Blattläuse

Henkersmahl für Schädlinge – Wirkungsweise von Insektiziden

von Jens

In jedem Jahr das Selbe, sobald wir unseren Balkon hergerichtet haben oder der Garten in seiner vollen Schönheit üppig sprießt und blüht, verderben uns die Schädlinge den Spaß an der von uns geschaffenen Natur. Dann bleibt uns nichts weiter übrig, als den gröbsten Befall wegzuschneiden und zu hoffen, dass die befreundeten Nützlinge in diesem Jahr zahlreich auftreten und uns von diesem zerstörerischen Usurpator befreien. Die Alternative ist die Selbstverteidigung, sprich der Griff zu einem geeigneten Insektizid und die Vernichtung der ungewollten Eindringlinge. Doch was passiert eigentlich mit den Schädlingen, wenn wir ihnen im Sinne Besitzwahrung entgegentreten?

Blattläuse

Insektizide, welche zum aktuellen Zeitpunkt für den Hobbygärtner zugelassen sind, kann man unterteilen in die Gruppe der Neonicotinoide, der Pyrethroide, organische Phosphorverbindungen, chlorierte Kohlenwasserstoffe, wie auch unsere biologischen Spritzmittel aus Salzen und Fettsäuren.

Zu den ältesten noch zugelassenen Insektiziden gehört der Wirkstoff Dimethoat, eine organische Phosphorverbindung, den wir zum Beispiel in den Präparaten Bi58 sowie Lizetan Schädlingsstäbchen finden. Der Wirkstoff kam 1958 auf dem Markt und gehört zu den Carbamaten und Phosphorsäureestern. Der Wirkstoff hemmt im Nervensystem des Schädlings den Abbau des Acetylcholin, somit kommt das Insekt in einen Dauererregungszustand, welches das Nervensystem überlastet und schließlich zur Lähmung und zum Tode führt. Ein prinzipielles Sekunden-Burn-Out mit letalen Folgen.

Ganz gegenteilig wirken die Neonicotinoide, deren bekanntesten Wirkstoffe das Thiacloprid sowie das Acetamiprid sind. Diese Wirkstoffe sind u.a. in den Präparaten Careo Schädlingsfrei oder Calypso Schädlingsfrei enthalten. Die Neonicotinoide verhindern, dass das Acetylcholin als Botenstoff der Reizübertrag im Nervensystem sich an die Synapsen bindet. Aus diesem Grund findet keine Reizübertragung mehr statt. Es tritt eine Lähmung ein, die als Folge zum Tode des Schädlings führt. Ein Knock-Out in der ersten Runde mit tödlichem Ausgang.

In die gleiche Wirkungsweise fallen die chlorierten Kohlenwasserstoffe, deren einziger noch zugelassener Vertreter der Wirkstoff Abamectin ist. Abamectin ist ein Stoffwechselprodukt eines Pilzes, der einen anderen Botenstoff im Schädling, den Rezeptor für gamma-Aminobuttersäure, hemmt und somit ebenfalls zur Lähmung des Schädlings, in der Regel Spinnmilben, führt.

Die größte Gruppe der Insektizide beschreiben die Pyrethroide. Sie werden aus den Blütenköpfen von Chrysanthemen gewonnen und haben in ihrer natürlichen Form den Nachteil nicht Licht- bzw. UV-stabil zu sein. Aus diesem Grund werden die Pyrethroide chemisch synthetisiert und als Analoga namens Pyretroide, ohne „H“, in den verschiedenen Pflanzenschutzmitteln verwendet. Präparate mit Pyrethroiden oder auch Pyretroiden bietet jeder Pflanzenschutzhersteller an. In ihrer Wirkung sorgen sie dafür dass die Natrium-Ionen-Kanäle einer Nervenzelle dauerhaft geöffnet bleiben, so dass die Nervenzelle eines Schädlings, nachdem ein Reiz weitergeleitet wurde, nicht wieder in ihr Ruhepotential übergehen kann. Das Aktionspotential bleibt erhalten. Muskulatur und Nerven bleiben dauerhaft erregt und führen schließlich zu einer Überlastung, Lähmung und dem Tod. Eine Runde Ecstasy mit dem totalen Zusammenbruch auf dem Dancefloor.

Wer nun glaubt, nur chemische Insektizide ziehen eine Spur des Horrors und der Verwüstung hinter sich her, der sollte schnellstens seine rosa Brille absetzen. Zugelassene Präparate für den biologischen Landbau haben lediglich eine geringe Auswirkung auf die Umwelt, die Zielsetzung bezüglich der Vernichtung der unliebsamen Schädlinge bleibt aber die Gleiche. Der Wirkstoff Azadirachtin, besser bekannt als Neem, führt zum Beispiel zu einer hormonellen Störung des Schädlings. Er verhindert die Eiablage und sorgt für eine Missbildung der Schädlinge in der embryonalen Phase. Das Contagan für Schädlinge.

Zu guter Letzt haben wir noch unser Hausmittel, die Seifenlösung. Im Bereich es Pflanzenschutzes sind dies die Kali-Seifen, welche während einer Saponifikation von Kaliumsalzen und Fettsäuren entstehen.  Die Kali-Seifen zerstören die Außenhaut der Insekten, so dass die Zellinhaltsstoffe austreten, außerdem werden die Atmungsorgane geschädigt.  Kaliseifen wirken nur in der wässrigen Phase, deshalb sollten sie am frühen Morgen oder in den Abendstunden ausgebracht werden. Der Abtötungseffekt bzw. das Aufplatzen erfolgt dann sehr schnell, Alien lässt grüßen.

 

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5 Kommentare

Elke 10.06.2014 - 11:41

Und was mach ich nun mit den armen Schädlingen?
Lasse ich sie einfach fressen?

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SE
SE 11.06.2014 - 10:33

haha – eine Runde Ecstasy für die Schädlinge…;-)
Ein großartiger Beitrag, Jens!

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pflanzendoktor 11.06.2014 - 10:45

Sehr geehrte Elke,

welche Entscheidung man trifft, ob man Schädlinge bekämpft und lieber doch nicht, ist natürlich immer die eigene persönliche Entscheidung. Der Beitrag sollte nur beleuchten, was eigentlich im Rahmen einer Pflanzenschutzmaßnahme passiert, zwischen Schädling und jeweiligen Wirkstoff. Schließlich wird selten jemanden geben, der Ihnen erläutert auf welche Weise Insektizide wirken…

Im Übrigen ist die Bekämpfung mit Nützlinge ein gleicherweise grausames Schauspiel, jedoch eine natürliche Räuber-Beute-Beziehung, die sich der Mensch zu nutze macht.

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Klaus Hitzenberger 13.12.2017 - 19:21

Hallo Jens.
Ich habe meine Zitronenbäume im Keller eingewintert und heute bemerkt dass ich Schildläuse auf meinen Pflanzen habe. Alles im Anfangsstadium.
Welches Insektizid kannst du da empfehlen. Ich gieße die Pflanzen jetzt aktuell mit Celaflor-Careo, also Acetamiprid.Ist die Erfolgsquote groß? Gewöhnen sich die Tiere an das Gift? Wann ist das Gift wieder aus den Pflanzen?
Ich hoffe ich beanspruche Deine Zeit nicht zu viel. Schöne Grüße, Klaus Hitzenberger

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Gartenblogger 19.11.2019 - 07:54

Hallo Klaus,
entschuldige die späte Rückmeldung. Leider ist Jens nicht mehr aktiver Blogger und Insektizide nicht unser Spezialgebiet.

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