Ich esse liebend gerne scharf. Anstatt aber zu scharfen Saucen mit „Vampir“ oder „Viper“ im Namen zu greifen, mag ich besonders gerne das Aroma der“ richtigen“ Chili-Frucht. Scharf ist nämlich nicht gleich scharf: Chilis haben durchaus unterschiedliche Geschmacksnoten, so schmeckt z.B Scotch Bonnet für mich trotz ihrer Schärfe sehr fruchtig, Habaneros dagegen eher säuerlich. Und auch das Auge isst natürlich mit. Bei meiner diesjährigen Chili-Aussat habe ich daher scharfe, aber auch besonders hübsche Sorten gewählt, unter anderem den spektakulären “ Bolivian Rainbow“ der während der Reifung die Farbe wechselt und unterwegs noch einiges an Schärfe zulegt. Auch schon in der Blütezeit sind Chilipflanzen sehr hübsch – hier eine namenlose, kompakte Sorte mit gelben Früchten vom letzten Jahr:
Der Aussaat – Zeitpunkt
Erfahrene Chilizüchter schwören auf eine frühe Aussaat und ziehen ihre scharfen Dinger oft schon im Januar unter Kunstlicht und mit einer Heizmatte an. Die Heizmatte ist so früh im Jahr nötig, da die wärmeliebenden Scharfmacher Keimtemperaturen von 25-28 Grad haben.
Da mein Platz unter Kunstlicht aber sehr begrenzt ist und das Frühjahr dieses Jahr gar zu garstig war, habe ich mich zu einem gewagten Ansatz entschieden und meine Chilis erst Mitte April ausgesät. Ich hoffe, dass die späte Aussaat dazu führt, dass ich die Chilis bald raus auf den Balkon stellen kann, wo sie in voller Sonne hoffentlich schön los legen, anstatt durch den kühlen Vorfrühling vor sich hin zu mickern.
„Zutatenliste“
Saatgut: Natürlich am Allerwichtigsten sind die Samen – ich habe sie von einer kleinen Privatgärtnerei bezogen. Die Namen meiner Chilis machen gleich Lust auf scharfe Küche: Chinese five colour, Kirschchili, Bolivian Rainbow und mein Favorit: Feuerküsschen. Insgesamt waren es zwischen fünf und zehn Samen pro Sorte. Ich habe die Samen nicht vorher eingeweicht, sondern direkt in die Erde gegeben.
Substrat: Standard-Anzuchterde aus dem Baumarkt. Auch hier habe ich nicht vorbehandelt, sondern die Erde so genommen, wie sie aus der Tüte kam. Zum Anfeuchten habe ich kalkarmes Regenwasser verwendet.
Chili- Zuhause: Ein quietschepinkes Mini-Gewächshaus „Nino“. Mit einer Steroporplatte habe ich einen glatten Boden rein gebastelt, damit meine Vierkanttöpfchen dort gut stehen können. Einen Platzgewinn erreicht man dadurch nicht. Es passen genau 15 Vierkanttöpfe Größe 6 oder eben 15 Quelltabletten rein. Ich habe mich für feste Töpfe entschieden, weil ich so gleich einige Pflänzchen verschenken kann, ohne umtopfen zu müssen.
Das Chili –Keim- Rennen
Da meine Aussaat sowieso schon recht spät war, habe ich den ersten Keimlingen ziemlich entgegen gefiebert. Ich hatte ja etwas hoch gepokert, in der Hoffnung dass die Sämlinge bei dem warmen Wetter schneller in Schwung kommen. Die Rechnung scheint aufgegangen zu sein. Schon nach fünf Tagen hatte ich bei Bolivian Rainbow eine Keimquote von 100%, zwei Tage später folgten Chinese Five Color, Feuerküsschen und die Kirschchilis, die schwarzen Chilis waren mit ca. 10 Tagen Keimzeit am Langsamsten, haben aber schnell aufgeholt.
Bald gibt’s hoffentlich auch auf meinem Balkon im kalten Deutschland eine ähnliche Vielfalt zu bewundern wie hier auf dem Bild vom Gemüse- Bazar in Tanzania. Dort heißen die scharfen Dinger übrigens „Pili Pili“.