An einem der letzten richtig warmen und sonnigen Tage Mitte September 2016 hatte ich endlich einmal die Gelegenheit, zur Orchideenausstellung nach Berlin zu fahren. Die Ausstellung wird von der D.O.G. Regionalgruppe Berlin organisiert und findet alle zwei Jahre im Herbst statt. Nachdem ich es mir schon die letzten Jahre vorgenommen hatte und immer etwas dazwischen gekommen war, stieg ich dieses Mal gut gelaunt morgens in Hamburg in den Zug Richtung Berlin. Über den Berliner Hauptbahnhof ging es dann per S-Bahn weiter nach Berlin-Lichterfelde, denn dort sollte die Orchideenausstellung im neuen Glashaus des Botanischen Gartens stattfinden.
Das Glashaus klang an diesem Tag an sich etwas weniger verlockend, denn ich ahnte schon, dass es darin noch einen Tick heißer sein würde als es draußen bereits vormittags war. Aber nun ja, besser als 15 Grad und Dauerregen sagte ich mir, zahlte an der Eintrittskasse 7,50€ für einen Kombi-Ticket Botanischer Garten / Orchideenausstellung und schlenderte durch herbstlich blühende Landschaften Richtung Glashaus. Auf dem Weg dorthin kamen mir schon einige emsige Orchideenkäufer entgegen, voll bepackt mit tütenweise Orchideen. Und dabei hatte die Ausstellung doch gerade erst vor wenigen Stunden bekommen. Aber wer ein echter Sammler ist, der ist natürlich als erstes zur Stelle und schaut nach den besonderen Schätzen, bevor jemand sie ihm weg schnappt!
Mensch und Orchidee schwitzen unter der Glashaussonne
Ich hatte zum Glück nicht vor, Orchideen zu kaufen, und konnte so ganz entspannt und ohne Zeitdruck in das Glashaus eintreten und mich erst einmal vom Anblick der schön gestalteten Ausstellungsfläche verzaubern lassen. Mir fiel auch gleich der Vorteil des Ausstellungsortes „Glashaus“ auf. Zwar war es wie erwartet dort drin sehr warm, aber auch richtig schön hell. So mussten die Aussteller nicht mit künstlichem Licht arbeiten und die ausgestellten Pflanzen kamen im natürlichen Sonnenlicht besonders gut zur Geltung. Allerdings wurde es einigen Exemplaren gegen Mittag auch ziemlich warm und von Seiten der Aussteller hörte man immer öfter das Wort „mit Wasser besprühen“ durch den Raum jagen.
Dabei könnte man meinen, dass die fröhlich vor sich hin transpirierenden Besucher eigentlich schon genügen müssten. Bei geschätzten 40 Grad Lufttemperatur aber auch kein Wunder. Da wird das Fotografieren zum richtigen Leistungssport.
Sogar die Bremer Stadtmusikanten waren vor Ort
Aber zurück zum Inhalt der Ausstellung. Mit bei den Ausstellern dabei waren einige namhafte Orchideenhändler sowie mehrere D.O.G.-Regionalgruppen. Insgesamt hatten die verschiedenen Aussteller um die zehn Schaustände mit ihren Orchideen liebevoll und teils mit Hinguckern wie Spiegeln oder Bilderrahmen gestaltet. Am Stand der D.O.G.-Regionalgruppe Bremen begrüßten einen sogar die Bremer Stadtmusikanten. Die Ausstellungshalle selbst war mit mehreren Säulen dekoriert, auf deren Spitze ebenfalls Orchideen drapiert waren. Viele Aussteller hatten ihre Orchideen bis hoch in Richtung Decke drapiert, das machte einiges her.
Für den Abend war die große Bewertungen der Pflanzen und der Schaustände geplant. Ich wurde eingeladen, mit daran teilzunehmen. Leider musste ich aber gegen spätem Nachmittag schon wieder im Zug zurück nach Hamburg sitzen und musste das Angebot leider ausschlagen. Es wäre sicher spannend gewesen, mal bei einer Bewertung dabei zu sein und Berlin`s next Toporchidee zu küren. „Ich habe heute leider keinen Dünger für dich…“ oder so ähnlich ;-).
Frauenschuhe und Vandeen soweit das Auge reicht
Die Wahl dürfte aber ziemlich schwer gefallen sein. Denn natürlich wurde an Orchideen in der Ausstellung nicht gespart. Ich hatte den Eindruck, dass vor allem Frauenschuhe – Gattung Paphiopedilum und auch Cypripedium – sehr präsent waren und in vielen tollen Züchtungen gezeigt wurden. Auch die Vandeen stachen sofort ins Auge, das wohl vor allem, da sie meist hängend und damit direkt im oder oberhalb des eigenen Sichtfeldes drapiert waren. Aber auch zahlreiche andere Gattungen wurden ausgestellt.
Sehr beeindruckt hat mich – nachdem ich mich in der Ausstellung selbst schon wunderte, dass nur so wenige zu sehen sind – die „Galerie“ der Phalaenopsis-Arten. Diese habe ich erst entdeckt, als ich die Treppen zum Bereich der Verkaufsstände der Orchideengärtner herab gestiegen war. Dort war an einer Wand eine dreistöckige Galerie mit schätzungsweise über 50 Orchideen der Gattung Phalaenopsis aufgebaut. Jedes Exemplar natürlich in voller Blüte, so dass man die Vielfalt dieser Gattung auf einen Blick erfassen konnte. Zu jeder Art konnte man auf einem Schildchen Näheres erfahren. Eine wirklich sehr schöne, anschauliche Idee und für mich ein Highlight der Ausstellung.
Verkaufsstände lassen das Liebhaberherz höher schlagen
Auch wenn ich nicht vorhatte, zuzuschlagen, schaute ich mir auch den Verkaufsbereich näher an. Neben Händlern mit Orchideenzubehör oder Orchideenbüchern gab es vor allem zahlreiche Stände, an denen Orchideengärtnereien aus ganz Deutschland eine große Auswahl ihrer Schätze anboten. Dadurch, dass die Stände selbst alle einheitlich mit einem rot-weiß gestreiften Dach gestaltet waren ergab sich ein schon optisch sehr nettes, harmonisches und einladendes Bild. An den Ständen selber waren zahlreiche Interessierte mit der Suche nach neuen Schätzen zugange und es wurde auch die eine oder andere Frage zur Pflege beantwortet.
Nach etwa vier Stunden, über 1000 Kameraklicks und mehreren getrunkenen Litern Wasser machte ich mich wieder auf den Heimweg nach Hamburg. Und das mit dem wohligen Gefühl im Bauch, dass sich der Tagesausflug zur Orchideenausstellung nach Berlin mehr als gelohnt hatte. Wenn nichts dazwischen kommt bin ich in zwei Jahren garantiert wieder vor Ort!