Es ist im Sinne des Erfinders, dass im Garten nicht immer alles nach Plan läuft. Dafür ist Mutter Natur in all ihrer Kreativität zu Komplex, als dass wir Menschen in völliger Strenge vorgeben könnten, wann was und vor allem wie passiert. Es ist stets eher die Hoffnung oder auch der erfahrungsbedingte Wunsch der Plan möge aufgehen.
Miteinander statt Alleine
Komplikationen kann es viele geben, besonders wenn es um die Unberechenbarkeit von Schädlingen und Krankheiten geht. Hat man in früheren Zeiten mit passenden Pflanzenschutzmitteln reagiert, steht man heutzutage teilweise, auch aufgrund von neuen Erkenntnissen aus der Forschung, den Pflanzenschutzmitteln reservierter gegenüber. In den letzten Jahren hat sich die Auswahl der möglichen Mittel auf die biologischen Wirkstoffe erweitert, was jedoch den selben Sinn verfolgt – den Schädling letztendlich abzutöten, um Pflanzenbestände zu schützen. Aus diesem Grund schauen wir uns andere Alternativen an, die zu einem Miteinanderleben führen, ohne dass die eigenen Pflanzen zu stark durch Schädlinge und Krankheiten belastet werden.
Der Blühstreifen als natürlich Fanggürtel
Eine gute Alternative wäre, sofern man den Platz dafür hat, Schädlingen (insbesondere Blattläusen) einen Ausgleich anzubieten, wo sie sich hemmungslos vermehren dürfen. Bislang war der Blühstreifen wissenschaftlich in seiner Wirkung nicht belegt. Dies hat sich in diesem Jahr in verschiedenen Studien verändert. Mit einer durchschnittlichen Abfangquote von 30 bis 60 Prozent bietet ein blühender Streifen am Gartenrand Blattläusen, Käfer und Raupen eine neue Heimat. Eine Mischung aus Kornblumen, Phacelia, Gelbsenf oder auch Raps dient diesen Tieren als schöne Spielwiese, so dass viele nicht auf die „Gedanken“ kommen Obst, Kräuter, Blumen oder Gemüse in ihrer vollen Mannschaftsstärke zu besiedeln. Der Befall hält sich in Grenzen und kann täglich mit einem starken Wasserstahl im Rahmen gehalten werden.
Im Gemüsebeet selber haben sich Tomaten als Läusefänger hervorgetan. Einzelne Tomatenpflanzen im Gemüse können als Läuseturm dienen, um den Rest von der Plage zu entlasten. Bodenschädlinge wiederum haben es nicht so gerne, wenn sie Bekanntschaft mit Knoblauch oder auch Schnittlauch machen.
Brennnessel bekämpft keine Blattlaus
Im Bereich der vorbeugenden Pflanzenstärkungsmittel wird sehr oft der Brennnesselsud oder -jauche verwendet und als heißer Insider-Tipp vermittelt. Das stimmt in seiner letzten Konsequenz nicht. Brennnesseljauche ist kein biologischer Ersatz zum Bekämpfen von Läusen. Der Laus macht es nicht besonders viel aus damit besprüht zu werden. Vielmehr verlässt sie die Pflanze, weil die Ernährung erschwert wird und das ist lästig. Aber Brennnessel und auch Schachtelhalm können, in Bezug auf Pilzinfektionen, durch die enthaltenen Silikate sowie pflanzenspezifische Aminosäuren, den Lignineinbau in die Zellwand fördern. Dadurch härten die Pflanzenzellen besser aus und saugende Schädlinge kommen mit ihren „Saugwerkzeugen“ nicht mehr so leicht an den leckeren zuckerhaltigen Pflanzensaft. Dies gilt für viele Pilzinfekte. Nach dem Keimen von Pilzsporen auf dem Laubblatt, vermag der gebildete Sporenschlauch nicht mehr ins Pflanzengewebe einzudringen und somit wird zum Beispiel einer Mehltauinfektion vorgebeugt.
Know your enemy – Zugang zu den Wirtspflanzen erschweren
Wer die spezifischen Vorlieben wie auch den Entwicklungszyklus der Schädlinge kennt, kann klugerweise bereits im Vorfeld den Befall vermindern, indem man den Zugang zu den jeweiligen Wirtspflanzen erschwert. Dies kann ganz profan durch Vogelschutznetze über Obstbäumen, Schädlingsnetze über Gemüsebeeten oder Kupferstreifen um schneckenfraßbedrohten Blumen- und Kräuterbeeten geschehen. In vielen Fällen hängt der Erfolg solcher Maßnahmen immer vom Zeitpunkt ab. Wühlmäuse und Maulwürfe sind im zeitigen Frühjahr und dem Herbst gut zu vertreiben, in den Sommermonaten hat man in der Regel kaum eine Chance. Knollen der Kaiserkrone, Lavendelduftöle oder auch Buttersäure können dann eingesetzt werden.
Überall dort, wo man keine Überraschungen erleben möchte hilft auch Ordnung im Garten. Vermeidet man Schlupfwinkel, zum Beispiel Laubhaufen, Holzabschnitte aber auch einen zu dichten Stand der einzelnen Pflanzen, finden viele Schädlinge diese Bereiche wenig attraktiv.
Schlussendlich kann man mit etwas Planung den Befall durch Schädlinge und Krankheiten deutlich reduzieren, wenn man bereit ist die eine oder andere Laus auch zu akzeptieren.
2 Kommentare
Vielen Dank für die tollen Tipps! Die Idee mit der Tomatenpflanze ist echt super, von allein wäre ich da nicht drauf gekommen. Aber auch das mit den Wirtspflanzen ist genial. Und eine viel, viel bessere Möglichkeit als all das chemische Zeug. Super! Liebe Grüße, Kathreen von „Mach mal“
Danke, dass Ihr Euch für natürliche Methoden zur „Schädlings“-Abwehr einsetzt. Wir kämpfen ebenfalls mit Nematoden gegen Trauermücken, Marienkäfern und Schlupfwespen gegen Schildläuse – und Einiges mehr. Mit gutem Erfolg. Da unsere Jiaogulan-Pflanzen in erster Linie von Krebs–Betroffenen und anderen Erkrankten konsumiert werden, ist Chemie praktisch ausgeschlossen. Wer eine Chemotherapie hinter sich hat, möchte einfach keine Chemie mehr in seinen Körper leiten.
Jens Rusch