Ich habe zwei kräftige Kerle Anfang 20 hier zu Hause herumhängen. Der eine muss Schulden bei mir abarbeiten, der andere möchte gerne ein bisschen was verdienen.
Und ich habe eine total vernachlässigte Gartenecke. Als wir vor 23 Jahren hier herzogen, haben wir hinten rechts neben dem Schuppen alles hingeschmissen, was wir im Garten nicht gebrauchen konnten. Auch Erdaushub. Und wir haben dort Dinge abgelegt und vergessen, weil man die Ecke kaum sieht.
Ich möchte dort nun aber ein Sonnendeck bauen – eine Zweit-Terrasse, wenn man so will. Dafür muss diese Hügellandschaft jedoch erst einmal von Kram und Wurzeln befreit und anschließend eingeebnet werden. Nun bin ich mehr so die Selbermacherin, weil ich mit dem Delegieren von Aufgaben oft auf die Nase gefallen bin. Aber dabei kann man ja nun echt nichts falsch machen. Also bot ich den Herren Geld bzw. entsprechenden Schuldenerlass an, wenn sie die Fläche entrümpeln und platt machen.
Tag 1: Einer der beiden nahm sich 45 Minuten Zeit, um das Gerümpel wegzuschaffen. Z.B. die Stangen eines alten Foliengewächshauses. Als ich danach unseren Müll rausbringen wollte, musste ich in die Tonne krabbeln, um die (kurzen) Stangen so darin zu platzieren, dass sie nicht die komplette 240-Liter-Tonne blockierten.
Tag 2: Beide gingen zusammen hinten in die Ecke. Ab und zu sah ich einen der Jungs nachdenklich herumstehen. Gerade als ich dachte, dass ich fürs Herumstehen nichts zahlen werde, kamen sie zurück ins Haus.
„Da ist alles voller Ameisen!“
„Das ist mir bekannt. Die wohnen dort schon seit Jahren.“
Aber die Jungs waren sich einig: „Die müssen da erst weg!“
Die nächste halbe Stunde verbrachten sie damit, meiner Jüngsten dabei zuzusehen, wie sie das Internet nach Anti-Ameisen-Hausmitteln durchstöberte. Schließlich fanden sie eine Mischung praktikabel: Backpulverring ums Nest, Essig und dann heißes Wasser draufkippen.
Anschließend schleppten sie den Inhalt meiner Küche nach draußen. Was ich vom Haus aus gerade so sehen konnte, sah aus wie eine Mischung aus Voodoo-Zeremonie und Regentanz. Nach getanem Hokuspokus erklärten sie die Arbeit für diesen Tag für beendet.
„Das muss jetzt erst einwirken!“
Am nächsten Tag regnete es.
Am übernächsten auch.
Als sich die Schönwettergärtner wieder hinaus trauten, erwarteten die Ameisen sie fähnchenschwenkend.
Ich versuchte die Jungs zu überreden die Erde trotz der Ameisen so zu verteilen, dass am Ende in diesem Gartenbereich alles etwa gleich hoch wäre. Sie versicherten mir, sie hätten das ja alles schon weitestgehend eingeebnet; aber mit den Ameisen… da könne ich ja sowieso keine Terrasse bauen.
War das das Thema? Nein. Es ging darum, eine Gartenecke platt zu machen. Im Plattmachen sind Männer doch sonst nicht so zimperlich.
„Habt ihr die Baumwurzeln und den Efeu entfernt?“
„Na klar!“
Irgendwann traute ich mich nach hinten um mir das Ergebnis anzusehen. Immerhin – das Herbstlaub war größtenteils weg. Und bis auf ein paar übersehene Stangenpakete und anderen überflüssigen Kram, war es auch beinahe entrümpelt. Aber der große Hügel mit den Ameisen, den Baumstümpfen und dem Efeugestrüpp sah genauso aus wie immer. Auch wenn die beiden Helden heftig weiterhin das Gegenteil behaupteten.
Ich werde mir demnächst die Mädels schnappen und die Ecke in den Zustand versetzen, den ich haben wollte. Und dann bauen wir zusammen die Terrasse. Ohne die Jungs.
Merke: Wenn man sich doof (an)stellt, schützt das zwar vor übertriebenem Körpereinsatz, bringt aber auch kein Geld.
©Petra A. Bauer, April 2016