Als ich am 27. Januar eine PN von einer lieben Pflanzenfreundin bekam, konnte ich mit ihrer Nachricht zuerst nicht wirklich was anfangen. Sie meinte: „ist das nichts für dich?“ Und schickte mir den Link zu einem Forum. Jemand in meiner Nähe gab seinen Garten auf und ich dachte es ginge darum die Kräuter zu retten. Da ich mich gerade im Umzug befand und meinen kleinen Garten gegen eine Wohnung im 5. Stock mit Balkon eingetauscht hatte, antwortete ich es wäre zwar lieb, dass sie an mich gedacht hätte, ich aber leider keinen Platz hätte.
Guuuuut, dass sie dann nochmal nachgehakt hat; denn jemand suchte einen würdigen Nachfolger der einen 200 m² großen Schrebergarten samt Pflanzen übernimmt. Achso!
Nach einigen Verzögerungen durch Arbeit und Umzug kam im April ein Treffen im Garten zustande und wer nicht an Liebe auf den ersten Blick glaubt, der hat sie noch nicht erlebt. Mit den Vorbesitzern verstanden wir uns auch auf Anhieb supergut und nach kurzem Überlegen haben wir zugesagt den Garten zu übenehmen.
Schrebergarten-Verein
Als ich meiner besseren Hälfte das mit dem Garten erzählte, war er auch sofort Feuer und Flamme. Leider hört und liest man sehr viel über manche Schrebergärten und die Knebelverträge.
Bitte nehmt mir das nicht übel und ich entschuldige mich schon im Vorraus, wenn ich jemandem auf den Schlips trete, aber deutsches Spießertum mit perfektem Hüttchen, ordentlichem Weg und Zaun, prozentual vorgeschriebenen Nutzgarten (möglichst Kulturbegleitkräuterfrei) und aufgezwungener Vereinsmeierei sind nichts für uns.
So begeistert wir waren, so skeptisch waren wir auch, was Verein und Bedingungen betraf. Da unsere Vorgängerin – übrigens eine echte Kräuterhexe mit passender Haarfarbe und saunett – die Schrebergartenparzelle als Naturgarten nutzte und u.a. auch Löwenzahn und Brennesseln in ihrem Garten munter vor sich hin wuchsen, waren wir sehr optimistisch, dass wir den Garten fast so lassen können. Auch wenn der Garten bei bisherigen Bewertungen eine 5 vom Verein bekommen hat, so hat er für uns eindeutig mindestens eine 2 verdient mit Potential zur 1.
Wir zahlen umgerechnet 20,- € im Monat für den Schrebergarten (Pacht inkl. Versicherung) plus Wasser und Strom. Der Vorstand macht auf uns einen sehr lockeren und angenehmen Eindruck, da fallen die 10 Pflichtstunden für die Gemeinschaft im Jahr garantiert nicht schwer.
Die Übergabe
Anfang Mai haben wir gemeinsam mit unseren Vorgängern einige Arbeiten für die Übergabe erledigt. Der schöne Ziegelweg (siehe Foto oben) musste hochgenommen werden, weil die Fugen mit Mörtel „versiegelt“ wurden und das definitv nicht erlaubt ist. Im Garten wuchs noch ein ziemlich großer Pflaumenbaum und, auch wenn die Tränen bei der Vorbesitzerin kullerten,er wurde als krank eingestuft und musste beseitigt werden.
To-Do-Listen
– An der Laube müssen noch einige Dacharbeiten durchgeführt und von innen „schön gemacht“ werden
– Unser kleines Reich muss hundeausbruchsicher gemacht werden, damit unsere kleine Fellnase sich in ihrem neuen Gartenreich austoben kann
– Tomatenbeet und Gurkenrankgitter warten auf Bepflanzung. Ich liebäugel noch mit einem Gärtnern auf Strohballen-Versuch, weiß aber noch nicht, wo ich die Ballen herbekomme. Mal abwarten 😉
– Ähm ja! So ganz konnte ich es nicht lassen und habe einige (oder etliche…) Kräuter und Pflanzen ausgesät. Von griechischem Buschbasilikum über Karamelbirne hin zu Tomaten und Paprika, Artischocken…
Als der Schrebergarten schon halbwegs klar, aber noch nicht fixiert war, habe ich auch noch Gemüsepflanzen gekauft. Ich kann jetzt leider nicht mehr auf dem Balkon sitzen und freue mich schon alle Pflanzen im eigenen Gärtchen endlich „auswildern“ zu können 😉
– Im Garten stehen zahlreiche Sträucher und Kräuter, die demnächst beerntet und konserviert werden möchten. Also gehts los mit der Rezeptsuche für Johannis- und Jostabeeren, Sauerkirschen, Himbeeren, Weinbeere und vielem mehr
– Wir möchten den Garten weiter naturnah gestalten und bearbeiten. Ich finde das Thema Mischkultur in Bauern- und Klostergärten sehr spannend und habe mehrere Bücher zu dem Thema gelesen und möchte euch die einfach mal weiterempfehlen:
Besonders empfehlenswert finde ich das Buch: Altes Gärtnerwissen, bei dem ich jetzt öfters mal nachlesen werde.
– Und auch wenn sich das komisch anhört: ich möchte dringend die Brennesseln umtopfen. Die stehen momentan in einem kleinen Zinkeimer und werden demnächst in einem Mörtelkübel wohnen. Warum ich sie nicht entferne? A: Sind das perfekte Düngepflanzen. B: Die schmecken auch als Salat supergut und die Samen kann man rösten C: Viele Schmetterlinge brauchen die Pflanzen um ihre Eier darauf abzulegen und wenn wir schon einen Naturgarten haben, dann bitte auch mit „Mitbewohnern“!
Mildes Klima für Exoten
Durch meine Umzüge habe ich inzwischen viele Pflanzen abgeben oder zurücklassen müssen. Umso mehr freue ich mich über die, die ich noch habe. Als alte Exotentante ist mir sofort aufgefallen, dass in dem Garten einige Pflanzen gedeihen, die eigentlich frostempfindlich sind. Das zeigt, dass der Garten ein gutes Mikroklima (vielleicht auch für Exoten) bietet. Die geografische und geschütze Lage könnte einige Auspflanzversuche nach sich ziehen. Warum auch nicht? 😉
Erster Kandidat ist eine Bayern-Feige, die mir in Bielefeld (ausgepflanzt im Garten) schon komplett zurückgefroren war und die ich jetzt seit einigen Jahren im Kübel herumschleppe. Wohl fühlt sie sich da eh nicht drin, also bietet sie sich als freiwillige Testexotin nahezu an. Da Feigen gerne etwas breiter werden, wird die Pflanze am Spalier hochgezogen.
Von meinem gelben Sommerflieder/Buddleja x weyerian werde ich Sicherungskopien in Form von Stecklingen anlegen und diese auch auspflanzen. Unsere Mitbewohner brauchen ja nicht nur Eiablageplätze (siehe oben: Brennesseln umtopfen) sondern auch Nahrung.
Weitere Exoten werden folgen… (ich kenn mich).
Danke!
Ich möchte mich ganz Herzlich bei Lena für das Vermitteln dieses tollen Gartens und den neuen Freundschaften bedanken. Wenn man bedenkt, dass ich gar keinen Garten gesucht habe und mir einer sozusagen zuglaufen ist, dann sollte das einfach so sein.
Wir werden beim Gärtnern immer an Dich denken!
5 Kommentare
Herzlichen Glückwunsch zum Gartenschätzchen :o)
Wir sind auch mehr zufällig zu unserem Garten gekommen. Im letzten Jahr hatten wir unsere erste Saison. Es tut so gut, dort zu werkeln und alles wachsen und gedeihen zu sehen. Allerdings fangen wir erst dieses Jahr mit Gemüse an. Letztes Jahr war es schon so spät und wenn man so gar keine Ahnung von all dem hat (so wie wir) dann traut man sich noch nicht alles.
Dieses Jahr soll aber anders werden.
Ich wünsche Euch ganz viel Spaß mit dem tollen Garten und jedes Jahr eine tolle Ernte.
Liebe Grüße
Silke
Liebe Melanie,
manchmal spürt man einfach, was richtig und gut ist.
Das habe ich, als ich das Angebot las und sofort mein
Gedanke bei Dir war.
Es freut mich sooo sehr für Dich/Euch,dass es klappte und Du nun wieder im Garten wurschteln kannst.
Eine Mel ohne Garten…für mich unvorstellbar.
Alles Liebe
Lena
Einwandfrei 😀 Freut mich für Dich!! Ich wünsche Dir jetzt schon viele schöne Gartenstunden!
LG Sabine
Daaankeschön! Ich habe ja bis zum Schluß nicht dran geglaubt und ohne meinen Goldschatz hätte ich den Garten auch nicht nehmen können. Es sollte so sein. Fortsetzungen folgen…..LG vom Niederrhein
mel
[…] Wie der Garten uns gefunden hat….. […]