Die Brennnessel ist im Garten eher unbeliebt. In meinem Garten und in meinem Herzen hat die unbequeme Pflanze allerdings schon lange einen festen Platz. Hier erfährst du, warum die Brennnessel ihren Platz redlich verdient hat.
Gefürchtet und verehrt
Brennnessel breiten sich schnell aus und sind (fast) überall auf der Welt zu finden. Nur in der Arktis gibt es sie nicht. In Deutschland kommen hauptsächlich die kleine und die große Brennnessel vor. Das die Brennnessel eher unbeliebt ist, liegt zum einen an ihrer schnellen Verbreitung und zum anderen an ihrer Wehrhaftigkeit. Kommt man mit ihren feinen Brennhärchen in Kontakt, tut es weh, denn die Härchen brechen bei Berührung ab und spritzen die enthaltene Flüssigkeit (Kieselsäure und Ameisensäure) regelrecht in die Haut.
Aber so unbeliebt oder gefürchtet die Brennnessel einerseits ist, sie wird schon seit langer Zeit in den verschiedensten Bereichen eingesetzt. In Indien und Tibet ist sie als wichtige Nahrungs- und Heilpflanze angesehen und in hiesigen Gefilden wurde sie zum Beispiel von den Kelten geschätzt und vielfach genutzt. So wurden ihre Fasern u.a. zur Herstellung von Seilen, Netzen und Kleidung verwendet.
Auch hier und heute ist bekannt: Die Pflanze besitzt wertvolle Inhaltsstoffe mit heilender Wirkung. Sie kann als nützlicher Helfer in Form von Brennnesseljauche im Garten eingesetzt werden, ist Nutz- und Fresspflanze für unzählige Tierarten und nicht zuletzt auch kulinarisch ein gesunder Genuss. Ich selbst verwende die Brennnessel hauptsächlich als Teepflanze – entweder brühe ich mir frisch ein paar Blätter auf oder ich trockne die Blätter und erstelle daraus Teemischungen. Außerdem verwende ich die Brennnessel in der Küche als Gemüse, stelle Haar- und Gesichtswasser aus ihr her und sie ist der Hauptbestandteil meines Wildkräutersalzes.
Gesund und lecker
Die in den Blättern enthaltenen Flavonoide wirken harntreibend und werden zum Beispiel bei Harnwegsinfekten oder im Rahmen von Fasten- oder Entschlackungskuren eingesetzt. Außerdem ist die Pflanze vitaminreich und enthält viele wichtige Mineralstoffe, unter anderem eine Menge Eisen. Auch im kosmetischen Bereich kommt sie zur Anwendung: Brennnessel Haarwasser soll das Haarwachstum anregen und auch für die Haut ist die Brennnessel gut, zum Beispiel in Form von Öl oder Gesichtswassern.
Mittlerweile ist die Brennnessel in die Sterne-Küche eingezogen, sie wurde allerdings schon im Mittelalter für ihren Geschmack und die gesunden Inhaltsstoffe geschätzt. In der Küche werden vor allem Blätter und Samen verwendet. Die Blätter werden wie Spinat verarbeitet und genutzt. Die Samen können geröstet werden und geben einen tollen, nussigen Geschmack.
Ganz einfach ist zum Beispiel die Zubereitung eines Brennessel-Pestos. Hierfür benötigst du eine gute Handvoll Brennnesselblätter, 40g Pinienkerne, 40g Parmesan, 1 Knoblauchzehe, etwas Olivenöl und Salz. Die Zutaten werden zerkleinert und püriert. Das Pesto schmeckt nicht nur klassisch zu Nudeln, sondern auch zum Beispiel als Aufstrich auf ein geröstetes Weißbrot.
Die Brennnessel, ein Gartenfreund?
Brennnesseln werden bis zu 1, 5 Meter hoch und sie verbreiten sich schnell, wenn der Standort stimmt. Sie mögen es feucht und stickstoffreich und sie sind ein Anzeiger für stickstoffreiche Böden. Im Garten werden sie eher als Störenfried angesehen, da sie schmerzhafte Quaddeln verursachen – besonders für Kinder sehr unangenehm – und sie schnell wuchern. Ich plädiere dafür, Milde bei der brennenden Pflanze walten zu lassen und ihr zumindest eine Ecke im Garten zu gönnen, denn die Brennnessel ist eigentlich ein Segen für jeden Garten.
Ohne Brennnesseln gäbe es zum Beispiel manche Schmetterlinge gar nicht! 50 Arten, darunter Admiral, Tagpfauenauge oder kleiner Fuchs, legen ihre Eier nur an diesen Pflanzen ab. Außerdem kann man aus der Pflanze einen wertvollen Dünger in Form von Brennnesseljauche herstellen.
Brennnesseljauche
- Du benötigst zunächst ein Fass oder einen Eimer aus Holz oder Kunststoff. Für die Jauche benutzt man ungefähr 1 kg Frischmaterial auf 10 Liter Wasser.
- Sammle die Brennnesseln und zerkleinere sie grob.
- Gibt die Brennnesseln in das Fass/Behältnis und gieße es mit Regenwasser auf. Lass einen Abstand zum Rand, denn du musst rühren und es kommt zur Bildung von Blasen.
- Lass das Fass verschlossen an einem sonnigen Ort stehen. Damit keine Tiere oder Blätter hineinfallen, decke das Fass ab, zum Beispiel mit Drahtgitter oder einem Fliegennetz. Rühre täglich deine Jauche um. Es kommt durch die Gasbildung zu unangenehmen Gerüchen. Die Zugabe von Steinmehl mindert den Gestank.
- Nach circa 2 Wochen ist deine Jauche fertig. Es findet keine Bläschenbildung mehr statt und die Blätter sind auf den Grund gesunken. Du kannst deine Jauche jetzt verschließen und die ganze Saison benutzen.
- Nun kannst du deine Jauche als wirksamen Dünger einsetzen. Verdünne aber bitte mit Wasser im Verhältnis von 1:10. Die Jauche wird direkt in den Wurzelbereich gegeben. Du kannst deine Pflanzen bei normalem Wuchs und Zustand alle 2 Wochen damit düngen, bei Bedarf auch öfter. Probiere es vorsichtig aus. Gegen Parasiten wie Spinnmilben oder Blattläuse wird übrigens Brennnesselbrühe verwendet. Diese wird nur für einen Tag angesetzt und kann auch unverdünnt verwendet werden.
Also, wie ihr seht, kann die Brennsessel ganz schön viel! Zum Abschluss noch ein Gedicht in diesem Sinne :
Brennessel, verkanntes Kräutlein
Brennessel, verkanntes Kräutlein, Dich muß ich preisen,
Dein herrlich Grün in bester Form baut Eisen,
Kalk, Kali, Phosphor, alle hohen Werte,
Entsprießend aus dem Schoß der Mutter Erde,
Nach ihnen nur brauchst Du Dich hinzubücken,
Die Sprossen für des Leibes Wohl zu pflücken,
Als Saft, Gemüse oder Tee sie zu genießen,
Das, was umsonst gedeiht in Wald, auf Pfad und Wiesen,
Selbst in noch dürft´ger Großstadt nahe Dir am Wegesrande,
Nimms hin, was rein und unverfälscht die gütige Natur
Dir heilsam liebend schenkt auf ihrer Segensspur!
Dr. Heinrich, Hoffmann, (1809-1894)