In Kreuzberg schiessen vielfältige Pflanzenmärkte aus dem Boden. Eine super Alternative zum anonymen Shoppen im Baumarkt.
Hier in meinem Kreuzberg/Neuköllner Biotop, ist Klein- und Balkongärtnern grad schwer in Kommen. Erstaunlich, dass so viele auch ein Plätzchen dafür finden. In Kreuzberg wohnen 150.000 Menschen auf 10 Quadratkilometern. Zum Vergleich: Darmstadt hat 150.000 Einwohner – auf einer Fläche von 120 Quadratkilometern.
Aber in Kreuzberg wird nicht nur gerne, sondern auch ein bisschen anders gegärtnert. Ich weiß noch, wie Melanie vom Grünen Netzwerk bei unserem Social Gardening Sunday ein beherztes Plädoyer für den Umgang mit Pflanzen hielt „Pflanzen sind Lebewesen“. Sie störte, dass viele Menschen einen unbedachten Umgang mit Pflanzen haben, sich einfach irgendwas in den Einkaufswagen stellen. Und wenn es tot ist, dann wird eben schnell was Neues gekauft. Wer als Neugärtner ein bisschen Gefühl für das Lebewesen Pflanze bekommen will, ist bei den Pflanzenmärkten in Kreuzberg genau richtig.
Dieses Jahr luden die Regenbogenfabrik, die Markthalle und die Prinzessinnengärten ein und boten einiges an Programm: Pflanzen tauschen, Pflanzen kaufen, Samen kaufen, Pflanzen pikieren, Wurmkiste bauen, Seedballs rollen, Pferdemist mitnehmen, sich über verschiedene Gemeinschaftsgärten in der Stadt informieren. Und alles bei Menschen, denen Pflanzen und Pflanzenvielfalt am Herzen liegen und das Wissen darum gerne weiter tragen. Es kann passieren, das jemand, der nur ein bisschen Buntes für seinen Balkon holen wollte, am Ende mit einem Grundkurs über samenfeste Sorten und Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit nach Hause geht.
Meine Green Friday Kollegin Anna und ich stürzten uns natürlich auch ins Getümmel. Mit der Initiative Save Our Seeds haben wir Seedballs gerollt und später in Kreuzberg und Neukölln verteilt. Das hat natürlich vor allem Annas Tochter gefallen und wir hoffen auf viele Sonnenblumen am Straßenrand. Bei den Kollegen von Social Seeds konnte man lernen, wie man richtig pikiert und mit einem Paper Potter kleine Zeitungstöpfchen bastelt. So hat ein kleines Korianderpflänzchen den Weg zu mir gefunden. Eine kleine dicke Bohne durfte ich auch umtopfen und mit Heim nehmen. Beim „Verein zur Erhaltung und Rekultivierung von Nutzpflanzen in Brandenburg e.V.“ (puh, langer Name) habe ich mir ein paar Samen für meinen Balkon erstanden. Kalifornischer Mohn kommt mit meiner Südwest-Dachterasse bestimmt gut klar. Und was im Einkaufskorb natürlich auch nicht fehlen darf: Tomaten.
Die Damen von einer Brandenburger Bio-Gärtnerei empfahlen mir die Zuckertraube und Rote Murmel als Balkonpflanze und erklärten mir geduldig, wie ich sie die nächsten Wochen behandeln muss. Die kleinen Lebewesen.
Hat Spaß gemacht. Nächstes Jahr sind wir wieder dabei.
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Be the change you want to see in the world. Auf Green Friday dreht sich alles um Projekte, Ideen, Produkte und Lebensstile, die versuchen nachhaltiger zu sein als andere. Und zu den lebenslustigen Großstadtpflanzen wie den beiden Autorinnen passen.