Wie wir hier vor einigen Monaten berichteten, mussten wir kürzlich die Markteinführung unserer POP UP Produkte aufgrund von Qualitäts-Problemen stoppen. Ihr könnt Euch vielleicht vorstellen, was das für ein Unternehmen und besonders die beteiligten Mitarbeiter bedeutet…
Zunächst ein kurzer Abriss dessen, was passiert war:
Wir hatten seit langem die Idee, eine pflanzenspezifisch organisch aufgedüngte Erde zu entwickeln. Jedoch mangelte es uns an den richtigen Partnern. Zwar findet man in Indien und Sri Lanka eine Vielzahl von Produzenten die Kokosmaterialien (Fasern, Staub, Mark etc.) irgendwie verpressen und dann behaupten, es würde sich um Substrat handeln. Jedoch findet man in diesen Unternehmen keine Kompetenz zum Thema Aufdüngung und den technischen Details wie PH-Werten, Salzgehalte, Spurennährstoffe etc. Vertreter bzw. Händler dieser Firmen sind auf allen Gartenfachmessen der Welt vertreten und da alle behaupten, ihr Substrat sei das Beste, fällt es extrem schwer die Spreu vom Weizen – oder besser, den Staub von Mark und Faser zu trennen.
Nach einiger Zeit schien die Suche plötzlich ein Ende zu haben. Wir hatten einen Produzenten gefunden, der den Eindruck erweckte, alle unsere Anforderungen umsetzen zu können. Er hatte nicht nur den Umgang mit dem Rohmaterial verstanden (damit Kokosfaser als Substrat einsetzbar ist, muss es einen kontrollierten Prozess von Waschen und Sieben durchlaufen), sondern er eröffnete uns auch noch, dass die Firma Experte für organischen Dünger, sowie biologische Fungizide und Insektizide sei – Jackpot! Wir würden binnen weniger Monate soweit sein, eine Gruppe von Erden auf den Markt zu bringen, die alle unsere Vorstellungen erfüllten:
– 100 % torffrei
– Organisch gedüngt
– Leicht (600 g je Packung, aus der dann 10 Liter Erde werden)
– 6 Sorten für die verschiedensten „Indoor-Pflanzvorhaben“
Wir schrieben Konzepte mit allem drum und dran, überzeugten unser Team und unsere Inhaber, flogen einige Male nach Indien um Details zu besprechen und Verhandlungen zu führen und setzten die Marketing-Maschinerie in Gang (aus der Übrigens die Idee zu diesem Blog entstand). Wie bei solchen Projekten durchaus üblich, verzögerte sich auch hier die Produktentwicklung immer wieder. Man versicherte uns aber, dass alles gut klappen würde. Dann, als schlussendlich die ersten Container in Deutschland eintrafen, standen wir in den Startlöchern, um die Ware schnellstmöglich zu verpacken, unsere geplanten PR-Aktionen durchzuführen und um dann pünktlich zum Frühjahr mit dem Vertrieb zu starten. Nur noch schnell ein letztes Mal Muster nehmen und zur chemischen Analyse geben und dann – STOP! Die Analyseergebnisse waren niederschmetternd. Unserer Substrat-Gutachter rief mich in meinem gerade angetretenen Urlaub an und begann das Gespräch mit: „Da wachsen die Pflanzen ja rückwärts! Das Zeug können Sie auf keinen Fall in den Verkauf bringen!“ Ich war sprachlos!
Alle technischen Werte, besonders der elementare PH-Wert, wichen eklatant von der vereinbarten Höhe ab. Abgesehen von der Ursachenforschung entschieden wir sehr schnell, dass wir all unsere Aktivitäten vorerst stoppen und, auch wenn es schmerzte, das Frühjahr sausen lassen mussten.
Inzwischen hat sich folgendes getan:
Wir stellten fest, dass wir mit unserer Idealvorstellung, der ach so gut klingenden organischen Aufdüngung, leider unserer Zeit voraus waren. Es gibt schlichtweg noch keine Möglichkeit, Kokos-Substrat mit organischem Dünger so zu versehen, dass die von den Pflanzen dringend benötigten Nährstoffe auch verfügbar sind. Kurzum: tolles Elektro-Auto – nur leider funktioniert die Batterie nicht!
Und wie haben wir das Problem jetzt gelöst? Wir verabschiedeten uns schweren Herzens vorerst von unserer Vorstellung, ein organisch aufgedüngtes Substrat zu bekommen und suchten fortan nach Partnern, die uns zunächst einmal mit Hilfe von mineralischer Aufdüngung ein einwandfrei funktionierendes Produkt herstellen können (den wir mittlerweile gefunden haben). An dieser Stelle kam es zu kontroversen Diskussionen und Zweifeln innerhalb der Romberg-Mannschaft:
– Wo bleibt denn da noch das Alleinstellungsmerkmal, wenn wir nicht organisch aufdüngen?
– Das kann doch jeder andere auch!
– War das Attribut der organischen Düngung nicht der zentrale Bestandteil dieser Produkt-Idee?
Ich mag solche Diskussionen – sie sind zwar häufig recht anstrengend und auch mal ermüdend – aber sie führen fast immer zu guten Lösungen. Außerdem hat sich bei uns eine Art Diskussionskultur entwickelt, in der alle Beteiligten zu Wort kommen und auch gehört werden. Meistens gehen wir nicht eher auseinander, bevor eine Lösung gefunden wird, die für alle – vom größten Bedenkenträger bis zum stärksten Enthusiasten – akzeptabel ist. An dieser Stelle war es ähnlich – wir sind aber schließlich zu dem Ergebnis gekommen, dass der zentrale Produktvorteil die Leichtigkeit der Packung, die Torffreiheit sowie die Sauberkeit der Anwendung ist. Die organische Aufdüngung wäre noch das berühmte I-Tüpfelchen gewesen – soll aber nicht dazu führen, dass wir deswegen jetzt das gesamte Projekt einstampfen. Außerdem haben wir beschlossen, dass wir die mineralisch gedüngten Produkte als Zwischenstep sehen und natürlich weiter nach einer Lösung mit organischem Dünger suchen werden.
Alles in allem werden wir also in Kürze so weit sein, dass wir unsere Produkteinführung starten können. Wir kommen mit einer Reihe toller Erdenprodukte, die für jeden Anwender einfach funktionieren und dabei garantiert schleppfrei sind. Stellt Euch mal vor: 5 Packungen ergeben nach Zugabe von Wasser 50 Liter Erde und wiegen beim Einkauf aber grade mal 3 Kg!
Auch wenn einige Kollegen mir verboten haben, den Begriff „spannend“ noch weiter zu verwenden, da das immer mit Neuem, Unbekanntem, einher geht und wir dadurch gezwungen sind unserer Wohlfühlzone zu verlassen: Ich bin echt gespannt wie ein Flitzebogen auf die geplanten Aktionen und neugierig auf die Reaktionen von Euch Hobbygärtnern.
Wir werden Euch in diesem Blog auf dem Laufenden halten…
PS: Wie ihr dem Bild entnehmen könnt, seht ihr unsere POP UP Erden demnächst in Aktion bzw. mich 😉