Ich liebe Schweden, aber ich liebe auch das Mittelmeer, und dort vor allem die Vegetation. Bereits im Jahr 2005 habe ich die Notizen zu einem meiner Bücher unter einem Olivenbäumchen neben einem Pool geschrieben. Auch im letzten Jahr waren wir in Quercianella von Olivenbäumen und Oleander umzingelt. Den Weg zum Haus säumten Container voller Dipladenien. Genau solche stehen jetzt neben unserem Wintergarten. Und zum ersten Mal hat auch ein Oleander den Winter bei mir überlebt. Fehlte zu meinem Glück nur noch ein Olivenbäumchen. Ohne Wintergarten wäre das undenkbar gewesen, aber den haben wir jetzt ja.
Puh, aber in anständiger Größe waren die echt teuer. Also habe ich mir erst ein winziges Zitrusbäumchen gekauft. Und mir einen Olivenbaum zum Geburtstag gewünscht.
Die Kinder haben zusammengelegt, und weil es Anfang Mai im Gartenmarkt der Wahl noch keine Olivenbäume gab, haben sie mir einen bestellt. Sie waren ein bisschen traurig, dass dieser bei der Lieferung kleiner war, als sie sich das vorstellt hatten. Aber er trug Oliven!
Der Vollständigkeit halber möchte ich noch erwähnen, dass wir kurze Zeit später noch einen großen Olivenbaum gekauft haben – allerdings ohne Früchte. Im Foto oben ist er hinter dem kleinen Baum zu sehen.
Die beiden standen den ganzen heißen Sommer über einträchtig nebeneinander auf der Terrasse vor dem Wintergarten. Und die kleinen Oliven wuchsen, gleichzeitig blühte das Bäumchen und es kamen neue winzige Oliven hinzu. Schließlich begannen sie sich ganz langsam zu verfärben.
Irgendwann kam natürlich die Frage auf:
Kann man die eigentlich essen?
Oder genauer gesagt: Wann darf man sie ernten, und kann man sie dann sofort essen?
Wir sind ja von unseren Tomaten und Beeren sehr verwöhnt: Pflücken und in den Mund stecken. So ungefähr hatten wir uns das auch mit den Oliven vorgestellt. Also haben wir recherchiert.
Dabei haben wir gelernt, dass grüne, auberginefarbene und schwarze Oliven keine unterschiedlichen Sorten sind, sondern Oliven unterschiedlicher Reifegrade. Die grünen sind unreif, die schwarzen reif. Oder gefärbt, weil die Hersteller aus Profitgier nicht warten wollen, bis die Oliven von alleine schwarz werden. Pro-Tipp: Das könnt ihr daran erkennen, dass Eisensalze in der Zutatenliste stehen.
Unsere sind auch noch lange nicht schwarz, aber wir könnten ja auch grüne Oliven essen. Doch egal, ob schwarz oder grün – Oliven sind frisch geerntet bitter und vor dem Genuss ist viel zu tun: Zunächst müssen sie mindestens vier Wochen in Wasser eingeweicht werden (Wasser täglich wechseln). Dann muss man probieren, ob sie immer noch bitter sind. Bei den paar Oliven, die wir haben, ist so eine Probier-Olive schon beinahe Verschwendung. Sollten sie nicht mehr bitter sein, müssen sie noch eine Woche lang in Salzlake eingelegt werden. Dann könnten wir sie endlich essen oder aber sie für später in Marinade einlegen.
Ganz schön viel Aufwand und Zeit für die paar Früchtchen.
Das ist im Prinzip der Grund, weshalb wir auch unsere Weintrauben nie geerntet haben. Ab und zu haben wir eine süße blaue Traube abgepflückt und direkt gefuttert, aber eigentlich hatten wir immer Wein daraus machen wollen. Genügend Trauben wären es gewesen. Aber wir hätten Equipment dafür kaufen müssen und Wein macht sich auch nicht von selber. Mein Mann ist zwar Chemiker, aber nur am Wochenende hier, also haben in jedem Jahr vor allem die Amseln und der Waschbär die Trauben gefressen. Und nun ist die schöne Rebe dem Wintergartenanbau zum Opfer gefallen. Leider haben die Gartenbauer sie offenbar weggeworfen, obwohl ich sie an anderer Stelle einpflanzen wollte, aber das ist eine andere Story.
Nun stehe ich also vor meinen Oliven und schaue ihnen beim Reifen zu. Beim Zitrusbäumchen bin ich nicht sicher, ob die Früchte inzwischen tatsächlich genießbar sind. Sogar die Kamelie hatte eine unscheinbare, feste Frucht.
#machwasdraus werde ich in diesem Fall aber vertagen und alle Früchte werden bleiben, wo sie sind. Stattdessen dürfen sie weiterhin optisch Mittelmeerfeeling verbreiten. Und das ist ja auch nicht zu verachten.