Es ist Frühling. Nun zeigen uns unsere Orchideen ganz genau, ob es ihnen bei uns gefällt. Wie? Indem sie bestenfalls fleißig neue Blätter und Wurzeln wachsen und sprießen lassen. Der Frühling eignet sich damit auch ideal zum Umtopfen der Orchideen.
Als Faustregel gilt: Ein Jahr nach dem Kauf solltet ihr eure Orchidee erstmals umtopfen bzw. ihr frisches Substrat gönnen und dann alle zwei Jahre wieder.
Wie das mit dem Umtopfen geht, das erzähle ich euch Schritt für Schritt in diesem Blogbeitrag! Auf den Bildern seht ihr übrigens einen speziellen Orchideentopf, das Orchitop. Die Anleitung bezieht sich aber natürlich auch genau so auf normale Töpfe.
Vorbereitungen:
- Müllsäcke aufschneiden und als Schmutzfänger auslegen. Oder das Umtopfen gleich in den Garten verlegen – wenn denn einer vorhanden ist.
- Scharfe Schere griffbereit haben
- Frisches Orchideensubstrat bereit stellen
- Für den Fall der Fälle neue Plastiktöpfe in verschiedenen Größen vorrätig haben
1. Schritt: Die Orchidee aus dem Topf lösen
Um eure Orchidee umzutopfen, müsst ihr sie natürlich erst einmal aus dem Topf lösen, in dem sie steht. Das ist mitunter gar nicht so einfach, da Orchideen mit gutem Wurzelwerk sich auch gerne mal mit ihren Wurzeln am Topfrand festhalten oder aber durch die Löcher im Boden durchgewachsen sind. Meist lassen sich die Wurzeln am Topfrand ganz gut lösen, indem man den Topf vorsichtig mit den Fingern knetet. So lockert sich das Innere und die Wurzeln lösen sich ohne größeren Schaden vom Topfrand ab.
Habt ihr das geschafft zieht ihr die Wurzeln, die durch die Löcher am Boden gewachsen sind, vorsichtig eine nach der anderen nach oben durch die Löcher aus dem Topf. Sollte das gar nicht funktionieren oder sich die Wurzeln partout nicht vom Topf lösen lassen könnt ihr auch zur Schere greifen und den Topf aufschneiden, so dass ihr an die Wurzeln ran kommt. Dann benötigt ihr aber natürlich einen neuen Topf.
Alternativ kann man die Orchidee vor dem Umtopfen auch für eine Stunde oder länger ins Wasserbad stellen. So werden die Wurzeln geschmeidiger und lassen sich manchmal besser ablösen. Probiert am besten aus, wie es für euch und eure Orchideen am besten klappt. Manche Orchideen sind da auch ganz pflegeleicht und fallen fast schon von selbst aus dem Topf.
2. Schritt: Das alte Substrat entfernen
Habt ihr die Orchidee erfolgreich mit all ihren Wurzeln aus dem Topf gelöst kommt auch schon die zweite Herausforderung auf euch zu. Nun heisst es, das alte Substrat von den Wurzeln zu entfernen. Auch hier gibt es einige Exemplare, die lassen es freiwillig fallen. Nicht wenige jedoch haben sich mit ihren Wurzeln am Substrat festgehaftet. Das ist an sich nichts Schlechtes, denn es zeigt, dass die Orchidee gut gewachsen ist und sich stabil im Substrat verankert hat.
Da sie nun neues Substrat bekommen soll muss man dieses oft gar nicht so zarte Band jedoch leider wieder lösen. Auch hier gilt, mit Vorsicht an die Sache heran zu gehen und die anhaftenden Substratstückchen so zu entfernen, dass möglichst keine Wurzel zu Bruch geht. Es sei denn, die Wurzel ist sowieso schon vertrocknet, aber dazu mehr in Schritt drei.
Stellen sich manche Substratanhaftungen als echte Härtefälle heraus, die sich um keinen Preis ablösen lassen wollen, so kann man diese dann in Ausnahmefällen auch einfach an den Wurzeln belassen. Man sollte aber schon versuchen, möglichst viel altes Substrat zu entfernen, um Platz für neues Substrat zu machen.
3. Schritt: Vertrocknete Wurzeln abschneiden
Ist Schritt 2 erledigt kommen wir zur sozusagen zur Pediküre für die Orchideen. Hat eine Orchidee längere Zeit in ihrem Topf gesessen, so sind mit Sicherheit einige oder auch viele der Wurzeln im Topf abgestorben. Das ist zunächst ganz normal und hat etwas mit Alterungsprozessen zu tun. Abgestorbene Wurzeln erkennt man daran, dass sie entweder total vertrocknet oder aber total matschig sind. In letzterem Fall kann es sein, dass die Orchidee zu fleißig gewässert wurde oder das Substrat so alt war, dass es nicht mehr richtig abtrocknen konnte. Es war also schon höchste Zeit zum Umtopfen.
Man nimmt sich nun einfach eine möglichst spitze und scharfe Schere – im Handel gibt es auch spezielle Orchideenscheren, die sich ganz gut eignen – und schneidet Stück für Stück alle die Wurzeln ab, die abgestorben sind. Die noch vitalen, grünen oder auch silbrigen, prallen Wurzeln lässt man natürlich an der Pflanze und versucht, sie möglichst wenig mit der Schere zu traktieren. Verletzt man eine der intakten Wurzeln doch versehentlich einmal, kann man hochwertigen Zimt auf die „Wunde“ geben. Der wirkt antibakteriell und schützt vor Keimen, die sonst in die Wunde eindringen könnten.
4. Schritt: Die Orchidee zurück in den Topf kriegen
Hat man alle abgestorbenen Wurzeln entfernt heisst es: Gesunde Wurzeln zurück in den Topf. Ja, richtig, zurück in den Topf heisst, dass ihr sie wieder in den alten Topf topfen sollt. Diesen solltet ihr natürlich vorher einmal gründlich mit heißem Wasser und einer Bürste auswaschen und reinigen. Ein größerer Topf ist wirklich nur nötig, wenn die Orchidee so an Wurzelmasse zugenommen hat, dass die Wurzeln selbst nach der Pediküre nicht mehr in den alten Topf hinein passen oder aber gerade so passen und dann kein Platz mehr für das Substrat bleibt.
In allen anderen Fällen und generell gilt: Lieber einen zu engen als einen zu weiten Topf. Der Hintergrund ist, dass bei zu großen Töpfen nach dem Wässern das Substrat nicht schnell genug wieder abtrocknen kann. Und dann besteht die Gefahr, dass euch die Wurzeln wegfaulen. Also merken: Orchideen mögen es eng im Topf.
Nur wie bekommt man die Wurzeln nun wieder in den Topf? Ich gebe immer zuerst eine Schicht Substrat in den Topf, sozusagen als Grundlage. Dann lege ich die Enden der Wurzeln in den Topf und drehe den Topf, so dass sich die Wurzeln langsam aber sicher in den Topf hinein drehen. Das mache ich so lange, bis alle Wurzeln zurück im Topf sind und die Pflanze selber am Topfrand aus dem Topf schaut. Manchmal ist das Ganze etwas friemelig, aber irgendwie sind bisher noch immer alle Wurzeln wieder in den Topf gekommen. Auch hierbei heisst es Geduld haben und nicht mit Gewalt vorgehen, denn dann brechen die Wurzeln.
5. Schritt: Den Topf mit Substrat auffüllen
Nun habt ihr es fast geschafft. Aber eine Hürde wartet noch auf euch. Die Orchidee will natürlich nicht mit nackten Wurzeln im Topf sitzen, sondern fordert ihr frisches Substrat ein. Nach dem ganzen Stress zu Recht, wie ich finde. Da sind ja nun aber schon ganz viele Wurzeln im Topf, so dass man das Substrat nicht einfach rein kippen kann und alles ist gut.
Der Trick: Das Substrat von oben in den Topf geben und dann mit dem Topf immer wieder leicht auf den Tisch oder eine andere Unterlage klopfen, so dass das Substrat langsam von oben nach unten durchrieselen kann. Diesen Vorgang – also Substrat von oben auffüllen und es durchs Klopfen zwischen die Wurzeln in den Topf befördern – so lange wiederholen, bis möglichst alle Zwischenräume zwischen den Wurzeln gut mit Substrat befüllt sind.
Auch wenn es anfangs mühselig wirkt, es stellen sich schnell Erfolge ein und nach kurzer Zeit heisst es: FERTIG – und eine frisch umgetopfte Orchidee strahlt euch an und kann zurück an ihren Platz!
Nach dem Umtopfen:
- Altes Substrat entsorgen, denn es ist wahrscheinlich zersetzt und mit Salzen aus dem Dünger angereichert und eignet sich daher nicht mehr, zumindest nicht für eure Orchidee.
- Die Orchidee mehrere Tage nicht Wässern, damit eventuell entstandene „Wunden“ an den Wurzeln sich schließen können und es nicht zu Infektionen kommt.
- Sich des schönen Anblicks einer frisch umgetopften Orchidee erfreuen und bei vorgedüngtem Orchideensubstrat dem Wasser für eure Orchideen erst einmal einen Monat keinen Dünger zugeben.
So, nun wisst ihr wie es geht und seid selber an der Reihe. Berichtet mir gerne, ob euch meine Anleitung geholfen hat und welche Tipps ihr in Sachen Umtopfen sonst noch so in petto habt.
Ich freue mich auf eure Nachrichten und Kommentare! Eure Jessica
21 Kommentare
Hallo,Habe 12 verschiedene Orchideen.An den Orchideen wachsen oben
Wurzeln und Blätter.Die kann man doch bestimmt abschneiden,oder
soll man die Wurzeln dran lassen?
Würde mich freuen eine Nachricht zu bekommen.
Hallo Ute, was du da beschreibst klingt sehr nach Ablegern, also Kindeln. Die kannst du, wenn sie pie mal Daumen 3 eigene kräftige Wurzeln und Blätter gebildet haben, kurz unterhalb des Stiels mit einem scharfen Messer abschneiden und dann in eigene, kleine Orchideentöpfe in Orchideensubstrat topfen. Bei guter Pflege wachsen sie dann zu großen, blühfähigen Pflanzen heran. Es sind sozusagen Klone der Mutterpflanze, d.h. sie blühen identisch. Viel Erfolg dabei! Wenn du noch weitere Fragen hast: nur zu! Viele Grüße Jessica
Kann man auch blühende Orchideen umpflanzen?
Hallo Sabine,
Ja das geht auch, oft macht das den Orchideen nichts. Schlimmstenfalls verblühen sie nach dem Umtopfen schneller, das muss aber nicht passieren. Liebe Grüße Jessica
Darf ich zwei oder drei Orchideen in einen größeren Topf umpflanzen?
Danke im Voraus!
Hallo Sofia, vielen Dank für deinen Kommentar. Wenn die Orchideen so viel Wurzelmasse haben, dass sie nicht mehr in den alten Topf passen bzw. neben den Wurzeln kein Substrat mehr in den Topf passt, dann kannst du sie in einen etwas größeren Topf pflanzen. Wenn der Topf zu groß ist trocknet das Substrat nach dem Wässern nicht schnell genug ab. Das kann dazu führen, dass die Wurzeln faulig werden. Viele Grüße Jessica
Ich habe eine Orchidee, wo der Stiel immer länger wird. Am oberen Ende sind die Blätter und die Blüten. Die Pflanze ist sehr kopflastig geworden. Kann ich den unteren Teil abschneiden und wieder einpflanzen. Ich kann dir gerne ein Foto schicken. Danke.
Hallo Gabi, ein Foto wäre prima. Du kannst es gerne an jessica (@) orchideenfans.de senden. Viele Grüße Jessica
Hallo ich habe ständig mit der weißen spinnmilbe zu kämpfen….verliere oft den Kampf. Bitte um Rat was mache ich falsch….LG man
Hallo Manu, vielen Dank für deinen Kommentar. Spinnmilben sind leider sehr hartnäckig. Bei dir hört es sich ganz so an, als seien sie nie ganz weg und würden deshalb immer wieder neue Pflanzen befallen?! Wie hast du sie denn bisher behandelt? Ich habe gute Erfahrungen mit Neem-Öl gemacht. Alle Pflanzen im Abstand von zwei Wochen zwei mal komplett in einem Wasser-Neem-Öl-Gemisch tauchen und dann hoffen, dass es alle Tierchen erwischt hat. Ich drücke die Daumen. Viele Grüße Jessica
Hallo Jessica,
Dein Bericht ist super. Bitte bitte teil mir doch mit, woher Du diese interessanten Töpfe her hast, kann man sie online erwerben?
Liebe Grüße
Meggy
Hallo Meggy, vielen Dank für deinen Kommentar und das Lob. Die Töpfe findest du unter http://www.orchitop.de. Viele Grüße Jessica
Hallo Jessica,
ich habe hier gelesen, dass man bei Spinnmilbenbefall die Planze in ein Neem-Öl Gemisch tauchen soll. Wie ist dieses genau zusammengesetzt? Und kann man wirklich die ganze Planze inkl. Blüten in dieses Gemisch tauchen?
Liebe Grüße
Monika
Hallo liebe Monika,
Vielen Dank für deinen Kommentar. Das Gemisch besteht aus Neemöl und Leitungswasser. Die Dosierung steht meist auf der Verpackung. Du kannst und solltest die komplette Pflanze tauchen, damit alle Tiere erwischt werden. Am besten das Ganze nach einer oder zwei Wochen nochmal wiederholen. Was passieren kann ist, dass die Blüten abfallen. Aber das sollte ok sein wenn dadurch die Orchidee gerettet wird. Viel Erfolg! Jessica
Huhu ich hätte eine Frage, meine Orchidee ( kenne nicht die genaue Bezeichnung sie hat meistens 2 Bambus ähnliche Stiele aus diesen kommen dann die Blüten ) hat drei Ableger bekommen, also 6 neue Stiele die wachsen ich habe allerdings das Gefühl dass sie Platz Mangel haben…. Kann ich sie ganz normal wie oben beschrieben umtopfen? Und von einander trennen? Also je 2 á 2
Hallo Marina,
ja, das klingt ganz nach einer Dendrobium. Du kannst die Ableger abmachen und sie einzeln in kleine Töpfe in Orchideensubstrat setzen. Sollten sie anfangs etwas wackelig stehen kannst du sie mit Holzstäbchen z.B. aus dem Küchenbedarf stützen.
Viel Erfolg und liebe Grüße
Jessica
Ich habe gerade ein Bild gesehen worauf meine Orchidee abgebildet ist, es scheint eine dendrobium nobile zu sein
Hallo.
Kann man die Orchideen auch zur jetzigen Jahreszeit umtopfen?
Vielen Dank und liebe Grüße, Veronika
Hallo Veronika,
ja, das kannst du ohne Probleme machen.
Viele Grüße
Jessica
Guten Tag. Ich habe ein Problem mit den Blättern meiner Orchidee. Diese fühlen sich sehr schwammig an und sind runzlig. Sie blüht und es kommen auch neue Blätter nach nur hab ich den Eindruck das nicht alle Luft und Licht bekomm. Eines der Blätter ist bereits braun gelblich. Was kann ich tun?
Liebe Nadine,
vielen Dank für deinen Kommentar. Wie sehen denn die Wurzeln der Orchidee aus? Und wie pflegst du deine Orchidee, wie und wie oft wässerst du sie? Ist das braun-gelbliche Blatt eines der unteren Blätter? Das könnte dann auch die normale Alterung sein.
Viele Grüße
Jessica