Als Gärtner haben wir zwangsläufig viel mit Farben zu tun. Viele Gartenliebhaber haben bestimmte Farbkonzepte in ihren Beeten. Das vielleicht bekannteste Beispiel ist der „White Garden“ in Sissinghurst.
Bei mir ist nicht viel mit Farbkonzept. Zwar habe ich mich grundsätzlich bemüht, den Garten in Richtung Rosa, Lila und Blau zu gestalten, aber das klappt auch nicht immer: Falsch beschriftete Blumenzwiebelnpäckchen, lieb gemeinte Geschenke außerhalb des gedachten Farbspektrums, und irgendwie tauchen von alleine immer wieder sehr viele Gelbtöne im Garten auf. Und mal ehrlich: Eigentlich ist es doch wurscht. Die Hauptsache ist doch, dass die Pflanzen sich wohlfühlen – und die Gärtnerin natürlich auch.
Puristen werden das nicht nachvollziehen können, aber die haben bestimmt auch einen Englischen Rasen. Kommt hier ebenfalls nicht vor.
Und dann frage ich mich auch, wie sehr ich die Na-tur zu Kul-tur machen will. Wie sehr soll ich dem Garten meinen Willen aufzwingen? Es gibt ohnehin Lieblingspflanzen, die hier ums Verrecken nicht wachsen wollen. Also schaue ich doch lieber zu und staune darüber, was die Natur von ganz alleine aus dem vorgegebenen Raum macht.
Früher war der Sommer meine liebste Jahreszeit. Ich liebte es immer warm und sonnig und freute mich an der Pracht der Blumen, die dann zu Hochform aufliefen. Der Frühling war nie so meins, mal abgesehen davon, dass es nach dem blumenarmen Winter endlich mit der Aussaat losgehen konnte. Aber die quietsch-grellen Farben der Frühlingsblumen mag ich nicht – vor allem, wenn sie in geballter Form auf den Titelbildern aller Gartenmagazine vorkommen, am besten gepaart mit ebenso bunten Plastikostereiern. Brr.
Vielleicht liegt es am Alter *hüstel*, aber den Sommer mag ich nur noch mit Seewind (und auch den gibt es gelegentlich in Berlin, zumindest fühlt es sich so an). Stattdessen habe ich alte Braun-Hasserin (das war früher wirklich eine absolute No-Go-Farbe für mich, vielleicht weil ich mit zu vielen braunen Möbeln aufgewachsen bin) den Herbst für mich entdeckt. Die Braun-, Rot-, Orange- und Gelbtöne machen mich regelrecht glücklich, und ich bin im Herbst viel häufiger draußen als sonst.
Die Herbstfarben bieten nicht nur viel Dekopotenzial mit Kürbissen, Blättern, Eicheln, Kastanien und was Garten und Wald sonst hergeben. Mittlerweile hat auch die Bekleidungsindustrie die Beliebtheit dieser warmen Farbtöne erkannt. So habe ich bereits mehrere Pullover und einen Babymantel aus diesem Farbspektrum gestrickt. Wenn wir uns jetzt ins Laub setzen, sind wir nicht mehr zu sehen 😉
So macht die Natur also Mode, und da mache ich gerne mit. Ich setze mich gleich vor meinen bunt gefärbten Parthenocissus und lasse den nächsten Pulli für die Herbstgarderobe über die Nadeln rutschen. Denn Gärtner und das Handarbeitsvölkchen haben viele Gemeinsamkeiten und Überschneidungen.
Ich wünsche euch eine bunte Gartenzeit!
© Petra A. Bauer, September 2016