immer. Das geht sehr gut, weil die Kleine zwar nicht hundert Jahre am Stück schläft, jedoch sehr viel und ausdauernd. Und während ich dem Engelslächeln des kleinen Wesens zuschaue, überlege ich weiter, wie ich den Garten wieder kindersicher machen kann. Es liegt noch ein hartes Stück Arbeit vor uns. Sie ist jetzt sechs Tage alt und versuchte beim Kinderarzt von der Wickelauflage zu krabbeln. Viele Zeit bleibt nicht. Ich werde reichlich Feenstaub verbrauchen, um alles zeitnah in einen echten Kinder-Garten zu verwandeln. Wir könnten viele gedrückte grüne Daumen gebrauchen.
*So heißt sie natürlich nicht wirklich.
© Petra A. Bauer, Juni 2015