Beim Thema Rasen gehen die Meinungen meistens weit auseinander und das eine oder andere Gemüt kann dabei in emotionale Wallung geraten. Ist das allgemeine Gärtnern bereits zum Breitensport der Nation geworden, so ist das satte Grün die elitäre Krönung des Gartensports. Nichtsdestotrotz schleichen sich auch beim routiniertesten Hobbygärtner kahle Stellen, gelbe Flecken, Moos, Unkraut und Rasenfilz ein. Vielleicht der richtige Augenblick um sich im Mai ein paar Gedanken über den Rasen zu machen.
Zu Beginn sollte man eines feststellen und im Hinterkopf behalten, Rasen ist eine menschliche Erfindung, die in dieser Form in der Natur nicht vorkommt. Im Rasen haben wir Gräsergemeinschaften zusammengefügt, die spezielle Wuchsformen und Standortansprüche haben, damit wir einen dichten und grünen Rasen bekommen. Biogeografisch würden sich diese Rasenarten in der freien Wildbahn nicht treffen und friedvoll nebeneinander wachsen.
Welche Gräser in den jeweiligen Mischungen enthalten sind, ist kein großes Geheimnis. Auf der Bodenseite der Verpackungen weisen die Hersteller stets die Rasenart, die Sorte und ihren prozentualen Anteil aus. Wer zu diesem Zeitpunkt weiß, wie die einzelnen Gräser wachsen und welche Eigenschaften sie haben, kann sich schnell ein Bild machen, ob die angebotene Rasensaatmischung etwas für den eigenen Garten ist und braucht sich nicht von verführerischen Handelsnamen wie „Superrasen“ usw. in die Irre führen lassen.
Die gängigsten Rasenarten sind das deutsche Weidelgras (Lollium perenne), der Rotschwingel (Festuca rubra), die Wiesenrispe (Poa pratensis) und neuerdings auch der Rohrschwingel (Festuca arundinacea). Das deutsche Weidelgras findet man beinahe in allen Mischungen, weil es eine sehr kurze Keimzeit und Auflaufdauer hat. Aus diesem Grund wird es sehr häufig in die Mischungen mit hineingenommen, damit der Kunde ein schnelles Erfolgserlebnis bekommt, wenn er die ersten grünen Halme sieht.
Deutsches Weidelgars hat leider aber den Hang zum Verhorsten – sprich breite Rasenbüschel zu bilden, die leider keine zusammenhängende Rasenfläche ergeben, sondern vielmehr den Charakter einer Wiese darstellen. Genau das, was die alte Berliner Tiergartenmischung eigentlich ist.
Der Rotschwingel wird besonders gerne in Schattenmischungen verwendet, da diese Gräser mit weniger Licht auskommen. Sie können über Ausläufer eine schöne dichte Rasennarbe entwickeln, haben aber natürlich auch einen Nachteil: sie sind nicht trittfest. Schattenmischungen sind daher nur selten zum Spielen und Toben geeignet.
Der Star jeder Rasensaatmischung ist die Poa pratensis, die Wiesenrispe. Sie braucht bis zu vier Wochen um aufzulaufen. Ist sie aber erstmal da, dann vermehrt Sie sich durch Düngegaben sehr schnell und bildet über Wurzelausläufer eine trittfeste, grüne Rasenfläche.
Seit ein paar Jahren tragen die Hersteller auch den extremen Sommertemperaturen Rechnung und benutzen vielfach den Rohrschwingel. Eine Grasart, die eine hohe Trockenresistenz aufweist, sich auf sandigen Böden gut entwickelt, jedoch vom Blatt etwas breitblättrig und stumpf wirkt.
Hat man die richtige Rasenmischung gefunden und das schnieke Grün erstrahlt im Garten, geht es an die Pflege. Rasen sollte 8 bis 12 cm tief wurzeln und nicht jeden Tag bewässert werden. Dies hält die Rasenwurzel kurz und an besonders heißen Tagen vertrocknet der Rasen dann schneller als man gucken kann. Rasen sollte ein- bis zweimal in der Woche, je nach Witterungsbedingungen, lang und tiefgründig bewässert werden, damit die Rasenwurzeln der Feuchtigkeit in den tieferen Boden folgen. Düngen sollte man mindestens dreimal im Jahr: im April, Juni/Juli und September/Oktober. Sollten im Sommer Phasen mit viel Regen auftauchen, ist eine vierte Zwischendüngung nicht verkehrt, weil es durchaus sein kann, dass durch die starken Regenfälle wichtige Nährstoffe ausgespült werden.
Mähen sollte man selbstverständlich regelmäßig, stets auf einer Höhe von 4 bis 5cm – in heißen Phasen nur auf 5 bis 6cm. Statt Unkräuter durch Rasenherbizide wegzusprühen, kann man auch durch einen kleinen Trick beim mähen, die meisten Unkräuter klein bekommen. Zuerst mäht man in einer kühleren Phase die Rasenfläche auf 3 cm runter, lässt den Rasen dann auf 6cm hochwachsen und mäht dann wieder auf 3 cm runter. Diesen extremen Wechsel machen die Gräser mit, aber viele Unkräuter mögen das gar nicht.
Um Moos zu vermeiden, sollte auf die Bewässerungsempfehlung geachtet werden, sowie auf das regelmäßige Düngen. In den meisten Fällen wächst das Gras einfach zu langsam, so dass Moos entstehen kann. Vielfach ist die Bodenqualität auch zu geringwertig, so dass keine optimale Nährstoffspeicherung erfolgt. Abhilfe schafft das regelmäßige Aufbringen (jährlich ein- bis zweimal) von Bodenaktivatoren oder anderer organischer Substanzen wie z.B. Komposterden.
Rasenfilz entsteht häufig auf sandigen oder auch sauren Böden. Eine regelmäßige Kalkung vermeidet die Filzbildung und eine monatliche Bearbeitung der Rasenfläche mit einem Rasenlüfter (sieht aus wie ein Rasenmäher, hat aber anstatt eines Schneidemessers eine Drahtbürste) beseitigt den Rasenfilz sehr schnell ohne die Rasennarbe zu verletzen.
4 Kommentare
Hier habt immer tolle tips,ich bräuchte mal Tips
was die lieben Schnecken im Garten angeht
Bei dem Regen fûrchterlich die Fressen ja alles an
Lg S Jansen
Hi S. Jansen,
unsere liebe Gosia hatte vor einiger Zeit etwas zum Thema „Schnecken“ geschrieben. Vielleicht hilft Dir das ja ein bisschen weiter:
http://diese-rombergs.de/oh-schreck-ein-schneck/
Gruß
Sascha
diese Rombergs
Hallo,
vielen Dank für diese tollen Tips!
ABER wie werde ich Klee und Löwenzahn im Rasen „endgültig“ los???
GRuß
Björn
Hallo Björn,
Klee gehört zu den Anzeigerpflanzen und Stickstoffsammlern. Logische Konsequenz, Klee im Rasen deutet auf eine Unterversorgung der Gräser durch Stickstoff hin. Lustiger Weise kann dies passieren, obwohl man regelmäßig düngt. Dies liegt dann an den enthaltenen Stickstoffformen des Rasensdüngers. Hohe Anteile an Nitrat- wie auch Ammoniumstickstoff sorgen für eine gute Versorgung und einem Luxuskonsum der Gräser, werden aber zu schnell ausgespült, umgesetzt oder bodenchemisch anders verarbeitet. Durch eine hohe aber gleichmäißge Zufuhr an Stickstoff im Rasen vermeidet man langfristig die Bildung von Klee. Mineralische Rasendünger sollten neben Nitrat und Ammonium ebenfalls Carbamidstickstoff oder Isodurstickstoff enthalten. Eine gute langfristige Düngung erreicht man ebenfalls mit sehr guten organischen Rasendüngern.
Löwenzahn ist in der Regel eine Folge des zu häufigen und dann zu tiefen Mähens. Die Samen des Löwenzahns (Pusteblume) haben dann freie Bahn, um auf dem Boden zu keimen, da sie sich nicht in den Gräsern verfangen. Bevor man das Mähverhalten ändert, muss natürlich der Löwenzahn erstmal ausgestochen werden oder man behandelt die Fläche mindestens zweimal chemisch mit Herbiziden gegen zweikeimblättrige Unkräuter auf Rasenflächen.