Das Ende des Sommers ist in vielen Fällen der Beginn der Erntezeit, der wohlverdiente Lohn für das Umhegen und Pflegen der Gemüsebeete, Beerensträucher und Obstbäume. Vielerorts jedoch fällt die Ernte geringer aus, als man gedacht hätte. Statt prachtvollen Äpfeln erntet man fleckige, manchmal sogar faulige Früchte. Die Tomaten weisen dunkle Fruchtböden auf, die Zucchini welken am Fruchtstiel und fallen ab und die Möhren sind schwarz-fleckig. Hintergrund dieser Schadbilder sind nicht immer Schädlinge oder Pilzinfekte sondern vielmehr Nährstoffmangel.
Frühjahrsdüngung meistens nicht ausreichend
Im Frühjahr wird in der Regel die Grundlage für eine erfolgreiche Ernte im heimischen Garten oder auf dem Balkon gelegt. Obst und Gemüse wird gepflanzt und aufgedüngt. Teilweise wird das Beet noch mit frischen Kompost oder Erde aufbereitet, um den Jungpflanzen einen guten Start zu ermöglichen. Alte Bestände wie zum Beispiel Beerenobst oder Bäume bekommen gerne einen organischen Volldünger, damit sich Laub und Blüte gut entwickeln können. So nimmt das Leben seinen Lauf und schließlich wachsen die ersten Früchte und Knollen.
Die Frühjahrsdüngung ist ein wichtiges Element, in der Kultur von Obst und Gemüse jedoch seit Jahren nicht mehr ausreichend. Aufgrund der Witterungsbedingungen arbeiten die Nährstoffkreisläufe sehr zügig, Nährstoffe werden aufgrund steigender Bodenwärme schnell aufgeschlossen und durch Mikroorganismen pflanzenverfügbar umgewandelt. Gleichzeitig spülen sich viele Nährstoffe durch Regen oder Bewässerung regelmäßig aus der Wurzelzone aus. Weiterhin wird häufig unausgewogen gedüngt, was bedeutet: nicht alle Nährstoffe sind in ausreichenden Menge zur richtigen Zeit und entsprechendem Entwicklungsstadium im Boden vorhanden.
Nährstoffmangel eine Summe aus Missverständnissen
Die Summe aller Ursachen zeigt sich schlussendlich als Blütenendfäule an der Tomate oder der Zucchini, Glasigkeit wie auch Stippigkeit an Äpfeln, Knollenfäule an Möhren und so weiter…
Zu den häufigsten Mangelerscheinungen gehören der Kalzium- und der Kaliummangel. Beide prägen sich ab Juli an vielen Obst und Gemüsearten aus. Der Kalziummangel an der Tomate zeigt sich unglücklicherweise an der Frucht. Der klassische schwarz-braune Tomatenboden, die Blütenendfäule, ist eine Nährstoffmangelerkrankung. Am Apfel nennt man den Kalziummangel Stippigkeit. Die Frucht weist schwarze Sprenkelungen auf, die tief ins Fruchtfleisch reichen. Kalzium als Nährstoff wird in den Früchten zur Bildung der Zellen benötigt. Es wird primär in die Zellwand eingebaut und sorgt erstens für die Stabilität und zweitens für die Funktionalität der Zellwand – sprich dem Austausch des Zellsaftes (Phytoplasma). Fehlt Kalzium während der Wachstumsphase der Früchte bzw. der Reifephase, fallen die Zellen in sich zusammen bzw. werden durch die Dehnung auseinandergerissen. Die beschädigten Zellhaufen beginnen, aufgrund ihres Zuckeranteils, zu gären bzw. zu faulen.
Kaliummangel entsteht häufig an Wurzel- und Knollengemüse. Im Gegensatz zum Kalzium wird Kaliumm nicht zum Zellbau benutzt sondern als regelndes Element des Zelldruckes, sowie des Wasserhaushaltes einer Pflanze. Pflanzen, denen Kalium fehlt, können keinen ausreichenden Zelldruck aufbauen, sie sind nicht „prall“. Zum einen steigt somit die Gefahr für Pilzinfekte, da Sporenschläuche leichter in die weichen Zellen eindringen können, zum anderen leidet der Gesamtaustausch an Nährstoff innerhalb der Pflanze. Zellen altern nun sehr schnell oder fallen in sich zusammen.
Nachdüngen erforderlich!
Damit Mangelerscheinungen vermieden werden können. Bietet sich eine gezielte Nachdüngung an. Im Zeitraum Juni bis Juli, wenn sich Früchte bilden bzw. beginnen sich einzufärben ist eine zusätzliche Gabe kohlensaurer Kalk sinnvoll. Die Düngemenge ist je nach Kultur unterschiedlich. Obstbäume vertragen 100 bis 150 g je m², Beerenobst ca. 80 g je m² und Gemüse ca. 50 bis 60 g je m².
Während heißer Perioden bietet sich die Verwendung von Patenkali an, um den Wasserhaushalt zu regulieren. Kalkmischungen, gerade aus Algenkalk, können auch hervorragend während der Reifephase direkt auf die Pflanze gesprüht werden, um den Bedarf aller Mineralien durch die direkte Aufnahme des Laubblattes zu decken. In regnerischen Phasen zwischen Mai und Juli ist ein nachdüngen mit einem organischen Volldünger ebenfalls durchaus sinnvoll.
In diesem Sinne, eine gute Ernte.