Vorstellung Diese Rombergs: „Hi, wir sind Romberg und haben ein Problem. Wir verkaufen viele viele Tonnen Kunststoff pro Jahr und kommen einfach nicht davon weg!“
Gruppe: „Hallo Romberg“
So ungefähr stelle ich mir unseren Auftritt in einer Plastik-Selbsthilfe-Gruppe vor. Warum? Weil wir, obwohl wir gerne würden, keine Alternative dazu finden – jedenfalls derzeit nicht.
two steps back:
Seit den 60er Jahren sind wir immer auch eine „Kunststoff-Firma“ gewesen. Damals haben wir tonnenweise Styropor für den Floristik-Bereich verarbeitet und in den 70ern und 80ern zigtausende PVC-Schalen, Untersetzer und Topfplatten für Profi-Gärtner hergestellt. Auch heute stellt der Kunststoff noch eine wesentliche Säule unserer Produkt-Range dar. Die Kunststoffindustrie mit ihren ständig neuen Entwicklungen und ihren Möglichkeiten ist durchaus beeindruckend und die Artikel, die wir heute im Sortiment haben, sind hervorragend entwickelte und gut funktionierende Produkte.
Vor einigen Jahren habe ich von sogenannten Bio-Ploymeren gehört: „Kunststoffe“ auf Basis von nachwachsenden Rohstoffen – meist Maisstärke oder Zuckerrohr – die nur noch zu einem geringen Teil mit Erdölbasierten Grundstoffen vermischt werden. Außerdem soll es angeblich biologisch abbaubare Kunststoffe geben. Hersteller erzählten mir (Märchen) über Plastik-Schalen, die man angeblich einfach so zu Hause auf den Kompost werfen kann und die nach ein paar Wochen verschwunden sind.
Toll! dachte ich – genau die Richtung, in die ich uns gerne entwickeln würde. Die Kombination aus den Vorteilen der Kunststoff-Möglichkeiten und der Herstellung aus nachwachsenden Rohstoffen begeisterte mich. Also machte ich mich auf den Weg, ist ja alles ganz einfach: etwas Entwicklungs-Budget für Versuche eingeplant, einige Treffen mit Herstellern und unseren Produzenten absolviert, Testmaterial verarbeitet und schon kann es los gehen. Doch dann kam auch schon die große Ernüchterung und ich stieß auf viele Probleme.
Letzte Woche Donnerstag habe ich die „K“ – eine der weltgrößten Kunststoff-Messen in Düsseldorf besucht und hoffte, neue Ansätze, Entwicklungen usw. zum Thema Bio-Plastik zu finden. Leider bin ich recht ernüchternd zurückgekehrt.
– sog. kompostierbare Kunststoffe sind, wenn überhaupt, nur unter industriellen Bedingungen kompostierbar – auf keinen Fall zu Hause
– wenn es heißt „nachwachsende Rohstoffe“ bedeutet das immer, dass nach wie vor Polymere (i.d.R. 30 – 50 %) enthalten sind, weil das Material sonst nicht stabil genug wäre
– Versuche mit PLA (Maisstärke) ergaben, dass das Material ganz gut zu verarbeiten ist. Sie sahen super aus, doch leider ist das Material nur bis 60 °C stabil. Als Gewächshaus auf der der Fensterbank bei Sonneneinstrahlung verformten sich die Teile bis zur totalen Unkenntlichkeit. Außerdem müssten die Teile im Sommer mit Kühl-LKW’s durch die Gegend gefahren werden – auch nicht sehr nachhaltig…
– die meisten Materialien sind leider nicht mal ansatzweise als transparente Varianten (für Gewächshaus-Deckel) zu bekommen
– es gibt bisher noch keine Versorgungssicherheit. Die Kapazitäten sind derartig klein, dass man heute nicht sicher sein kann, morgen noch das Material zu bekommen
– viele Materialien funktionieren entgegen der Aussagen der Hersteller noch überhaupt nicht einwandfrei in herkömmlichen Maschinen und blöderweise können dann auch die Hersteller nicht helfen, da sie keine Maschinen-Erfahrung haben
An diesen Gegebenheiten hat sich leider in den letzten 2 – 3 Jahren nicht wesentlich etwas verändert. Des Weiteren ist mir klar geworden, dass sowohl wir (Kunststoffverbrauch einige hunderte Tonnen p.a.), als auch unsere Produzenten (einige tausende Tonnen p.a.) schlichtweg zu uninteressant für die Material-Hersteller sind, alsdass diese entsprechend unserer Anforderungen Entwicklungen tätigen würden. Uns wird also nichts anderes übrig bleiben, als abzuwarten bis irgendwann das richtige Material als „Standard“ verfügbar ist. Also lautet das Fazit: abwarten, weiterhin den Markt beobachten und ggf. später wieder Versuche machen.
Dennoch gab es auf der „K“ einige Beispiele für Bio-Plastik:
Diese Verpackungen, zu einem wesentlichen Teil (eine genauere Auskunft bekam ich nicht) aus nachwachsenden Rohstoffen, gab es bei einem brasilianischen Material-Hersteller zu sehen.
Diese Platten für Dachbegrünung sind aus dem Grundstoff Lignin (Abfallprodukt bei der Papiergewinnung) hergestellt. Die Entwicklungen der Firma Tecnaro sind aus meiner Sicht vielversprechend. Bei unseren Versuchen mit Lignin haperte es allerdings noch an der Verarbeitbarkeit.