Vielleicht habt ihr es bemerkt, es gibt einen Trend hin zum Minimalismus. Soll heißen: Menschen trennen sich von ihrem Besitz und misten rigoros aus. Immer häufiger lese ich von Leuten, die behaupten, nicht mehr als 300 Dinge zu besitzen.
Ein Blick nach rechts. Ein Blick nach links. Hier liegen schon mindestens 300 Dinge neben dem Rechner. Oder zählen Papiere nicht einzeln?
Ein Blick in den Garten: Gartengeräte, Blumentöpfe, Gartenmöbel, Deko und Pflanzen natürlich, und das nicht zu knapp. Gestapelte Zweige und Äste für die Zeit, wenn ich mir endlich einen neuen Häcksler zulege. Aber halt, wir sollen ja Sachen loswerden, nicht neu kaufen.
Alles schön übersichtlich
Gegen ein wenig mehr Struktur im Garten hätte ich ganz sicher nichts einzuwenden, aber Minimalismus vor der Haustür? Das sehe ich oft genug auf meinen Spaziergängen. Die Hardcoreminimalisten betonieren einfach alles zu. Manchmal darf eine bizarr geschnittene Konifere stehenbleiben.
Etwas gemütlicher sieht die gepflasterte Variane aus. Mitten drin eine Kugelakazie plus Gartenbank. Ganz Übermütige stellen eine Steinfigur daneben. Oder eine aus Plastik, die kann man besser anheben, um Stäubchen darunter wegzufegen. Denn selbstverständlich haben auch Blütenstaub und Blätter in einem Minimalistengarten nichts verloren.
Eine weitere Variante ist noch häufiger anzutreffen: Der Englische Rasen. Im Vorgarten und hinten. Gern umrahmt von einer Thujahecke. Die ist garantiert nutzlos für Vögel und Insekten, aber schön ordentlich, ganz wie der deutsche Spießer Minimalist es mag. Vorteil: bei dieser Methode ist immerhin der Boden nicht versiegelt, wie bei Variante eins und zwei.
Blumen? Häufig Fehlanzeige im Minimalismusgarten. Gemüse schon gar nicht.
Zu viel von allem?
Sicher, kein Mensch braucht hunderte von Plastikblumentöpfen, wie die, die sich hier automatisch ansammeln, wenn ich Pflanzen kaufe. Die habe ich natürlich aufgehoben, um im nächsten Jahr darin die pikierten Babypflanzen hochzupäppeln. Die Realität: Ich bastle aus PET-Flaschen Pflanzbehälter mit Wasserreservoir, dann muss ich mich praktisch überhaupt nicht ums Gießen kümmern. Und benötige keinen einzigen der aufgehobenen Blumentöpfe. Zack! Und weg!
Apropos „weg“: Schwieriger gestaltet sich der minimalistische Gartenstil bei den Gartengeräten. Ich würde nur einen Besen, einen Laubrechen, eine Schaufel, eine Gartenschere benötigen. Wenn ich keine Kinder hätte.
Achso, nein, nicht, weil alle unbedingt helfen wollen. Sondern weil sie Gartengeräte spurlos verschwinden lassen. Ich habe bis heute nicht verstanden, mit welcher Art von Trick man einen großen, sperrigen Rechen wegzaubern kann, aber es funktioniert. Und nicht nur bei Rechen.
Und die Pflanzen? Minimalistisch nur eine einzige Sorte Gemüse und eine Sorte Blumen anbauen? Oder von jedem ein Exemplar, aber das dann schön ordentlich?
Ich glaube, ich pflege lieber weiterhin den Maximalismus. Man muss ja nicht jeden Trend mitmachen.
Foto: © Wilm Ihlenfeld – Fotolia.de
Text: © Petra A. Bauer, März 2015