Ok, Weihnachtskaktus kennen wir alle, Alpenveilchen und Gummibaum stehen fast in jeder Wohnung. Habt ihr euch eigentlich mal Gedanken gemacht, wie diese Namen entstanden sind und ob sie überhaupt zu der Pflanze passen?
Fangen wir mal bei den Alpenveilchen an! Die wachsen gar nicht in den Alpen sondern in einem Gebiet von Nordafrika über Westasien bis Südost-Europa in milderen Gebieten. Interessante Sache oder? Mehr Infos: http://de.wikipedia.org/wiki/Zimmer-Alpenveilchen
Stellt Euch mal vor, ihr habt Schnupfen und die Nase läuft! Wäre ein Taschentuchbaum dann nicht eine super Sache? Theoretisch natürlich, aber wie ihr vielleicht ahnen könnt, kann man sich mit den Blüten leider nicht die Nase putzen. Sehen die Blüten wirklich aus wie Taschentücher? Er trägt – laut Wikipedia – auch den Namen „Taubenbaum“, aber schaut mal selber: http://de.wikipedia.org/wiki/Taschentuchbaum
Ohrensessel sind out, aber wie wäre es mal mit grünen „Elefantenohren“? Die Familie der Alocasien ist riesig und wenn man genau hin sieht, dann ist das mit der Namensgebung schon einigermaßen in Ordnung oder? Wikipedia kennt sie unter: Wikipedia: Pfeilblätter …na was denn jetzt?
Musa bananarama, Musa tropicana…um die Kunden in Sommerstimmung zu versetzen, lässt sich der Handel echt was einfallen. Die Namen sind alle vollkommener Quatsch. Die Bananenpflanzen sind meistens ganz normale Musa accuminata, von denen es X unterschiedliche Variationen gibt. Musa Südseeserianus fehlt eigentlich noch, das wäre doch mal sehr kreativ.
Bei den Palmen stößt man auch oft auf interessante Namensgebungen. Das fängt an bei der Zwergpalme (Chamaerops humilis), die zwar in Kübelhaltung sehr langsam wächst, aber am Naturstandort – und in einem ausreichend großen Kübel auch über 3 Meter groß werden kann und geht weiter über die meistverkaufte Palme für draußen – der Hanfpalme. Nein, die hat mit dem Hanf an sich überhaupt nichts zu tun und ob man das hanfähnliche Geflecht am Stamm rauchen kann, entzieht sich meiner Kenntnis. Fischschwanzpalme (Caryota mitis) muss man nicht erklären, die sieht wirklich so aus und die Weihnachtspalme kann man nur bedingt als Weihnachtsbaumersatz nutzen . Ihren Namen trägt sie, weil sie an ihrem Naturstandort in Australien meistens zur Weihnachtszeit Blüten bildet.
Wer schläft denn da?
Wusstet hr, dass alle Pflanzen mit gefiederten Blättern nachts quasi schlafen gehen? Das, was die Mimose bei Berührung macht, machen die anderen zum Schutz vor Verdunstung und Beschädigung. Flammenbäume (Delonix regia) http://de.wikipedia.org/wiki/Flammenbaum, Gewürzrinde (Cassia …) http://de.wikipedia.org/wiki/Kassien und sogar Orchideenbäume, die auch Kamelfußbäume genannt werden http://de.wikipedia.org/wiki/Bauhinien falten ihre Blätter abends zusammen, aber im Handel werden unter dem Namen Schlafbaum oder auch Seidenbaum meistens nur Albizzien verkauft: Wikipedia: Seidenbaum.
Ist das nicht eigentlich unfair gegenüber den anderen Schlafbäumen?
Wenn im Handel ein Tränenbaum (Amorphophallus konjac) angeboten wird, dann ist das gar kein Baum, sondern eine Knolle, die zwar – je nach Gattung – bis zu 3 Meter hoch werden kann, aber warum weint der denn? Das „Weinen“ heißt Guttation und selbst Erdbeerblätter können das, wobei die dann ja Tränenblätter heißen müssten oder?
Meine Heulsuse zu Hause ist übrigens eine Alocasie (siehe Foto oben) und jedes Mal, wenn ich sie gieße, tränt sie mir das Laminat voll. Eigentlich müsste sie tränendes Elefantenohr oder pfeilblättriger Tränenbaum heißen? Hmmm….
Und was soll der Blogbeitrag jetzt eigentlich?
Es gibt so viele verschiedene und spannende Arten und es lohnt sich die botanischen Namen genauer zu betrachten und sich zu merken, gerade wenn man der Pflanzensammelleidenschaft verfallen ist. Es ist z.B. ein Unterschied, ob man eine Musa acuminata hat (das ist eine Zimmerbanane), eine Musa basjoo (die mit Schutz im Garten bis -5 Grad überlebt) oder eine Ensete ventricosum (die gar keine Musa ist, aber auch als Banane manchmal verkauft wird und bis zu 5 Meter groß wird) sein eigenen nennen kann. Die botanischen Namen sind nicht nur für die optimalen Haltungsbedingungen wichtig, es ist auch gleichzeitig ein hervorragendes Gedächnistraining. Außerdem ist es äußerst cool, wenn man im Bekanntenkreis plötzlich den botanischen Namen einer Pflanze nennen kann….echt! Testet das ruhig mal 😉
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Mel
Melanie Schellack ist Pflanzenverrückte und freie Redakteurin/Bloggerin; sie ist Gründerin von „Das Grüne Netzwerk” und Social-Media-Begeisterte.