Bei einem Besuch im Harz steht er auf der To-Do-Liste meist ganz weit oben: der Brocken. Der höchste Berg Norddeutschlands hat aber nicht nur einen herrlichen Blick übers Land zu bieten, sondern auch einen kleinen, aber feinen botanischen Garten.
Wer auf den Brocken wandert oder fährt, möchte am liebsten die Landschaft genießen. An sonnigen, klaren Tagen kann man kilometerweit ins Land blicken, auf Felder, Wiesen, Städte und Flüsse. Und auf jede Menge Wald.
Ab und zu ist ein lautes Tuuut-thhhuuuht! zu hören. Dann taucht die schwarze Dampflok der Brockenbahn, der nostalgischen Harzer Schmalspurbahn, zwischen den Nadelbäumen auf und dreht noch eine Runde um den Gipfel, bevor sie am wohl höchst gelegenen Bahnhof im Norden Deutschlands ankommt.
Auf dem Berg selbst gibt es aber auch einiges zu sehen. Die meisten Besucher zieht es gleich bis zur Spitze und zur Brockenherberge mit ihrem Restaurant und der Aussichtsplattform, zur 123 Meter hohen Sendeanlage mit ihrem von weither sichtbaren, rot-weiß geringelten Mast oder ins Besucherzentrum Brockenhaus. Dort erfährt man interessantes über die klimatischen, geologischen und historischen Besonderheiten des 1142 Meter hohen Blocksbergs, wie der Brocken auch gern genannt wird.
Botanischer Garten auf dem Brocken
Eine eher weniger bekannte Sehenswürdigkeit auf dem Brocken ist der Brockengarten. Er liegt ein wenig abseits vom Trubel und den breiten Wegen, in unmittelbarer Nähe der Station des Deutschen Wetterdienstes. Im Brockengarten kann man mit wenigen Schritten die alpine Welt umrunden: von den Anden über die europäischen bis hin zu den neuseeländischen Alpen.
Etwa 1500 Pflanzen wachsen nach Angaben des Nationalparks Harz auf dem Gelände, sie alle eint ihr natürliches Habitat: das Hochgebirge. Dort sind die Wachstumsbedingungen nicht gerade ideal – doch diese Überlebenskünstler haben es geschafft sich daran anzupassen.
Und sehen dabei auch noch entzückend aus mit ihren oftmals winzigen Blättern und Blüten!
Als botanischer Garten hat es sich auch der Brockengarten zur Aufgabe gemacht, bedrohte und seltene Pflanzen zu schützen, zu vermehren und sie mit anderen Einrichtungen dieser Art zu tauschen. Eine ganz besondere Blume ist deutschlandweit nur hier Zuhause: die Brockenanemone, die mit ihren weißen Blüten im Mai den Frühling im Brockengarten einläutet.
Einer der ältesten alpinen Gärten Europas
Gegründet wurde der Brockengarten im Jahr 1890 von Albert Peter, Botanik-Professor und Direktor des Botanischen Gartens der Universität Göttingen. Die Anlage sollte nicht nur Lehr- und Forschungszwecken diesen, sondern auch der Öffentlichkeit zugänglich sein.
Durch die Teilung Deutschlands und die Errichtung des militärischen Sperrgebietes verlor der Garten jedoch nach und nach diese Funktionen – und damit auch seine Artenvielfalt: Fast 20 Jahre lang blieben die Beete ungepflegt, Gras überwucherte sie und verdrängte immer mehr die seltenen Pflanzen.
Erst nach der Wende konnten die Nationalparkverwaltung sowie die Botanischen Gärten der Martin-Luther-Universität Halle und der Georg-August-Universität Göttingen die verwaisten Flächen wiederbeleben. Rund 90 Arten konnten die Mitarbeiter aus dem ursprünglichen Bestand retten.
Besuchszeiten und Führungen
Wer den Brockengarten besuchen will, muss jedoch zur rechten Zeit am Gipfel sein. Das Gelände kann nämlich nur mit einer Führung erkundet werden – und die gibt es nur an Werktagen montags bis freitags, jeweils um 11.30 Uhr und um 14 Uhr. Treffpunkt ist am Eingang zur Wetterwarte.
An Feiertagen und den Wochenenden kann man den Garten in Kombination mit der Ranger-Führung auf dem Brocken-Rundwanderweg besuchen.
Grundsätzlich ist der Brockengarten nur von Mitte Mai bis Mitte Oktober geöffnet. Der Eintritt ist frei.