Eine Gartenreise im Mai? Eigentlich unvorstellbar. Welcher Gärtner lässt den eigenen Garten ausgerechnet im Wonnemonat für eine ganze Woche alleine?
Wenn allerdings der Mai so wenig Wonne bereithält wie heuer, sieht die Sache ein klein wenig anders aus. Mit Blick auf nur knapp zweistellige Tagestemperaturen ist mir die Abreise ehrlich gesagt überhaupt nicht schwer gefallen.
Und zugegeben, das Ziel war recht verlockend:
Eine Woche London inklusive einem mehrtägigen Besuch der Mutter aller Gartenschauen, der Chelsea Flower Show!
Also schnell den Tomatenpflänzchen ein wärmendes Mützchen übergestülpt, Koffer gepackt und nix wie weg. Bus – Flugzeug – Bus – Wohnung und dann die nächsten sechs Tage mit dem Rad quer durch die Stadt. Großartig!
Mitgebracht habe ich das kleine Horrorgarten Sightseeing Programm für Gärtner in Swinging London:
Erste Station
Battersea Park, Hyde Park, Regent’s Park und dann am Regent’s Canal entlang bis zur Themse, auf dem Themsepfad zurück zum Battersea Park. Einmal rund um die Londoner Innenstadt, fast komplett durchs Grüne. Unglaublich entspannend und absolut empfehlenswert! Völlig begeistert war ich von den kleinen Gärten auf den vielen Hausbooten entlang von Regent’s Canal.
Zweite Station
Die Royal Botanic Gardens in Kew – ein Muss für jeden Gärtner! Für die Hinfahrt haben wir uns in diesem Fall für den Zug entschieden, allerdings mit den Rädern im Gepäck. Wir wollten frisch genug sein, um das weitläufige Gelände bis zum letzten Winkel zu erlaufen. Denn dort, ganz am Ende des Parks, erstrecken sich im Mai unter lichtem Baumschatten riesige Felder voller Blue Bells. Ein zauberhafter Anblick! Wer die größten erhaltenen Victorianischen Gewächshäuser der Welt besichtigen will muss übrigens schnell sein: sie werden renoviert und bleiben, vom Ende dieser Saison an, für die nächsten fünf Jahre geschlossen. Für den Rückweg haben wir uns wieder auf die Räder geschwungen. Gut anderthalb Stunden sind wir an der Themse entlang gemütlich nach Hause gefahren. Ein toller Abschluss für einen tollen Tag.
Dritte Station
Die Chelsea Flower Show – das Mekka für Gärtner aus aller Welt. Der Geist dieser Gartenschau lässt sich nur schwer in Worte fassen. Ich habe noch nie so viele Hüte auf so wenig Raum gesehen. Die Begeisterung der Besucher für jeden einzelnen Grashalm ist ansteckend. Die Stimmung ähnelt der einer riesigen Gartenparty. Überall auf dem Gelände verstreut sitzen elegante Ladys und Lords auf der Wiese bei Gurkensandwichs und Pimm’s zusammen. Und dann natürlich die Gärten! Gartenkunst in Reinform. So beschwingt und leicht. So überraschend anders. So wild und schön. Ich bin immer noch ganz verzaubert und komme zurück mit jeder Menge Ideen für den eigenen Garten im Gepäck. Und der Termin für nächstes Jahr steht schon in meinem Terminkalender.