Verticillium Welke am Flieder - @ Berliner Pflanzendoktor

Bodenbürtige Bad Boys – Verticillium, Phytophthora und Fusarium

von Jens

Im Leben einer jeden Pflanzen gibt es, wie auch in unserem Leben, die guten wie die schlechten Augenblicke. Zu den größten Grausamkeiten gehören die bodenbürtigen Pilzinfektionen, die eine Pflanze befallen können. Die Grausamkeit liegt nicht nur in der Infektion an sich oder in der vagen Prognose, dass die Pflanze dies nicht überleben wird. Nein, vielmehr führen eine ganze Reihe von Kulturfehlern dazu, dass wir den Pilzen Haus und Hof öffnen und ganze Bäume oder Hecken in kurzer Zeit dahinwelken.

Beginnend ist vielleicht anzuführen, dass jegliche Sporen, gute wie auch „böse“ Pilze, natürlich im Boden vorkommen. Im gesunden Umfeld halten sich diese praktisch die Waage, so dass die Guten die „Bösen“ blockieren. Erst wenn sich die Umstände im Boden ändern, kann dies die eine oder andere Pilzart begünstigen. Es scheint, glaube ich nachvollziehbar, dass sich unsere Bad Boys gerade im Umfeld schlechter Umweltfaktoren schnell und zahlreich vermehren. Ausschlaggebend sind Bodenverdichtungen, Staunässe, abfallende pH-Werte, sowie stark erwärmte Böden. Oft reicht nur ein einziger dieser Faktoren, um die Sporenbrut auf Trab zu bringen.

Verticillium Welke am Flieder - @ Berliner Pflanzendoktor

Verticillium Welke am Flieder – @ Berliner Pflanzendoktor

Der Weg der Infektion ist in vielen Fällen sehr ähnlich. Geschwächte Pflanzen, vor allem Neupflanzen ohne ausreichenden Wurzelballen, wie auch stickstoffüberdüngte Pflanzen mit weichen Pflanzenorganen sind die ersten Opfer. Die Sporen legen sich an die Rhizodermis, der Wurzelhaut, und reifen dort aus. Meistens wird ein Sporenschlauch ausgebildet der in die oberen Zellen der Wurzel eindringt. Dort beginnen sich die Sporen zu vermehren; dabei bilden die Pilze ein Zellgift welches die Zellwände auflöst. Sobald die Pilze den Saftstrom erreicht haben, lassen sie sich durch die gesamte Pflanze transportieren, bis hinauf in die Krone. Dort „verstopfen“ sie die feinen Haargefäße. Der Baum, Strauch oder die Staude beginnt von oben nach unten zu welken und dass in einer rasant kurzen Zeit. Meist reichen 3 bis 10 Tage aus, damit die Pflanze komplett abstirbt.
Die Grundlage für die Entwicklung einer Infektion sind die bereits erwähnten Faktoren Bodenverdichtung, Staunässe und Bodenparameter wie pH-Wert und Bodenwärme.

 

Vericillium-Welke am Catalpa - @ Berliner Pflanzendoktor

Vericillium-Welke am Catalpa – @ Berliner Pflanzendoktor

 

Wie beeinflussen wir diese Faktoren nun in unserem Garten?

Bodenverdichtungen treten in erster Linie während der Hausbauphase auf. Schwere Maschinen wie LKW, Bagger oder Raupenfahrzeuge verfestigen den Unterboden. Anschließendes Auffräsen des Bodens lockert leider nur den Oberboden. In dieser Konstellation haben wir uns Stauschichten in einer Bodentiefe von 80 bis 150 cm erschaffen, die sich, über längere Zeit gesehen, langsam mit Wasser auffüllen und noch oben stauen. In den ersten beiden Jahren muss nicht unbedingt etwas passieren, mittelfristig jedoch werden sich unsere Bad Boys stark vermehren und urplötzlich zuschlagen. Das gleiche passiert wenn wir große Bäume einpflanzen und die Baumscheibe mit einem naturschönen Steinsockel versehen, möglichst noch mit einem Fundament versehen. Dann haben wir sogar eine Art Badewanne in der sich die Nässe staut, die Wärme akkumuliert und der pH-Wert fällt. Verticillium freut sich.
Während Verticillium, wie auch die Phytophthora häufig an Zierpflanzen vorkommen, zielt das Fusarium gerne auf die Tomate. Infektionen finden häufig an heißen Tagen statt, an denen die Tomate zu stark gegossen wird. Bei gleichzeitiger Abnahme des pH-Wertes beginnt die Tomate in ihren Trieben einzuschwärzen.

Prinzip der Mykorhizza - @ Berliner Pflanzendoktor

Prinzip der Mykorhizza – @ Berliner Pflanzendoktor

Um diese drei Bad Boys zu vermeiden kann man jedoch einiges tun. Zum einen bietet es sich an im Frühjahr und Herbst Urgesteinsmehl zu streuen. Der Boden wird mit wichtigen Mineralien angereichert und gleichzeitig sprengen die Nanometergroßen Gesteinpartikel durch Quellung Bodenverdichtungen auf. Weiterhin sollten in der heutigen Zeit inzwischen alle Pflanzen mit entsprechenden Mykorhizza, je nach Pflanzenart, eingepflanzt werden. Diese Symbiose-Pilze vergrößern den eigentlichen Wurzelraum und regulieren Wasser- und Wärmestress, sowie Probleme mit der Nährstoffaufnahme.

Zur Bekämpfung der Bad Boys kann man Antagonisten einsetzen. Gut wirksam hat sich das Bakterium Trichoderma harzianum erwiesen. Dieses wird in den Wurzelraum eingegossen und verdrängt die Pilzsporen von der Wurzel. Er legt sich quasi als natürlicher Schutzschirm um die Rhizodermis.

 

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1 Kommentar

Bonnie2020 25.06.2016 - 14:23

Was mich mittlerweile umtreibt ist die schiere Menge an Bäumen, die im oberen Kronenbereich einen kahlen Ast haben (oder mehrere). Früher hätte ich das ggf. Wassermangel zugeschrieben, mittlerweile glaube ich, dass einer von den Phytopheras am Werke ist, es sind mittlerweile über 100 bekannte Arten.
Auch die verdichteten Böden als Brutstätte könnten ins´ Bild passen, oder liege ich falsch?

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