Heute möchte ich euch eine Idee vorstellen, die hierzulande noch ziemlich wenig umgesetzt wird, die ich aber total faszinierend finde:
Die Permakultur
Die Philosophie dahinter: einen Garten oder Balkon so anzulegen, dass möglichst wenig in den Kreislauf eingegriffen wird. Auch Landwirtschaft kann so betrieben werden.
Die Idee ist ein Stück Land zu „designen“, dass im Einklang mit der Natur ein Ökosystem entsteht, welches lebendig, gesund und widerstandsfähig gegen Schädlinge und Wettereinflüsse ist. Das große Vorbild der Permakultur ist der Wald: Ein System, das sich selbst erhält, in dem der Boden fruchtbar und lebendig für eine Vielzahl von Pflanzen und Tieren ist. Im Wald herrscht ein von Menschen unabhängiger Kreislauf: Blätter und Holz werden von Bakterien und kleinen Tieren zersetzt, fruchtbarer Boden entsteht und somit eine gute Grundlage für viele Pflanzen.
Ein Garten, der im Sinne der Permakultur funktioniert, wird so angelegt, dass auch er sich selbst erhält und man möglichst wenig eingreifen muss. Das geht, indem man zum Beispiel die angepflanzten Kulturen gut aufeinander abstimmt und auf die Gegebenheiten wie Boden, Wetter, Lage und andere ausrichtet.
Dass das Thema Mischkulturen sehr wichtig ist habe ich schon oft gehört und auch im eigenen Beet erlebt. Eine gute Mischung sind zum Beispiel Kürbis, Bohnen und Mais. Der Mais dient als Rankhilfe für die Bohnen, der Kürbis mag es kühl und schattig und verhindert durch seine Blätter, dass der Boden austrocknet oder sich erhitzt. Und die Bohnen reichern durch ihre Leguminosen die Erde mit Stickstoff an. – im Foto fehlen allerdings die Bohnen!
Die Permakultur ist so ziemlich das genaue Gegenteil von der hier üblichen Herangehensweise in der Landwirtschaft. Da läuft es meistens umgekehrt: Man hat ein Stück Land, ein klares Ziel (zum Beispiel „Maisanbau“) und die nötige Gerätschaft (Traktor usw.). Wenn die Ernte gering ist oder Schädlingsbefall droht, werden Chemikalien eingesetzt um dem Ziel näherzukommen.
Die nachhaltigen Anbauweisen der Permakultur sind in anderen Kontinenten wie Asien und Südamerika weit verbreitet und werden seit langem eingesetzt. Auch in Australien ist das Konzept sehr bekannt. Doch was das Thema schwer greifbar macht: es gibt keine klare Definition oder starren Rezepte. Nur ein paar Prinzipien, an die man sich halten kann.
Zum Beispiel: Monokulturen meiden. Denn die entziehen dem Boden einseitig Stoffe, er wird ausgelaugt und kann Pflanzen dann nicht mehr ausreichend ernähren. Mischkulturen dagegen halten den Boden im Gleichgewicht und liefern den Mikroorganismen im Boden eine vielseitige Ernährung, da auch Milben, Regenwürmer und Bakterien ganz verschiedene Pflanzenstoffe mögen.
In der Permakultur wird außerdem möglichst wenig in die Natur eingegriffen. Mittel wie Pflügen sind tabu. Wichtig ist dagegen den Boden und das Wachstum der Pflanzen zu beobachten und zu analysieren. Welche Pflanzen gedeihen gut, welche gar nicht? Wenn eine Art partout nicht gut gedeihen will, sollte das vielleicht einfach akzeptiert und sich auf Pflanzen konzentriert werden, die sich an dieser Stelle wohlfühlen.
Ein weiteres Ziel ist ökologische Vielfalt. Tiere im Boden sind ebenso willkommen wie Tiere, die in Bäumen und Sträuchern leben. Für Eidechsen kann man Mauern anlegen, für Igel Laubhaufen liegen und für Vögel Sträucher wachsen lassen.
Ein typisches Beispiel ist eine Kräuterspirale, eine Art dreidimensionales Beet, auch Kräuterschnecke genannt. Hier wachsen auf engem Raum diverse Kräuter die eigentlich unschiedliche Bedürfnisse haben. Manche Kräuter, wie die Brunnenkresse, mögen es kühl und feucht, andere, z.B. Thymian und Lavendel lieber warm und trocken und bevorzugen außerdem mageren Boden. Durch verschiedene Ebenen bekommt jede Pflanze, was sie braucht. Hier ist eine Beschreibung, wie man eine Kräuterspirale selbst anlegen kann.
Wer Lust hat sich mit dem Thema praktisch auseinanderzusetzen, dem kann ich noch die Permakultur-Akademie empfehlen, die deutschlandweit diverse Kurse und Workshops anbietet.