Der Winter ist für einen leidenschaftlichen Gärtner eine echt harte Zeit. Draußen ist es kalt. Der Boden ist gefroren. Alles ist kahl und grau. Im Garten gibt es wenig zu tun. Fünf Monate auf dem Sofa sitzen und Gartenkataloge blättern ist schlecht für Figur und Geldbeutel. Die Adventszeit überbrücke ich noch locker mit Plätzchen-Backorgien. Über den Januar rettet mich Viva Colonia und im Februar liege ich mit Karnevalsgrippe im Bett. Aber spätestens im März hält mich nichts mehr in der Wohnung. Ich will wieder in der Erde wühlen. Was pflanzen und wachsen sehen.
Meine liebe Schwiegermutter pflegt auf solche Tiraden zu antworten: “Die Hippe wollte auch’n langen Steert.“ Oder vielleicht sollte ich an dieser Stelle lieber die guten alten Stones zitieren: „You can’t always get what you want.“ Recht haben sie jedenfalls beide. Es ist einfach noch zu kalt zum Säen. Nur die dicken Bohnen sind sogar bei diesen Temperaturen keimwillig. Aber weil rumsitzen wirklich keine Alternative mehr ist, treibe ich mich halt auf diversen Pflanzmärkten und Samentauschbörsen herum.
Für eine Helleborus Ausstellung bin ich Ende Februar sogar bis ins nahe Holland gefahren. Die ausgestellten Lenzrosen waren wirklich zauberhaft. Aber durch die anhaltend niedrigen Temperaturen konnte ich meinen Einkauf erst zwei Wochen später in die Erde bringen.
Eigentlich wollten wir am gleichen Tag noch die nicht all zu weit entfernten Oirlicher Schneeglöckchentage besuchen. Eine geschlossene Schneedecke hatten wir dabei allerdings nicht auf dem Schirm. Unter dem ganzen Schnee hätten wir wohl eh wenig von den süßen Glöckchen gesehen…
Der Besuch der Saatguttauschbörse im Kölner HDAK war dagegen ein großer Spaß. Bereits beim Sortieren meiner Saatgutbestände stieg meine Laune auf Frühlingsniveau. Mit vier Kisten voller Blumensamen, Gemüse, Salaten, Kräutern und Tomaten im Gepäck machte mir der Weg durchs winterliche Köln fast nichts aus. Und gelohnt hat er sich auch. Ich habe die lang ersehnten Tomatillos ertauscht. Und ein spannendes vietnamesisches Gemüse (dessen Name mir gerade nicht einfällt). Seltene Salate. Wilden Rittersporn. Eine wunderschöne Bohnensorte. Und – trotz (nicht ganz) freiwilliger Selbstbeschränkung – schon wieder diverse Tomaten und Paprikasorten…
Das Saatgutfestival in Bonn in der darauffolgenden Woche war dann leider ein Reinfall. Kleine Räume, viel Gedränge, Vorträge, Kinderbasteln und ein Cafe im gleichen Raum – ziemlich schwierig für die Redner. Ganz für die Katz war unser Besuch trotzdem nicht. Roter Grünkohl fehlte noch in meiner Gemüsesammlung und ich habe in Bonn direkt zwei verschieden hohe Sorten gefunden.
Jetzt ist aber gut. Jetzt kann der Frühling kommen. Jetzt soll er endlich, endlich kommen.
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Blumen, Kohl und Rock’n’Roll – unter dem Motto wächst im kleinen Horrorgarten eine wilde Mischung aus Essbarem und Schönen heran. Nicht immer behält die Gärtnerin die Oberhand: der Salat wird von Schnecken gefressen, die Möhren bekommen Besuch von der Möhrenfliege und der Phlox trägt einen weißen Pelz, statt rosaroter Blüten. Wie wir es schaffen dabei trotzdem jede Menge Spaß zu haben, könnt ihr gerne unter „Der kleine Horrorgarten“ verfolgen.