Neem – Wunderwaffe des Bio-Gärtners

von Jens

Das allgemeine Bewusstsein naturnah zu gärtnern hat in letzter Zeit eine kleine Renaissance erlebt. Neben Dünger, Erde und Pflanzen steht natürlich auch der Pflanzenschutz auf der „Bio-Liste“. Als kleine Wundertüte in dieser Hinsicht hat sich das Neem hervorgetan, welches gerne als Wunderwaffe des Bio-Gärtners bezeichnet werden darf.

neembaum

Der indische Neembaum, eine wahre Wundertüte für den Bio-Gärtner

 

Das Neem, auch als Niem oder Margosa bekannt, stammt vom Azadirachta indica, dem indischen Niembaum, einem manchmal bis zu 40 Meter hohen Wunderbaum. Das Besondere am Niembaum ist die Tatsache, dass er im Grunde keine natürlichen Feinde hat. Er enthält in Rinde, Frucht, Blatt und Samen über einhundert verschiedene Inhaltstoffe, die in ihrer Wechselwirkung bislang noch immer nicht vollständig erforscht sind.  Die wichtigsten Inhaltstoffe für den Bio-Gärtner sind das Azadirachtin, das Salannin, Meliantriol, das Nimbin und Nimbidin.

 

Chemische Summenformel des Azadirachtin - Komplexität inbegriffen

Chemische Summenformel des Azadirachtin – Komplexität inbegriffen

Das Azadirachtin wird inzwischen in vielen biologischen Pflanzenschutzmitteln in reiner Einzelwirkstoffformulierung eingesetzt. Es führt zu einer Beißsperre  der Schädlinge, weiterhin führt es zur Unfruchtbarkeit der Weibchen und Entwicklungsdeformationen bei Larven. Salannin und Meliantriol werden häufig zusammen in Streumitteln angeboten. Sie wirken vorbeugend und vertreibend auf Bodenschädlinge, Falter an Wurzelgemüse und sogar Schnecken. Das Nimbin wie auch das Nimbidin haben eine anti-virulente Wirkungsweise und schützen Pflanzen während extremer Witterungsphasen vor Virusinfektionen. Wie man sieht bzw. ließt ist die Spannbreite des Neem doch erheblich, kein Wunder das es zur Grundausstattung des Bio-Gärtners gehört.

Die bereits erwähnten Pflanzenschutzmittel mit dem Einzelwirkstoff Azadirachtin sind bei aller Naturverbundenheit, nicht der Weisheit letzter Schluss. In der letzten Zeit häufen sich Mitteilung, das es zu Resistenzen in einigen Kulturen kommt. Hintergrund ist die Wirkungsweise als Einzelwirkstoff. Setzt man eine Neembrühe aus dem Neemmehl oder dem natürlich gepressten Öl des Samens an, kommt es zu keiner Resistenzbildung, da die komplexe Interaktion der vielen verschiedenen Inhaltstoffe eine Resistenzbildung vermeidet.

dickmaulruessler

Dem Dickmaulrüßler kann man ebenfalls mit Neem zu Leibe rücken

 

Die Anwendung des Neemmehls im zeitigen Frühjahr, wenn die Bodentemperatur zwischen 6 bis 12°C beträgt, wirkt sich besonders positiv auf die  Bekämpfung von Überwinterungsstadien von wollige Blutlaus, Kirschfruchtfliege, Pflaumenwickler, Walnussfliege und ähnlichen Schädlingen aus. Sie werden in ihrer Entwicklung gestört und schwärmen im späten Frühjahr nicht mehr aus dem Boden aus. Ebenfalls günstig ist eine Anwendung im April und Mai gegen die Larve des Dickmaulrüßlers.
Gemüsebeete können nach der Pflanzung dünn mit dem Neemmehl übersiebt werden, somit hält man Möhrenfliegen, Kohlweißlinge usw. von den Jungpflanzen fern. Ebenfalls schreckt das überstreuen mit Neemmehl Schnecken ab, ohne großartig giftige Stoffe einzusetzen.

 

Die Wundertüte Neem hält praktisch viele Möglichkeiten bereit, deren Vielseitigkeit wir bislang noch gar nicht richtig verstehen. Insofern wird uns in Zukunft noch viel Positives vom Alleskönner zu Ohren kommen.

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2 Kommentare

Karl Fingerhut 24.03.2017 - 13:33

Azadirachtin ist hoch Bienentoxisch. es erschüttert mich, dass hier dafür Werbung gemacht wird.

Mit besten Grüßen,

Ihr Imker Fingerhut

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Berliner Pflanzendoktor 30.03.2017 - 17:15

Auszug aus der Beurteilung des Julius-Kühn Institut:
Gegen viele Nützlinge wie parasitische Hautflügler und die Honigbiene zeigen Neemprodukte keine oder nur geringe Wirkung. Bei der Honigbiene traten in Flugkäfigversuchen nur in Kleinstvölkchen, wie sie zur Königinnenzucht Verwendung finden, Schädigungen bei der Brut in Erscheinung, während bei 3-Waben-Völkchen mit schätzungsweise etwa 1500-2000 Arbeitsbienen keinerlei negative Beeinflussung nachweisbar war (SCHMUTTERER & HOLST, 1987).

http://oekologischerlandbau.julius-kuehn.de/index.php?menuid=47

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