Überall wird gespart, und neuerdings gibt es auch beim Wetter deutliche Rationalisierungsbestrebungen. In den letzten beiden Jahren fanden Frühling und Herbst erst gar nicht statt. Es ist ja auch viel praktischer nur zwei Jahreszeiten zu haben – da kann man sich die Übergangskleidung sparen. Vom Wintermantel direkt in den Bikini steigen, das hat seinen ganz eigenen Reiz. Auch die Kleidermotten sind froh, weil Leggings und langärmlige T-Shirts immer so schwer im Magen liegen.
In diesem Jahr war mancherorts nach der Badebekleidung zwar sofort wieder die Skijacke angesagt, aber eines konnten auch die Wetterkapriolen nicht endgültig verhindern: den Pollenflug. So laufen auch im Jahr 2013 wieder Menschen mit verquollenen Augen und todmüde vom Einsatz diverser Antihistaminika wie Zombies durch die Straßen.
Für uns Hobbygärtner ist Heuschnupfen eine besondere Herausforderung, wollen wir doch dem geliebten Garten nicht ausgerechnet dann fernbleiben, wenn nach dem langen Winter die Frühlingsblumen locken. Doch jeder Weg ins Grüne gleicht dem Gang zu einer heiß begehrten Frau: einer Boxerin, die jeden Annäherungsversuch mit einem gezielten
Schlag auf die Zwölf beantwortet.
Und trotzdem gehen auch die Allergiker unter den Gartenliebhabern tapfer weiter in ihr Allerheiligstes. Wer genau hinschaut wird bemerken, dasss Manchem noch die Spritze mit dem Stoff zur Hyposensibilisierung im Arm steckt. Man erkennt sie auch daran, dass sie mit Schutzmasken ausgerüstet sind und ein Jahresvorrat an Taschentüchern in der Gartenschürze steckt.
Sie sind gedopt mit Allergietabletten, Nasentropfen, Asthmaspray und antiallergischen Augentropfen. Ma sieht sie niesend, sabbernd, rotäugig, um Atem ringend – aber glücksselig grinsend inmitten von Tulpen, Forsythien, Hasel-, Gräser- und Birkenpollen. Denn wahre Liebende kann niemand trennen, nicht einmal der fieseste Heuschnupfen.
© Petra A. Bauer, April 2013