Ist euch aufgefallen, dass Gärtner häufig auch kreativ sind? Immerhin gehört ja auch einiges an Kreativität dazu, die Beete optisch ansprechend zu gestalten. Da greift der eine oder andere Maulwurf auch schon mal zu Pinsel und Farbe, um die blühende Pracht auf Leinwand oder Aquarellpapier zu bannen.
So groß muss es aber gar nicht sein. In den letzten Jahren sind die guten alten Notizbücher wieder in Mode gekommen. Vielleicht als (un)bewusste Gegenbewegung zum digitalen Overload werden stylische Moleskins, Midoris oder simple Kladden und Kalender aus dem Ein-Euro-Shop mit mehr oder weniger kunstvollen Notizen vollgekritzelt. Mal nach dem #onedrawingaday-Prinzip als sogenanntes Visual Diary oder als Bulletjournal, das eigentlich im Prinzip so etwas wie ein illustriertes Tagebuch ist, mit Kalenderfeldern, Habit-Trackern, etc. Davon gibt es zig Varianten. Wenn euch das interessiert, solltet ihr mal unter diesen Stichworten bei Instagram oder Pinterest nachschauen (oder bei flickr, das gibt es tatsächlich auch noch). Und in einem meiner Blogs habe ich auch ein paar Beispiele und Ermutigungen für euch.
Ich möchte euch eine besondere Form des Bulletjournals ans Herz legen: Das Gartentagebuch. Das könnt ihr mit so hippen Namen belegen, wie ihr möchtet: Gardenjournal, Kaktusfibel oder „Die Kladde in die ich alles zum Gärtnern eintrage“. Interessant ist ja schließlich vor allem der Inhalt.
Was kommt ins Gartenjournal?
Das ist natürlich Geschmackssache, aber ich habe ein paar Anregungen für euch:
Ihr könnt z. B. schriftlich und per Skizze dokumentieren, was alles bei euch im Garten, auf dem Balkon oder auf dem Fensterbrett wächst. Gerade im Frühling ist es interessant, die ersten Zwiebelblumen zu zeichnen, die ihre Spitzen aus dem Boden schieben, blühende Forsythien und Magnolien. Oder neu gekaufte Zimmerpflanzen.
„Ich kann nicht zeichnen!“ ist übrigens absolut keine Ausrede. Da die meisten von uns einen Zeichenstift zum letzten Mal in der Schule in der Hand hielten, müsst ihr eben ein bisschen üben. Wer jeden Tag eine Blume aus einem Blumenstrauß oder im Garten abzeichnet, bekommt ganz langsam wieder ein Gefühl fürs genaue Hinsehen und für den Stift in der Hand. Und letztlich müsst ihr eure Aufzeichnungen ja niemandem zeigen. In erster Linie soll es eine Erinnerung für euch sein. Was wuchs im letzten Jahr in dieser Ecke? Wann blühte die Magnolie?
Pro-Tipp: Die Zeichen-Hemmung ist weniger hoch, wenn ihr anfangs in Billig-Heftchen zeichnet. Wenn ihr viel Geld für eine Kult-Kladde ausgegeben habt, könnte euer Unterbewusstsein glauben, dass ihr darin auch erst zeichnen dürft, wenn eure Doodles nach Kunst aussehen.
Es darf auch mal textlastig sein. Denn die Zeichnungen müssen im Journal natürlich nicht überwiegen. Ich habe nur eine einzige Rosenblüte gezeichnet, als ich Wissenswertes über Rosen in meine Gartenkladde geschrieben habe. Ich hatte nämlich bisher null Ahnung davon, wie ich mit Rosen umgehen soll. Es wachsen zwar einige im Garten, aber ich möchte ihnen mehr fürs Wohlbefinden bieten. Und die Neuzugänge möchte ich von Anfang an richtig behandeln. Also habe ich alles notiert, was ich von passionierten Rosengärtnern gehört und gelesen habe, und was mir davon grundsätzlich wichtig erschien. Für die neu gekauften Rosen habe ich dann die Eigenschaften notiert und wohin ich sie gepflanzt habe bzw. pflanzen werde. So kann ich jederzeit gezielt nachsehen, wenn ich etwas dazu wissen möchte und muss nicht zwanzig Bücher wälzen oder mir die Finger wund googeln.
Das geht auch prima mit Zimmerpflanzen. Ihr könnt dort den Wasserbedarf notieren, aus welchem Habitat die Pflanzen stammen, wie der Lichtbedarf ist, ob sie besprüht werden sollten, etc. Und wenn ihr dazu eine Zeichnung macht, habt ihr noch etwas, woran ihr euch erfreuen könnt. Mir geht es beispielsweise so, dass ich mich bei den meisten Zeichnungen noch gut an die Umstände erinnern kann, unter denen sie entstanden sind.
Was auch in mein Bulletjournal durfte: Das Kakteengärtchen, das mein Liebster am letzten Wochenende anlegte. Also der Mann, der mir seit 35 Jahren sagt, dass er Pflanzen doof findet (obwohl er sich all die Namen merkt, die ich ihm trotzdem immer sage). Er überraschte mich am Wochenende damit, dass er in der Wohnung, die er unter der Woche nutzt (Pendlerschicksal), seine Blumenbank mit Kakteen schmücken wollte, und diese Sensation musste ich natürlich sofort dokumentieren und eine der beiden Schalen zeichnen. In ein paar Jahren werde ich beim Durchblättern des Notizbuches an dieser Stelle immer noch breit grinsen. Und das ist es allemal wert. Ganz abgesehen von dem Spaß, den ich beim Zeichnen habe und von der Entspannung, die sich dabei einstellt.
So, und nun holt euch Stifte und Notizbuch und #machtwasdraus!