Frisch geerntete Tomaten schmecken einfach am besten. Wir zeigen dir, wie du sie selbst anbauen kannst – im Garten und auf dem Balkon. Teil 2: Tomaten pikieren.
Ende März habe ich meine Tomaten ausgesät und die Anzuchtschalen auf die Fensterbank gestellt. Zu Beginn sorgten noch die Heizung und das Mini-Gewächshaus für ausreichend Wärme. Sonne war zunächst eher Mangelware. Das war nicht so schlimm, denn die Tomaten brauchten ja ein paar Tage zum Keimen.
Für mich ist das mit die aufregendste Zeit im Gartenjahr: Morgens, mittags und abends halte Ausschau nach einem Fitzelchen Grün. Jeden Tag – und auch schon am ersten Tag – obwohl ich natürlich weiß, dass Tomaten in der Regel sieben bis zehn Tage zum Keimen brauchen.
Nach einer knappen Woche und viel Hoffen und Bangen war es endlich soweit: Die erste Ampeltomate guckte an Tag sechs aus der Erde!
Nach und nach gesellten sich dann auch die anderen Sorten hinzu: Die Cocktailtomaten Black Cherry und Ruthje kamen ein paar Tage später, nur die Wildtomate Aurantiacum ließ mich wirklich zappeln. Ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben, als sie nach zwölf (!) Tagen endlich ein Lebenszeichen gab.
Inzwischen haben sich die Pflänzchen bei viel Licht und Wärme toll entwickelt. Die herrliche Frühlingssonne, die vormittags durch das Fenster schaute, hat ihr Wachstum deutlich beschleunigt.
Ich hoffe, deine Tomaten sind inzwischen auch prächtig herangewachsen? Dann können wir uns ja um den nächsten Schritt in der Tomatenanzucht kümmern: pikieren!
Warum du Tomaten pikieren solltest
Tomaten brauchen viel Platz, um zu wachsen und zu gedeihen. In der kleinen Anzuchtschale wird es ihnen nun schnell zu eng. Die Jungpflanzen nehmen sich Licht und die wenigen Nährstoffe weg, die die Anzuchterde ihnen bietet.
Daher solltest du sie pikieren, also vereinzeln, und in Töpfchen mit normaler Pflanzenerde umsetzen, die ihnen für die weitere Entwicklung genügend Nährstoffe bietet.
So erkennst du richtigen Zeitpunkt zum Pikieren
Tomaten werden pikiert, wenn sich das erste Paar Tomatenblätter gebildet hat.
Achtung: Damit sind nicht die länglichen, ovalen Blätter gemeint, die sich zuerst gezeigt haben. Das sind die Keimblätter der Tomate.
Die „richtigen“ Tomatenblätter sind gefiedert, leicht behaart – und riechen schon herrlich nach Tomate, wenn du darüber streichst! Je nach Standort haben sie sich zwei bis drei Wochen nach der Keimung entwickelt.
So vereinzelst du Tomaten
Tomaten pikieren geht ganz einfach – vor allem, wenn du die Samen nicht zu dicht gesät hast.
Ich halte dabei die Pflanze am Blattansatz mit Daumen und Zeigefinger vorsichtig fest.
Dann schiebe ich den Pikierstab aus dem Profi Anzucht-Set unter die Wurzeln, lockere die Erde und hole das Pflänzchen mit Hilfe des Stabes aus der Anzuchtschale.
Wenn ich mehr als ein Pflänzchen erwischt habe, ziehe ich die Wurzeln vorsichtig auseinander. Wenn die feinen Haarwurzeln dabei abbrechen, ist das kein Problem.
Oft wird empfohlen, die Wurzeln auf vier Zentimeter zu kürzen, wenn sie zu lang sind. Dadurch soll nicht nur das Wachstum angeregt werden. Es erleichtert auch das Eintopfen.
Dafür fülle ich einen kleinen Blumentopf mit Erde, bohre ein Loch in die Mitte und setze die Tomate gerade ein. Auch hier ist ein Pikierstab hilfreich: Mit ihm kann ich die Wurzeln vorsichtig in das Loch hineinschieben und ausrichten.
Grundsätzlich buddel ich die Tomaten bis zu den Keimblättern ein. Das macht die Pflanze stabiler. Zudem kann sie am Stängel weitere Wurzeln ausbilden – und sich so besser mit Wasser und Nährstoffen versorgen.
Zum Schluss drücke ich das Substrat fest und gieße die Pflanze gut an, bevor ich sie wieder zurück auf die Fensterbank stelle.
Ach ja: Beschriften nicht vergessen!!!
Warum Tomaten erst ab Mitte Mai nach draußen dürfen
Die kommenden Wochen verbringen die Tomaten weiterhin auf ihrem angestammten Platz auf der Fensterbank, bis sie dem Töpfchen entwachsen sind und in die Kisten umziehen. Aber erst in der zweiten Mai-Hälfte werde ich sie endgültig auf den Balkon stellen.
Der Grund: Tomaten sind frostempfindlich. Auch wenn die Temperaturen inzwischen tagsüber recht sommerlich sind, können bis zu den Eisheiligen doch noch kalte Nächte drohen. Und das würde die ganze Anzucht zunichte machen.
Damit sich die Tomatenpflanzen aber schon mal an ihr Sommerdomizil gewöhnen, stelle ich sie ab Mai stundenweise nach draußen an einen windgeschützten, noch nicht allzu sonnigen Ort. So können sie sich langsam an das Klima gewöhnen und bekommen später auch keinen Sonnenbrand.
Viel Erfolg!
In diesem Sinne: #machwasdraus!