Unglaublich was man so alles entdecken kann, wenn man die gewohnten Wege verlässt. Letzte Woche war bei uns Familientreffen angesagt. Ein Teil der großen Cousin- und Cousinenschar lebt im Pott. Ein Umstand, der mir einen Blick auf den Umkleidehaken von Benedikt Höwedes beschert hat! Außerdem gibt es jetzt ein Foto von mir aus dem Presseraum des FC Schalkes 04. Das ist doch was, oder nicht, oder wohl, oder doch?
Viel schöner fand ich persönlich aber eine ganz andere Entdeckung. Am Morgen nach dem Fest, beim viel zu frühen Frühstück bei der „Omma“ fiel mein Blick, aus höchstens halbgeöffneten Augen, in den Nachbargarten. Das war nicht so schwierig, denn der Garten in dem ich saß war extrem aufgeräumt. Vereinzelte Büsche mit weitem Abstand, dazwischen brauner Rindenmulch, nichts woran das Auge hängen bleiben wollte oder könnte.
Nebenan dagegen herrschte eine bezaubernde Wildnis. Riesige Ramblerrosen hatten zehn Meter hohe Baumkronen erobert. Ein Lattenzaun mit Mützen aus alten Tontöpfen war zu sehen. Selbst gebaute Hochbeete mit einer Umrandung aus Gittergabionen gefüllt mit Tonscherben. Alte rostige Laternen standen wundervoll nutzlos in Reih und Glied. Eine lila Clematis berankte zusammen mit der Ramblerrose Veilchenblau einen alten Rosenbogen. An einem Baum ein Insektenhotel. Ein kleiner schattiger Teich. Ein Weidentippi als Kinderversteck. Was war ich froh, dass man im Pott die Nachbarn noch kennt und ich daher ungestört durch den verwunschenen Garten schlendern durfte.
Danach waren meine Augen weit geöffnet und ich bin mit neuen Ideen nach Hause gefahren. Die Hochbeete möchte ich auf jeden Fall nachbauen. In einer Gartenecke liegen noch einige alte Dachziegel herum und an kaputten Tontöpfen herrscht bei mir auch kein Mangel. Die reichen zwar noch nicht für ein ganzes Hochbeet, aber ein Anfang ist gemacht. Was machen Gartenmärkte eigentlich mit Tonscherben? Oder gibt es die überhaupt nicht mehr, weil Pflanzen nur noch in Plastiktöpfen angeboten werden? Vielleicht hilft auch ein Blick in die Kleinanzeigen und irgendwer will massig Tonscherben los werden. Ich werde es herausfinden. Und dann gibt es irgendwann auch im Horrorgarten ein Tonscherbenhochbeet mit perfekt klimatisierter Erde und viel Wohnraum für fleissige Insekten.