Eben war ich im Outdoor-Fitnessstudio: In die Knie gehen, Arme strecken, wieder zum Körper ziehen und dabei locker die Beine und den Po nach oben federn lassen. Das Ganze mit einem Laubbesen wiederholen, bis das ganze braun-graue Zeug zusammengefegt ist.
Und als ich so am wippen, federn und Arme strecken war, erschien da doch die Bauerngartenfee:
Fee: Was machst’n da?
Petra: Siehste doch. Laub an den Straßenrand fegen. Und überhaupt, wo du schon mal da bist, könntest du mal eben rasch deinen Zauberstab …?
Fee: Ich denke nicht im Traum daran!
Petra: Jetzt sei doch nicht gleich so zickig!
Fee: Ich bin nicht zickig, ich will nur deine Faulheit nicht unterstützen. Ein bisschen Bewegung an frischer Luft wird dir schon nicht schaden. Du hast angesetzt in den letzten Monaten, weißt du das?
Autsch. Wunder Punkt. Das kann sie gut.
Fee: Außerdem finde ich es nicht nett, wenn du dein Laub der Allgemeinheit zum Abtransport aufdrückst.
Vielleicht sollte ich dazu sagen, dass ich mir das von der Nachbarschaft abgeschaut habe. Sobald das Laub fällt, hopsen die Rentner aus der Hood durch die Gärten und schaufeln die Blätter raus an den Straßenrand, weil das in unserer Straße nämlich noch von den Laubheinzeln der Stadtreinigung eingesammelt wird.
Petra: Sei nicht immer so negativ. Ich gebe dem Land Berlin nur den Blatt-Anteil zurück, den das Land Berlin verursacht hat.
Fee (verdreht die Augen): Ich wusste gar nicht, dass du so eine Spießerin bist.
Petra (eingeschnappt): Ich bin nicht spießig. Nur kostenbewusst. Ich kaufe doch keine Laubsäcke, um das Eichenlaub der Polizei-Eiche auf meine Kosten zu entfernen. Und weil das hinten im Garten liegt, stelle ich stattdessen eben das Laub aus dem vorderen Gartenteil der Allgemeinheit wieder zur Verfügung.
Fee (zieht die Nase kraus): Lass doch besser alles auf den Beeten liegen.
Und dann leierte sie die Vorzüge einer wärmenden Laubdecke rund um Büsche und Bäume herunter. Forstschutz, Dünger, Igelversteck.
Petra: Ey, Alde, das mach isch genau dann, wenn du dei‘m Kumpel Orkan schöne Gruß bestellst und sagst, soll er liegen lassen Laub und nisch wieder rumpusten auf Wiese un so.
Haha. Orkan. Der türkische Name, betont auf der ersten Silbe, mit gerolltem R. Das KONNTE ich einfach nicht auslassen. Aber die Fee war nicht beeindruckt und schaute mich nur an, als sei ich nicht ganz dicht. Ich fragte mich, ob sie überhaupt jemals etwas zum Lachen bringen würde. Ich wünschte, dass sie wenigstens mal LÄCHELN würde.
Jedenfalls hatte ich für heute genug.
Petra: Weißte was? Wenn du mir sowieso nicht helfen willst, obwohl du nur Sssssssssssst mit deinem Zauberstab machen müsstest, dann lass mich einfach in Ruhe!
Ziemlich sauer stapfte ich nach hinten in den Garten. Bis ich auf die Zinken des Rechens trat, den ich falsch herum auf den Rasen gelegt hatte, um besser an den Laubbesen im Schuppen zu kommen. Ich kühle gerade die Beule auf der Stirn mit Eis und versuche das Gelächter der Fee zu vergessen. Man sollte wirklich vorsichtig sein mit dem, was man sich wünscht
© Petra A. Bauer, Oktober 2013
1 Kommentar
Uhuuh, ich hoffe, die Beule schwillt nicht zu exorbitanter Größe an.. 😉 – ich bin jedenfalls inspiriert und mache jetzt gleich auch Outdoor-Sport! Hoffentlich lasse ich keine Spaten unbeaufsichtigt liegen.. Liebe Grüße! Tessa von „Mach mal“