Bei sommerlichen Temperaturen muss auf Sylt die Luft erfüllt sein von einem herrlichen Rosenduft. Denn dort wachsen auf den wunderschönen Friesenwällen, welche die Grundstücke malerisch einrahmen, zahlreiche Kartoffel-Rosen (Rosa rugosa). Das ist mir während meines Urlaubs Mitte Juni auf Sylt positiv ins Auge gefallen und hat zum Teil auch die Nase verwöhnt. Eigentlich sind diese Wildrosen gar keine einheimischen Pflanzen. Dennoch sind sie auf der beliebten Nordseeinsel sogar dermaßen verbreitet, dass sie schon den Namen Sylt-Rose bekommen haben.
Viele Vorzüge
Warum die Rosa rugosa an der Küste so beliebt ist hat viele Gründe. Einer der grundlegendsten ist wohl, dass diese Strauchrose sehr robust ist. Denn sowohl den permanenten Wind, als auch die salzhaltige Luft, Sandschliff oder Einsanden verträgt sie gut. Zudem wächst die Kartoffel-Rose im Gegensatz zu der bei uns heimischen Hundsrose (Rosa canina) viel kompakter; genauer gesagt dichter und kann dem Wind daher mehr Widerstand leisten. Deshalb ist diese Heckenrose als Wind- und Sichtschutz auf dem Friesenwall geradezu ideal. Aufgrund ihres verzweigten Wurzelwerkes eignet sich die Kartoffel-Rose bestens für eine Hangbefestigung – und das müssen nicht immer Dünen oder Friesenwälle sein. Da sie sehr frostfest ist, benötigt sie keinerlei Winterschutz. Das Laubkleid des sommergrünen Strauches bleibt selbst bei sommerlichen Salzstürmen, wie sie an der Küste durchaus vorkommen, makellos. Noch dazu ist die Rosa rugosa weder gegenüber Schädlingen noch für Pilzkrankheiten anfällig. Das sind eine Menge Gründe, um sich auch einmal mit einer nicht von hier stammenden Pflanze – also einem so genannten Neophyten – anzufreunden.
Standort und Erscheinungsbild
Die Rosa rugosa bevorzugt einen sonnigen Standort. Was den Boden anbelangt ist der Strauch ausgesprochen anspruchslos. Optimal sind durchlässige, trockene bis frische Böden, die einen sauren bis schwach alkalischen pH-Wert zwischen 4,5 und 5,5 aufweisen. Ein zu hoher pH-Wert kann zur Eisenchlorose führen. Kalk verträgt die Kartoffel-Rose gut. Der Strauch wächst straff aufrecht und wird buschig dicht. Er erreicht eine Höhe von einem bis zwei Meter. Ihre Hauptwurzeln gräbt die Sylt-Rose tief in den Boden ein, die seitlichen Wurzeln verzweigen sich weit. Die Blätter sind derb und runzelig und auf der Oberseite etwas dunkler als auf der Unterseite. Das Blattwerk ähnelt dem von Kartoffeln, daher auch der Name. Je nach Sorte bringt die Kartoffel-Rose von Juni bis Oktober weiße, rosa oder dunkelrosa Blüten hervor. Daraus entwickeln sich scharlachrote flachkugelige Hagebutten. Im Herbst färbt sich das Laub gelb.
Aus der Garten-Küche
Die eingangs erwähnte Pluspunkte-Liste kann noch weiter fortgesetzt werden. Denn in der Küche lassen sich die Blüten und Früchte der Rosa rugosa vielfältig verwenden. Aus den duftenden Blütenblättern der Sylter Heckenrose können Gartenfreunde einen leckeren Rosenblüten-Sirup bereiten – sicher der Clou für alle Sylt- und Rosenfans. Weil die Kartoffel-Rosen auch sehr üppig im Blühen sind, kommen danach garantiert wieder neue Blüten zum Vorschein. Daraus entwickeln sich dann – zum Teil sogar schon im Juli – rundlich fleischige Hagebutten. Diese enthalten viel Vitamin C und können ebenfalls vielseitig in der Küche verwendet werden. Die Hagebutten lassen sich sowohl zu Mus oder Marmelade als auch zu Wein oder Likör weiterverarbeiten. Alternativ können die Früchte auch gut getrocknet werden. Weil die Hagebutten der Dünenrose, wie die Kartoffel-Rose auch genannt wird, jedoch sehr fleischig sind, empfiehlt es sich sie vor dem Trocknen aufzuschneiden und die Kerne zu entfernen. Dass die Kerne Juckreiz verursachen wissen bereits schon kleine Kinder – manchmal zum Leidwesen ihrer Umgebung. Die aufgeschnittenen und entkernten Früchte werden auf eine Bastmatte oder auf einen, mit einem sauberen Geschirrtuch ausgelegten, Gitterrost gelegt und an einem warmen trockenen Ort gestellt. Hin und wieder die Hälften wenden, um Schimmelbildung zu vermeiden. Um die Vitamine nicht zu zerstören, sollten sie nicht im Backofen, sondern wenn erforderlich dann lieber in einem speziellen Dörrautomat getrocknet werden.
Neben den Köstlichkeiten für den Gaumen eignen sich die Sylter-Rosen auch optimal als Ingredienzien für natürliche Pflanzenseifen. Wer in die Handwerkskunst der Seifensiederei einsteigen will kann es ja mal mit einer Rosen-Milch-Seife versuchen. Die Früchte können aber auch am Strauch belassen werden und stellen dann im Winter für viele Wildvögel einen nahrhaften Leckerbissen dar.
Passende Begleiter
Ob auf dem Friesenwall oder in der Blumenrabatte – Sylt-Rosen können mit passenden Begleitern eingerahmt werden. Gut zu diesen Strauchrosen passen aufgrund ähnlicher Ansprüche zum Beispiel Staticen, diese Trockenblumen sind auch unter dem Namen Strandflieder / Meerlavendel bekannt. Aber auch Dufteinstrich, Katzenminze, Karpatenglockenblume, Wollziest und Ziersalbei eignen sich als niedrige Begleiter zu Kartoffel-Rosen. Die breiten Sträucher können auch von hohen, schlanken Blütenkerzen umrahmt werden, wie zum Beispiel dem Hohen Ehrenpreis, Lupinen und Rittersporn.
2 Kommentare
Hallo Christine,
komme gerade von Sylt und habe mir dort den Namen „Kantmatschka-Rose“ notiert. Kann das aber nicht einmal googeln – also falsch abgeschrieben?
Lieben Gruß
Elke
Liebe Elke,
ich hoffe es hat Dir auf Sylt ebenso gut gefallen, wie mir damals! Muss unbedingt wieder mal dort hin! Nun zu Deiner Frage: Sicherlich meintest Du die „Kamtschatka-Rose“. Dies ist nur ein anderer Begriff für Kartoffel- oder Japan-Rosen (Rosa rugosa). Namensgebend ist hier der Herkunftsort nämlich die sibirischen Halbinsel Kamtschatka. Hoffe Dir damit geholfen zu haben.
Viele liebe Grüße,
Christine