Naturnaher Garten Teil 2- Tiere im Garten

von Rieke
Ein tierfreundlicher Garten sieht nicht nur schön, lebendig und abwechslungsreich aus, sondern bietet auch Möglichkeiten für spannende Beobachtungen und trägt aktiv zum Artenschutz bei. Hier erfahrt Ihr, wie Ihr Euren Garten tierfreundlich gestalten könnt.

Um Deinen Garten auch für Tiere zu einem einladenden Ort zu machen, gilt es Lebensräume zu schaffen. In tierfreundlichen Gärten finden Tiere Nahrung, Unterschlupf- und Nistmöglichkeiten. Durch möglichst unterschiedliche Lebensräume und Strukturen im Garten sorgt Ihr für Artenreichtum, so brauchen Eichhörnchen und Vögel Bäume und Sträucher, Eidechsen mögen es trockenwarm, während die meisten Frösche es bekannterweise nass bevorzugen.

Lebensräume und Nistmöglichkeiten

  • Steine: Trockenmauern oder auch locker aufgeschichtete Steinhaufen sind selten geworden. Das ist schade,  denn sie bieten Schutz und Unterschlupf für viele Tierarten, die oft sehr nützlich und teilweise selten sind. Im oberen Bereich von Mauern können Vögel nisten und in den Ritzen und Hohlräumen eines Steinhaufens oder einer unverfugten Mauer fühlen sich schneckenfressende Kröten und nachtaktive Spinnen wohl, die sich auch oft von Schädlingen ernähren. Deshalb sind solche Steinhaufen in der Nähe Deines Gemüsegartens ideal. Du kannst auch immer mal wieder störende Steine aus den Beeten für den Haufen verwenden.  Besonders auch für sehr selten gewordene Tiere wie Zauneidechsen stellen Trockenmauern wichtige (Überlebens-)räume dar.
Durch einen einfachen teinhaufen bietet Ihr vielen Tieren einen Lebensraum. Foto: © Ursula Bauer

Durch einen einfachen Steinhaufen bietet Ihr vielen Tieren einen Lebensraum. Foto: © Ursula Bauer

  • Totholz: Nomen ist nicht Omen– Totholz ist, anders als der Name es vermuten lässt, ein sehr lebendiger Lebensraum, von dem zahlreiche Insekten profitieren. Es dient als Nahrung, Baumaterial oder Versteck. Ein schönes Beispiel ist der Nashornkäfer. Das beeindruckende Insekt ist auf Totholz angewiesen, denn seine Larven leben von zerfallendem, holzigem  Pflanzenmaterial. Der Käfer hat es schwer, denn ihm fehlt  in  „aufgeräumten“ Wäldern und Gärten seine Lebensgrundlage. Diesem Käfer und vielen anderen Tieren kannst Du ganz  leicht helfen, denn an Material für einen (Tot-) Holzhaufen mangelt es nicht. Du kannst  Zweige und Äste, Rinde, Laub, Baumschnitt und Baumstämme zu einem lockeren Haufen aufschichten. Hier können die  unterschiedlichsten Tiere einziehen. Auch für eine Beetumrandung kannst Du wunderbar Holz, Zweige und Schnittgut verwenden. Das sieht schön aus und bietet vielen Tierchen einen Lebensraum. Toll sind auch Benjeshecken, bei denen zwischen in den Boden getriebenen Pflöcken Strauch- und Baumschnitt  angehäuft wird. Eine dekorative und nützliche Art der Schnittentsorgung,  die ein echter Blickfang im Garten sein kann.
  • Wasser: Wasser im Garten bietet Lebensraum für zahlreiche Pflanzen und Tiere. Damit sind weniger die klassischen Teichfische gemeint, sondern eher Wasserinsekten, Libellen, Frösche und Kröten. Wenn Du einen Teich anlegst, achte auf eine amphibische Flachwasserzone und schaffe möglichst eine  Mindesttiefe von etwa einem Meter, sodass die Teichbewohner am frostfreien Gewässergrund den Winter überstehen können.  Auf steile Uferkanten solltest Du möglichst verzichten, da vielen  Lebewesen sonst der Wechsel von Land zu Wasser erschwert wird. Durch die  Bepflanzung mit Ufer- und Wasserpflanzen kannst Du die Ansiedlung vieler Tierarten unterstützen. Mehr Infos zum Anlegen eines naturnahen Teiches findet Ihr zum Beispiel hier beim NABU. Wenn Du nicht so viel Platz hast, kannst Du auch einen Miniteich in einem Bottich (schön sind alte Holzfässer oder Ähnliches) anlegen. So schaffst Du eine Wasserquelle für Insekten und Vögel. Mit Steinen lassen sich auch im Miniteich verschiedene Wassertiefen herstellen. Tipps findest Du HIER.
Nashornkäfer Gabriele Schmadel/PIXELIO

Die Larven des seltenen Nashornkäfers brauchen Totholz. Foto: Gabriele Schmadel/PIXELIO

Nahrungsangebot

Dein Garten kann ein wahres Feinschmeckerparadis für Tiere werden.

  • Sträucher und Hecken: Heimische Sträucher und Hecken dienen vielen Tieren als Ernährungsrundlage oder als Versteck und Nistmöglichkeit. Nicht heimische, immergrüne Pflanzen wie Rhododendron oder Kirschlorbeer, die in vielen Gärten zu finden sind, bringen für Raupen, Vögel,  Käfer und Schmetterlinge dagegen kaum Nutzen und Freude. Setze nach Möglichkeit auf Pflanzen wie Berberitze, Haselnuss oder Sanddorn. Eine nützliche Augenweide ist zum Beispiel auch der Weißdorn. Über 30 Vogelarten ernähren sich von seinen roten Beeren. Und keine Angst:  Heimische Sträucher sind leicht zu pflegen, robust und oft sehr schön.
Wildblumen im Garten sehen nicht nur schön aus, sondern bieten Insekten eine Nahrungsgrundlage Foto: © Ursula Bauer

Wildblumen im Garten sehen nicht nur schön aus, sondern bieten Insekten eine Nahrungsgrundlage. Foto: © Ursula Bauer

  • Wildblumen: Ein  Grund für das Insektensterben ist der Mangel an geeigneten Nahrungspflanzen.  Mit Wildblumen wie  Ringelblume, Borretsch, Dill oder Kornblumen könnt  ihr ein bunte Nahrungsgrundlage für Bienen Schmetterlinge und Co schaffen. Mehr dazu könnt ihr hier in meinem Artikel  lesen. Besonders nachhaltig sind natürlich Wildstauden, denn sie können draußen überwintern und für einige Jahre Freude bereiten. Dazu zählen zum Beispiel Schafgarbe, echtes Johanniskraut oder die rosafarbene Moschus-Malve. Du tust mit dem Pflanzen von Wildblumen und Stauden nicht nur den Tieren was Gutes: Bienen, Hummeln oder Schwebfliegen sorgen dafür, dass Nutzpflanzen wie Obstbäume oder Tomatenpflanzen bestäubt werden.

Unkraut und Schnecken – Bitte kein Gift

Auf chemische Spritzmittel solltest Du in einem tierfreundlichen Garten möglichst verzichten. Ihr Einsatz wird mit dem dramatischen  Insektensterben in Verbindung gebracht und kann auch bei anderen Tieren wie Hunden, Igeln und Katzen zu Vergiftungen führen. Alternative Möglichkeiten der Unkrautbekämpfung sind zum Beispiel das klassische Jäten oder das Ausbringen von Rindenmulch. Viele „Unkräuter“  dienen Insekten außerdem als wichtige Nahrungsquelle und Lebensraum. Schnecken wiederum lassen sich zum Beispiel durch den Anbau von Kamille oder das Ausbringen von Kalk in Schach halten.  Auch ein Hochbeet und Schneckenzäune sind Möglichkeiten Dein Gemüse hauptsächlich selbst zu essen. Gegen Mäuse können zum Beispiel Pflanzkörbe aus Draht helfen.

Gift und Schneckenkorn trifft nicht nur Nacktschnecken, sondern auch die nützliche und geschützte Weinbergschnecke und kann auch bei anderen Tieren zu Vergiftungen führen. Foto: © Ursula Bauer

Gift und Schneckenkorn treffen nicht nur Nacktschnecken, sondern auch die nützliche und geschützte Weinbergschnecke und kann auch bei anderen Tieren zu Vergiftungen führen. Foto: © Ursula Bauer

Andere Gefahren für Tiere

Auch auf andere Gefahren kannst du in Deinem tierfreundlichen Garten achten:

  • Kellertreppen werden von Tieren oft als Zufluchtsort genutzt. Sorge dafür,  dass die Tiere auch wieder herauskommen können, zum Beispiel durch eine Holzlatte am Rand.
  • Auch Kellerfenster oder Lichtschächte sollten möglichst mit einem feinmaschigen Gitter abgedeckt werden, damit Tiere nicht in den Schacht fallen.
  • Wasserstellen oder Gartenteiche sind eine Trinkquelle. Sorge mit einem flachen Ufer dafür , dass die Tiere nicht ertrinken.
  • Benutze möglichst keinen Stacheldraht zur Umzäunung . Vor allem für Vögel besteht Verletzungsgefahr
  • Verwende keine Laubsauger.  Kleintiere wie Spinnen und Insekten, aber auch kleine Igel oder Frösche, können aufgesaugt werden.

Von Menschen gemacht

Ihr könnt auch aktiv etwas bauen, damit sich verschiedenen Tiere in eurem Garten ansiedeln. Bekannt sind zum Beispiel Insektenhotels. Wildbienen und andere Nützlinge benutzen die Löcher und Röhrchen der Nisthilfe zur Brutablage. Hier findet ihr eine Tipps zum selber bauen.

Auch das Anbringen von  Nistkästen ist sinnvoll. Als Brutmöglichkeit oder Unterschlupf für gefiederte Besucher lassen sich Nistkästen ganz einfach an Bäumen, Balkonen oder Hauswänden anbringen. Es gibt ganz verschiedene Arten und Modelle, vom einfachen Brettchen für Schwalben bis hin zum großen Eulenkasten. Und auch für Fledermäuse gibt es die richtige Behausung. HIER findest Du verschiedene Bauanleitungen.

Vogeltränke:  Vogeltränken sind sehr nützlich als Trinkquelle oder für ein erfrischendes Bad an einem heißen Tag. Es gibt Vogeltränken im Handel, aber auch eine flache Schale oder Untersetzer eignen sich gut.

Igelbehausung: Durch eine naturnahe Gartengestaltung lockst Du Igel in Deinen Garten. Mit einfachen Mitteln kannst Du auch Unterschlüpfe für Igel einrichten. Hier beim aktion tier Igelzentrum  findest Du tolle Tipps für die igelfreundliche Gartengestaltung und dem Bau von Igelbehausungen.

Nisthilfen

Wildbienen nutzen die Nisthilfen zur Eiablage. Foto: © Ursula Bauer

Nicht zu viel aufräumen

Du hilfst den tierischen Bewohnern Deines Gartens besonders damit, wenn Du nicht zu rigoros aufräumst. Lasse ruhig ein paar Laub- und Reisighaufen in der kalten Jahreszeit liegen. Und auch Laub unter Hecken und Sträuchern oder Totholzhaufen bieten Tieren Unterschlupf und Lebensraum. Lasse auch verblühte Pflanzen und Stauden möglichst lange  stehen und schneide sie erst im Frühjahr. So bieten  sie bieten Nahrung für Vögel und andere Tiere. Ernte auch Obstbäume nicht komplett ab und mähe nicht übermäßig viel bzw. lasse  gerne Streifen mit „Wildwuchs“ stehen. Besonders die Brennnessel solltest Du nicht komplett aus Deinem Garten verbannen.  Für die Raupen von rund 50 Schmetterlingsarten, darunter Admiral, Tagpfauenauge oder kleiner Fuchs, sind bestimmte Brennnessel-Arten eine Futterpflanze. Außerdem kann man aus der Pflanze einen wertvollen Dünger in Form von Brennnesseljauche herstellen.

In diesem Sinne: #machwasdraus

Viele weitere Tipps und Infos findest Du hier: www.aktiontier.org

Tierfreundlicher Garten

 Foto Nashornkäfer: www.pixelio.de

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1 Kommentar

Mia 25.02.2019 - 18:47

Toller Artikel!! Ich hab total viele Ideen bekommen und freue mich, mit meinen Kindern zusammen ans Werk zu gehen 🙂
Mehr davon!
Mia

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