Dem Superfood auf der Spur

von Mel
Goji-Beere

Goji-Beere – schöne Blüten, aber sparriger Wuchs, kleine, bittere Früchte, die selbst von den Vögeln nicht gefressen werden

 

Ich weiß nicht wie es Euch geht, aber man stolpert in den Medien und im Netz immer wieder über neue Ernährungstrends hier oder Superfood da. Ich war noch nie ein großer Trendsetter, aber mich interessieren die Pflanzen die hinter den Produkten stecken. Da wir gerade in der Gartenvorplanung für 2016 sind, könnte es ja vielleicht interessant sein einige dieser „Superfoods“ selber anzubauen.

Was macht ein Nahrungsmittel überhaupt zum Superfood

Hype oder wahres Wunderfood?

Zitat aus dem Artikel oben:

„Eine einheitliche Vermarktungsstrategie für Superfoods gibt es nicht. Es ist kein großer Konzern oder eine Agentur, die hinter dem Hype steckt. Vielmehr ist der Bereich sehr unübersichtlich. Die Diskussion findet vornehmlich im Internet statt, Foodblogger schreiben gern darüber. Wer bei Amazon nach Büchern über Superfoods sucht, bekommt über 400 Treffer. Jeder Autor empfiehlt aber andere Superfoods. Oftmals bleibt unklar, nach welchen Kriterien er die Nahrungsmittel zusammengestellt hat.“

Es war gar nicht so einfach einen neutralen Link im Netz zu finden. Also was die einzelnen Lebensmittel/Körner/Beeren alles so können….und wo man die so kaufen kann. Erstaunlich! Da wird man ja nie wieder krank, wenn man die alle isst, oder doch und wo kommen die eigentlich her?

 

Gehen wir der Sache mal auf die Spur:

 

Die Acai-Beere ist eigentlich keine Beere sondern der Samen einer Kohlpalme aus Südamerika.

Zitat Wikipedia: „Seit 2005 wird die Frucht in den USA und Europa, im deutschsprachigen Raum unter der Bezeichnung „Acai-Beere“, als sogenanntes Superfood vermarktet.[7] Der Gehalt an Antioxidantien, Vitaminen und Mineralstoffen ist sehr hoch, aber nicht höher als in vielen anderen bekannteren Früchten.[7] Die versprochenen Wirkungen, von Gewichtsabnahme bis zur sexuellen Stimulation, sind nicht wissenschaftlich bewiesen.[8][7][9] Da die empfindlichen Beeren den Transport nach Europa nicht überstehen, sind die Açaí-Produkte, die in Deutschland als Superfood verkauft werden nur als Pulver, Saft oder Püree erhältlich.

Anbau im eigenen Garten: Ausgeschlossen! Müssen also mühsam importiert werden. Wie viele Vitamine gehen wohl beim Trocknen kaputt und ist das gut für die Umwelt?

 

Apfelbeeren/Aronia

Zitat Wikipedia: Aufgrund des hohen Flavonoid-, Folsäure-, Vitamin-K- und Vitamin-C-Gehalts[5] zählt(e) die Aronia in Polen und Russland zu den Heilpflanzen. In vitro wurde nachgewiesen, dass Fruchtextrakt von Aronia melanocarpa den oxidativen Stress, hervorgerufen durch Operation oder in verschiedenen Phasen der Chemotherapie, bei Patienten mit invasivem Brustkrebs dank seiner antioxidativen Wirkung signifikant reduziert.[6]

Zugegeben: Ich kannte sie bis vor Kurzem gar nicht. Als ich aber gelesen habe, dass man sie problemlos auspflanzen kann (und mir im Baumarkt plötzlich ein reduziertes und armselig aussehendes Exemplar begegnet ist) stand die Entscheidung fest: die darf in meinen Garten einziehen.
Tipp: Im Reformhaus gibt es fertigen Aroniasaft. Wer also unbedingt mal probieren möchte… 😉

 

Chia-Samen

Oh man – an denen kam man 2015 nicht vorbei. Chia hier, Chia da…ich konnte auch nicht widerstehen und habe mir welche gekauft. Die Chia-Samen sind eine Salvia/Salbeiart, die in Mexiko und Spanien angebaut werden. Liest man im Internet die ganzen Berichte, dann ist das das Wundermittel überhaupt.

Zitat Wikipedia: „„Chiasamen“ werden immer wieder als Superfood bezeichnet und mit verschiedenen Gesundheitsversprechen beworben,[11] die zum Teil als Marketing-Hype betrachtet werden. Bislang gibt es jedoch lediglich einige wenige Anzeichen für mögliche positive gesundheitliche Wirkungen. Eine abschließende wissenschaftliche Beurteilung ist daher nicht möglich. Keine Studie konnte bislang nachweisen, dass Chiasamen beim Abnehmen helfen.[12] Durch ihr Quell-Vermögen wirken sie allerdings wie Ballaststoffe und können ein sättigendes Empfinden oder eine stopfende Wirkung entfalten. Ihr Nährstoffgehalt und ihre Wirkung auf die Verdauung sind vergleichbar mit Leinsamen.[13]“

Anbau im Garten: Müsste, nach den Eisheiligen, möglich sein – ob sich das lohnt ist fraglich.

 

Cranberry

Gebt dem Kind den Namen Superfood und alles wird gut! OK, man kann wirklich nicht meckern und eigentlich müsste es allen schon lange bekannt sein, dass diese Beeren (übrigens genau wie Preiselbeeren) es in sich haben:

Zitat Wikipedia: „Kranbeerensaft kann möglicherweise durch bestimmte Inhaltsstoffe verhindern, dass sich Bakterien an die Oberflächen der Harnwege anheften; die Erreger finden so keinen Halt und können mit dem Harn ausgeschwemmt werden. Eine entsprechende anti-adhäsive Wirkung ist belegt.[11] Strittig ist jedoch, ob die Erreger, die durch Pili die Fähigkeit haben, sich auf Oberflächen anzuheften, auch für Harnwegsinfekte verantwortlich sind. So sind nicht alle Erreger, die Infekte verursachen, mit Fimbrien ausgestattet. Diese scheinen weniger bedeutend für Blaseninfekte als für Nierenentzündungen zu sein.[12] Andererseits ist belegt, dass sich durch den Genuss von Kranbeeren der Gehalt an entzündungshemmender Salicylsäure im Urin und Plasma erhöht,[13] zugleich wird durch die Salicylsäure und andere wieder ausgeschiedene organische Säuren der Harn angesäuert, was die Vermehrung von Keimen hemmen kann, erhöhte Flüssigkeitszufuhr oder ein diuretischer Effekt führt gleichzeitig zur raschen Ausschwemmung bzw. Verdünnung der Keimkonzentration.“

Anbau im Garten: Nicht ganz einfach! Die Pflanzen benötigen einen feuchten, sauren Boden in voller Sonne, der möglichst nährstoffarm sein sollte. Ich habe schon mehrere Versuche gestartet aus Samen (frische Beeren gibt es auch im Handel zu kaufen) neue Pflanzen zu ziehen und bin bisher immer gescheitert.

 

Goji-Beere

Die exotische Goji-Beere (oder auch gemeiner Bocksdorn genannt) wächst hier am Niedrrhein überall. An Autobahnen, auf dem Friedhof und sogar an Autobahnpfeilern. Dieses Exemplar sprengt gerade die Brückenplatten.

Goji-Beere

Seufz! Wenn die „exotische“ Gojibeere soooo extrem gesund ist, warum werden die Beeren dann nicht mal von Vögeln gefressen? Außerdem ist die gar nicht so exotisch, sie wächst hier am Niederrhein überall wild und wuchernd (siehe Foto oben).

Zitat Wikipedia:Traditionell nehmen die Chinesen getrocknete Bocksdornbeeren gegen hohen Blutdruck und Blutzucker, bei Augenproblemen, zur Unterstützung des Immunsystems und zur Vorbeugung und Behandlung von Krebs. Als Einzeldosierung werden 6 bis 15 Gramm der getrockneten Beeren als Absud, in Wein oder als Tinktur angegeben.[10]

In der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) werden Gojibeeren verwendet, um das Yin zu erhöhen. Bei Mangel an Yin in Leber und Nieren gibt es für sie in der TCM folgende Indikationen: Benommenheit, Diabetes, Anämie, Erkältungen, Erschöpfung, Impotenz, Müdigkeit, vorzeitiges Altern, Nachtschweiß, Potenzstörungen, Schwäche in Rücken und Knien, Schwindel, Tinnitus und Sehschwäche, Überanstrengung und Unfruchtbarkeit.“

Anbau im Garten: Ich finde sie sehr sparrig, sperrig und zu dornig für einen kleinen Garten. Mein Exemplar im Garten (Klimazone 7b) hat zwar immer etwas geblüht, aber Beeren waren kaum dran und selbst die Vögel wollten sie nicht fressen.

 

Quinoa

Selbst eine große Fastfoodkette hatte letztes Jahr Quinoaburger im Angebot. Holla! Die müssen ja megagesund sein?!

Zitat Wikipedia: Die mineralstoffreichen Blätter werden als Gemüse oder Salat verzehrt. Die senfkorngroßen Samen haben eine getreideähnliche Zusammensetzung, daher wird Quinoa − ebenso wie Amarant − als glutenfreies Pseudogetreide bezeichnet. Botanisch zählt Quinoa aber zu den Fuchsschwanzgewächsen, und es ist folglich eher mit dem Spinat oder den Rüben verwandt. Der Gehalt an Eiweiß und einigen Mineralien (besonders Magnesium und Eisen) übertrifft sogar den Gehalt bei gängigen Getreidearten. Das Aminosäurespektrum umfasst alle essentiellen Aminosäuren, darunter auch Lysin. Dagegen enthält Quinoa in den Samen kein Vitamin A oder C; die Fettsäuren sind zu über 50 Prozent ungesättigt. Es lässt sich gut anstelle von Reis verwenden.

Der Naturkosthandel führt Quinoa pur oder als Zutat in Müslimischungen. Für die Inkas war es ein Mittel gegen Halsentzündungen. Besonders für Menschen, die unter Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) leiden, bildet es einen vollwertigen Getreideersatz. Aufgrund dieser Eigenschaften ist es für Allergiker geeignet und in der vegetarischen sowie veganen Küche sehr beliebt. Quinoa eignet sich auch für die Herstellung von glutenfreiem Bier.“

Anbau im Garten: Da man sogar die Blätter verarbeiten kann, lohnt sich auf alle Fälle ein Versuch. Um Samen ernten zu können, müssen diese aus den Ähren gedrescht werden und da man Großpackungen in Reformhäusern schon für einige Euro bekommt, lohnt sich eventuell der Aufwand nicht. Für alle, die an einer Weizenunverträglichkeit leiden, könnte Quinoa eine gute Alternative werden, da man die Samen gut zu Mehl verarbeiten kann.

Für alle, die jetzt Lust auf Quinoa haben: Hier findet Ihr tolle Rezepte!

 

 

Man muss nicht immer Saatgut kaufen, viele keimfähige Samen gibt es auch im Handel oder den Reformhäusern zu kaufen

Man muss nicht immer Saatgut kaufen, viele keimfähige Samen gibt es auch im Handel oder den Reformhäusern.


Und jetzt mal zum heimischen Superfood


Ich habe letzten Monat Sprossen auf der Fensterbank ausgesät und inzwischen mein Sortiment noch um Amaranth und Leinsamen ergänzt. Warum immer in die Ferne schweifen, wenn das Gute so einfach zu ziehen ist? Hier kommen meine persönlichen Favoriten:

Der Amaranth wächst mit der Sonnenblume um die Wette

Der Amaranth (mittig im Bild) wächst mit der Sonnenblume um die Wette

Amaranth

Wie Quinoa ist Amaranth auch ein vielseitiges Pseudogetreide das man mahlen, backen und „puffen“ kann. Die Blätter werden wie Spinat zubereitet und die Pflanzen sind nicht nur ein Hingucker in Bauerngärten, sie sind auch sehr pflegeleicht. Ich hatte einige Samen in einer Bauerngartenmischung und die sind mir echt um die Ohren gewachsen. Es gibt verschiedene Sorten, u.a. auch eine superschöne rotblättrige mit pinken Samen. Das Ernten der Samen macht keinen Spaß, weil man die Ähren erst trocknen und dann dreschen muss. Lecker sind sie auf alle Fälle und in guten Reformhäusern oder Drogeriemärkten sind die Samen zu einem fairen Preis zu erhalten.

Lust auf Rezepte?

 

Alfalfa

Ist eine Luzernenart, die u.a. auch als Gründünger verwendet wird. Die Sprossen sind superlecker und sehr „gehaltvoll“. Sie haben das absolute Zeug zum Superfood und sind im Garten leicht anzubauen. Ob es sich lohnt die Samen zu ernten ist wieder die Frage und da man die Blätter nicht verarbeitet, freut sich wohl nur der Garten und die Insekten über den Anbau.

Wissenswertes

 

Leinsamen

oder Quinoa?! Die Qual der Wahl, aber wer einmal die superschönen, blauen Blüten der Pflanzen gesehen hat, für den wird es eine Ehre sein, die Pflanzen im eigenen Garten anzusiedeln. Diese uralte Heilpflanze lohnt sich zwar auch nur bedingt zu beernten, aber die Inhaltstoffe sprechen einfach für sich:

So viel steckt in Leinsamen

Tipp: Als Sprossen schmecken Leinsamen auch sehr lecker und sind nicht ganz so dominat wie Linsensprossen (sie schmecken nach frischen Erbsen).

 

Ich könnte noch ewig weiter machen, aber vielleicht begebt Ihr Euch selber mal auf die Suche. Wusstet Ihr z.B. dass das Gänseblümchen auch eine alte Heilpflanze ist und superlecker in Salaten schmeckt? Vielleicht sollten wir es wirklich so machen wie in der Welt beschrieben:

Warum wir alle mehr Unkraut essen sollten!

 

Ich wünsche Euch einen guten Appetit. 🙂

Eure Mel

 

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