Wir haben uns vor vielen Jahren eine Grundstücksauffahrt aus verschiedenfarbigem Naturstein pflastern lassen. Nicht eben billig, aber wunderschön anzusehen. Leider hat man so selten das Vergnügen dieses Anblicks, denn wir haben die Fugen nur mit Sand einschlämmen lassen, um der zunehmenden Versiegelung der Landschaft nicht noch mehr Vorschub zu leisten. Was diverse Wegeriche, Löwenzahn und von mir bisher nicht bestimmte Gewächse zum Anlass nehmen, diese Zwischenräume zu erobern und die Steine zu verdecken.
UNkraut in SteinFUGen. Grober Unfug also.
Anfangs bin ich dem, in diesem Falle unerwünschten, Grün mit Schippchen und Hand zu Leibe gerückt. Unsere Auffahrt ist ziemlich lang und wenn ich hinten fertig war spross vorne längst wieder neues Kraut. Dann engagierte ich Kind 1 dafür. Gegen Geld. Das kostete mich aus o.g. Gründen eine Menge; und selbst das Geld war irgendwann kein Argument mehr, doch bitte auch noch den hinteren Teil der Auffahrt zu rupfen. Daran sieht man: a) wieviel Spaß das macht und b) wie weit es mit der Jugend heute gekommen ist.
Dann sah ich, dass mein Nachbar einen Unkrautbrenner einsetzte. Da ich aber einen ziemlichen Respekt vor Gasflaschen habe konnte ich mich zunächst nicht dazu durchringen so etwas auch zu kaufen. Stattdessen habe ich in einem Jahr eine dünne Zementmischung angefertigt und auf den Vorsatz gepfiffen nichts versiegeln zu wollen. Stellt euch die Bauerngartenfee mit Soßenkelle vor, knieend, den schnell abbindenden Zement in die Fugen gießend. Oder stellt es euch besser nicht vor – es war auch so schon erniedrigend genug.
Im Jahr darauf konnte ich feststellen, dass ich lieber dick angerührten Zement hätte nehmen und dafür die Fugen zuvor ordentlich vertiefen sollen. Ihr ahnt es: das Unkraut war wieder da.
Der nächste Tipp war halbwegs brauchbar: Ich begoss die Fugen mit Essig. Drei Tage später waren die Pflanzen abgestorben. Das Ganze hatte jedoch vier Nachteile:
1. Ich musste die Pflanzenleichen trotzdem aus den Fugen kratzen
2. Jeder, der zum Haus kam, beschwerte sich über Essiggestank
3. Der Essigverbrauch war enorm (2 Kisten à 12 Flaschen)
4. Das Unkraut war nach einiger Zeit wieder da
In diesem Jahr kapitulierte ich und ignorierte meine Gaskartuschen-Angst. Ein Gasbrenner musste her! Die Kartusche ließ sich gefahrlos einschrauben und dank des Piezo-Zünders musste ich auch nicht mit Streichhölzern in der Nähe herumhantieren. Ich beherzigte auch den Hinweis, dass man die Pflanzen nicht in Aschehäufchen verwandeln, sondern nur kurz mit der Flamme darübergehen soll. Beim vollständigen Verbrennen würde das Unkraut umso stärker nachwachsen. Kurzes Anbrutzeln würde eine Art Eiweißschock auslösen, der die ganze Pflanze binnen weniger Tage von innen heraus zum Absterben brächte.
Ich bearbeitete die gesamte Fläche und musste nur hin und wieder ein Feuerchen austreten, wenn die Flamme ein paar vertrocknete Blätter erwischte, die schon vom Baum gefallen waren. Aber an der Verwendung des Konjunktivs im letzten Abschnitt habt ihr es sicher schon bemerkt: Bei uns wachsen feuerfeste Pflanzen!
Die Behandlung ist jetzt eine Woche her. Dem Unkraut geht es gut, danke der Nachfrage.
Ich überlege nun noch einige Autos mehr auf die Auffahrt zu stellen, denn unter den Stellplätzen wächst nichts. Dann könnte ich mich künftig flach auf den Bauch legen um mir die hübschen Natursteine anzusehen. Das hat ja auch was.
© Petra A. Bauer, September 2014