Romberg, Foto: pixabay

Nährstoffmangel – Pflanzen hungern leise

von Jens

In diesem Jahr zeigen sich seit Mitte Juli, quer durch alle Kulturen und Pflanzenarten, Nährstoffmangelsymptome. Hintergrund ist die warme Witterung in den Sommermonaten, im Zusammenspiel mit den hohen Niederschlagswerten. Das Ergebnis ist eine Beschleunigung der Stoffwechselkreisläufe im Boden, wie auch in der Pflanze. Diese „fressen“ regelrecht das Nahrungsangebot auf, welches ihnen viel zu schnell dargeboten wird. Zum Schluss stehen die Pflanzen vor leeren Tellern, weil der Jahresumsatz bereits verputzt wurde. Leise, ohne es zu merken, bilden sich erste Blattflecken und typische Nekrosen aus… die Pflanzen hungern.

Was sich in dieser Vegetationszeit vielerorts abzeichnet, ist eine witterungsbedingte Überzeichnung der unzureichenden Nährstoffversorgung von Pflanzen. Im Stillen vegetieren diese im Garten umher und versuchen aus dem Minimum von Nährstoffen das Maximum an Schönheit zu produzieren. Dabei wird in vielen Fällen nicht zu wenig gedüngt, sondern vielmehr zu einseitig, was auf Grundlage des Minimum-Maximum Gesetzes von Sprengel bzw. Justus Liebig, 1828, zwangsläufig zu Mangelerscheinungen führt.
Jahreszeitlich gesehen verbrauchen Pflanzen die einzelnen Nährstoffe unterschiedlich stark, so dass sich die Nährstoffmangelsymptome stets zu bestimmten Zeiten zeigen.

BERLINER PFLANZENDOKTOR- Stcickstoffmangel bei Rhododendron

BERLINER PFLANZENDOKTOR – Stickstoffmangel bei Rhododendron

Aus den drei Hauptnährstoffen (Stickstoff, Phosphor und Kalium) finden wir Stickstoffmangelsymptome im späten Frühjahr, sowie eine Unterversorgung an Kalium im Spätsommer. Stickstoffmangel zeigt sich durch ein reduziertes Wachstum, Blätter und Triebe sind kleiner und kürzer. Das Laub hellt sich gleichmäßig auf und vergilbt letztendlich. Da Stickstoff für das Massen- und Längenwachstum verantwortlich ist, kann ein chronischer Mangel zum Absterben der Pflanze führen. Kaliummangel hingegen zeigt sich durch ein Verbräunen der Blattränder. Oft verwechselt man dies gerne mit einem Trockenschaden. Kalium ist für die Stabilität der Pflanze und den Zelldruck verantwortlich. Pflanzen die an einem Mangel an Kalium leiden, wirken oft schlapp und weich. An heißen Sommertagen sind sie die ersten, die den Kopf hängen lassen und im Winter die ersten, die erfrieren. Dabei muss es nicht unbedingt daran liegen, das Kalium im Boden fehlt. Es wird sehr gerne durch zu hohe Anteile Magnesium oder Kalzium im Boden geblockt.

Vor allem die Bittersalz-Fanatiker düngen sich gerne einen Kaliummangel in den Garten, ebenso die passionierten Rasenkalker.

BERLINER PFLANZENDOKTOR- Eisenmangel bei Rhododendron

BERLINER PFLANZENDOKTOR – Eisenmangel bei Rhododendron

Im Bereich der Neben- und Spurennährstoffe ist die Eisenchlorose wohl die bekannteste. Jedes gelbe Blatt wird fachmännisch mit einem Eisenmangel diagnostiziert. Nun ja, ein echter Eisenmangel kommt eher selten vor und wird meistens durch ungünstige pH-Werte ausgelöst und nicht durch einen Mangel an Eisen. Klassische Eisenmangelpatienten sind der Rhododendron, die Zitrone und alle Petunienarten. Letztere haben tatsächlich einen hohen Eisenverbrauch. Rhododendron und Zitrone hingegen haben bestimmte Bodenansprüche, die bei einer Eisenchlorose in vielen Fällen nicht auf die Pflanze abgestimmt sind. Dort hilft ein Senken des pH-Wertes, um das Eisen wieder verfügbar zu machen. Kurzfristige Symptome können mit Eisenchelaten behandelt werden, die über das Laub gesprüht werden.
Als letztes ist noch das Kalzium als wichtiger Nährstoff zu erwähnen. Kalzium wird in die Zellwände eingebaut, sowohl im Laub, wie auch in Früchten. Kalziummangel zeigt sich daher oft durch verbräunende, faulende Früchte. Die Stippigkeit am Apfel, Fruchtbodenfäule an der Tomate oder auch die Blütenendfäule an Geranien sind Zeichen für eine Unterversorgung durch Kalzium. Sind die Symptome erstmal vorhanden, lässt sich durch eine Kalziumgabe die beschädigte Frucht nicht mehr regenerieren. Düngemaßnahmen müssen daher immer zum richtigen Zeitpunkt erfolgen – dem Anspruch der Pflanze folgend.

BERLINER PFLANZENDOKTOR- Kaliummangel bei Eibe

BERLINER PFLANZENDOKTOR – Kaliummangel bei Eibe

Der kleine Düngeleitpfaden könnte daher so aussehen:

  • im Frühjahr alle Nährstoffe, aber stickstoffbetont
  • zum Anfang des Sommer alle Nährstoffe, aber phosphorbetont
  • im Spätsommer bzw. Frühherbst eine stickstofffreie, aber kaliumbetonte Düngung
  • Obst und Gemüse dürfen beim Fruchtansatz gerne mit einer Extraportion Kalk bedacht werden

 

 

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