Nachdem ich es dieses Jahr nicht zur Chelsea Flower Show in London geschafft habe, ist mein Gartenschaubedarf noch im roten Bereich. Es ist natürlich nicht so leicht die Königin der Gartenschauen zu ersetzen. Vor allem wenn sich der Bewegungsradius auf Fahrraddistanz bewegt. Aber ich bin doch recht schnell fündig geworden. Gar nicht mal so weit weg von Köln findet gerade die Landesgartenschau in Zülpich statt. Die sechzig Kilometer hin und sechzig Kilometer zurück waren für eine Radtour zwar ein wenig zu anspruchsvoll, aber die Bahn war so freundlich uns statt dessen hin zu bringen.
Wobei ich sagen muss, dass die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln bei den Planern der Schau scheinbar nur eine untergeordnete Rolle spielte. Der nette kleine Bördeexpress hält an einem Bahnhof, dessen Bepflanzung trostloser kaum sein könnte. Für die von ehrenamtlichen Mitgliedern betriebene Bahn ist nicht ein Krümelchen vom fetten Gartenschaukuchen abgefallen. Sehr schade.
Dafür bringt uns dann der Shuttlebus kostenlos bis zum ersten Teil des Geländes direkt im Stadtzentrum. Der Park am Wallgraben zieht sich quasi halb um Zülpich herum. Begrüßt werden die Besucher von einem ganz nett angelegten Rosengarten. Viel besser hat mir persönlich der Zick-Zack-Weg gefallen, der sich den Hang hinab schlängelt. Er ist rechts und links locker mit dunkelrosa Cosmeen und Ziergräsern bepflanzt, die direkt in eine natürliche Blumenwiese übergehen. Dazwischen Obstbäume und ab und zu ein Kunstwerk. Kann man mögen, muss man aber nicht. Unten angekommen freue ich mich über Omas alten Bauerngarten inklusive Riesenkürbis.
Auch sehr schön: das langgestreckte Dahlienbeet in dem auch meine Lieblingsdahlie, die Bishop of Llandaff wächst. Urban Gardening dagegen ist in Zülpich noch nicht wirklich angekommen. Die Mini-Urban-Gardening-Ecke konnte mich nicht überzeugen. Dabei hätte sich doch der historische Stadtkern, der zu der Landesgartenschau gehören soll, als Ausstellungsfläche dafür super angeboten.
Zum zweiten Teil des Geländes bringt uns eine kleine Touri-Bimmelbahn. Einem Mann ist das peinlich, wo er sich in Köln doch immer über die darin sitzenden Touris lustig macht. Ich amüsiere mich derweil über den Zickenkrieg auf der Bank vor uns. Vier ältere Herrschaften streiten sich dort um den Platz, obwohl auf allen anderen Bänken Menschen friedlich nebeneinander sitzen. Nicht nur in der Bimmelbahn fällt auf – der Altersdurchschnitt ist recht hoch. Das ist in England wirklich anders. Dort werden die Gartenausstellungen von viel mehr jungen Leuten besucht und die älteren tragen bunte Kleider, schicke Anzüge und große Blumenhüte. In Zülpich überwiegt außerhalb der Blumenbeete leider Renterbeige.
Dafür sind die Beete auf dem Gelände am Zülpicher See umso bunter. Es hat Spaß gemacht durch die kleinen angelegten Schaugärten zu schlendern. Nicht alle haben mir gefallen , aber die eine oder andere Inspiration kam dabei rum. Mein Favorit war der weiße Sonnenhut zwischen ausgebleichtem Federgras. Für den rosa Rosenhang mit blauen Farbtupfern fehlt mir der Platz und aus der wunderbar bepflanzten Treppenanlage kann ich mir höchstens ein paar Details heraus picken.