Romberg, Foto: pixabay

Petras Gartenkolumne: Orkan Xavier

von Petra
Heute geht es in meiner Kolumne um Bäume. Und zwar um die der umgekippten Art.
Zugegeben – ich bin ein Fan von Stormhunter-Filmen oder Dokumentationen über verrückte Typen, die in technikbeladenen Autos Wirbelstürmen hinterherfahren. Es ist einfach zu spannend zu sehen, wie sie es jedes Mal wieder schaffen, in letzter Sekunde doch nicht von der Naturgewalt mitgerissen zu werden. Und wie Bäume, Strommasten, LKWs und Möbelstücke durch die Luft wirbeln.
Auch der Schilderung in einem von Theresa Bloomingdales Büchern, als sie sich und ihre 10 Kinder im Keller verschanzte (zum Glück besaß sie einen!), während sich ihr amerikanisches Holzhaus mitsamt der Einrichtung über ihren Köpfen in alle Richtungen verteilte, folgte ich begierig. Man kann durchaus sagen, dass ich Sturm-sensationslüstern bin – so lange es mich nicht selber trifft. Aber ich bin eben auch nur ein Mensch. Dafür gaffe ich nicht bei Unfällen auf der Autobahn. So gleicht sich das wieder aus.
Umgestürzter Baum in Berlin-Tegel

Umgestürzter Baum in Berlin-Tegel

 Ich fand es dann auch ziemlich gruselig, dass ich das Haus verlassen musste, als Anfang Oktober der Sturm Xavier gerade am heftigsten tobte. Meine Jüngste hing im nächsten Unterzentrum fest, weil keine Busse mehr fuhren. Das gesamte Berliner S-Bahn-Netz war wegen umgestürzter Bäume auch lahmgelegt, und da ich natürlich auf keinen Fall wollte, dass sie fünf Kilometer durch den Wald (!) nach Hause lief, begab ich mich auf die Autobahn. Da lag schon auf der Auffahrt der erste umgestürzte Baum. Und als ich in Tegel ankam, mussten wir Autofahrer uns über die Mittelinsel quetschen. Derweil war hinter dem Baum der Stau der BVG-Busse auf vier angeschwollen, da diese nicht durch die Lücke passten. Ich sammelte in Windeseile (ähm, ja) mein Kind ein und brachte uns zum Glück ohne Zwischenfall nach Hause. Meine anderen Kinder schafften es mit Wartezeit überbrücken und großen Umwegen irgendwann auch in ihre Behausungen.

Am Morgen des fraglichen Tages hatte mein Mann mir schon mitgeteilt, dass es bei ihm in Hamburg sehr stürmisch sei. Ich dachte nicht weiter darüber nach, bis mich ein lautes Gepolter vom Dach aufschreckte: Einige Teile der Holzverkleidung unserer Gaube hatten sich selbstständig gemacht und lagen auf den Ziegeln herum. Der Sturm war in Berlin angekommen. Ich ging wieder ins Haus, nur um fünf Minuten später nach dem nächsten Getöse in unserem Garten zu schauen:

Xavier hat schonmal nachgeholfen.

Xavier hat schonmal nachgeholfen.

Wir hatten im ganzen Haus neue Zimmertüren bekommen, aber die Handwerker hatten keine Lust gehabt, die alten Türen mitzunehmen. Stattdessen hatten sie sie an unserer Hauswand geparkt, wo sie vom Wind auf die Auffahrt geschleudert wurden – mitsamt unserer Gartenbank. Sonst ist bei uns diesmal nichts passiert, obwohl einige Straßen weiter sieben dicke Linden entwurzelt wurden. Ohnehin sind wir sturmtechnisch in unserem Garten (und Haus) insgesamt über die Jahre relativ glimpflich weggekommen:

  • Ein umgestürzter Apfelbaum
  • Ein zerstörter Spiegelschrank im Badezimmer, durch auffliegendes Fenster bei Gewittersturm
  • Ein zerbrochenes Schlafzimmerfenster (wir waren im Urlaub und hatten anschließend gemütliche minus zehn Grad im Zimmer)
  • Ein umgestürzter Birnbaum
  • Umgestürzter Gartenzaun (auf voller Länge)
  • Diverse herabgestürzte Äste, z.B. vom Walnussbaum
Einen Freund von uns hatte es vor einigen Jahren schlimmer getroffen: Er hatte ein neues Haus gekauft und sein altes noch nicht verkauft. Auf beide Häuser war damals ein Baum gefallen … Eine der Tücken, wenn man gerne am Waldrand lebt. Das kann aber kein Grund dafür sein, Garten und Umgebung großflächig zu betonieren oder unter Kies zu begraben, wie ich das gerade bei Neubauten immer häufiger sehe.

Also: Habt eure Bäume lieb! Der Nachbar gegenüber ließ wegen eines abgefallenen Astes gleich den ganzen Baum fällen, der viele Jahrzehnte gebraucht hatte, um so groß zu werden. Das nahm ein anderer Nachbar zum Anlass, direkt mal in seine Fichte zu klettern, und sie auch Stück für Stück abzusägen. Vermutlich, damit der nächste Sturm noch ungehinderter durch die Siedlung fegen und andere Bäume zu Fall bringen kann.

romberg-baumwurzel

War es Xavier oder doch eher meine Tochter? Foto: T. Kässer.

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