Bienensterben, Krebs, Parkinson-Syndrom und Erbgutveränderungen sind einige Schlagwörter, die in einer Berichterstattung vorkommen, wenn der Autor bzw. Redakteur in Presse und Fernsehen über Pflanzenschutzmittel berichtet. Viele Fakten sind richtig und mahnen zum vorsichtigen, wie auch umsichtigen Umgang mit Pflanzenschutzmitteln. Aber in den meisten Fällen werden viele Details und Informationen nicht erwähnt und einige stark überzeichnet, damit das Thema Pflanzenschutzmittel auch eine gewisse Spannung enthält, sonst könnte man die Story nicht verkaufen. Das Ergebnis ist eine populärwissenschaftliche Berichterstattung, die den Konsumenten unaufgeklärt und auch ängstlich zurück lässt.
Der Pflanzenschutz dient in erster Linie, nach §2 PflSchG, dem Schutz von Pflanzen vor Schaden. Dabei sollen Gefahren, die durch die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln oder durch andere Maßnahmen des Pflanzenschutzes, insbesondere für die Gesundheit von Mensch und Tier und für den Naturhaushalt entstehen können, abgewendet oder vorgebeugt werden.
Der Pflanzenschutz umfasst eine Vielzahl verschiedener Produkt-, wie auch Schadgruppen. Beginnend bei den Insektiziden unterscheidet man weiter in Fungizide, Herbizide, Molluskizide, Rodentizide, Repellentien, Akarizide und einige weitere. In ihrer ursprünglichen Einteilung waren diese Pflanzenschutzgruppen stets als chemische Mittel gegen die jeweilige Schadgruppe definiert. Im Rahmen der Entwicklung des biologischen Pflanzenschutzes jedoch durchmischen sich biologische, wie auch chemische Mittel in den jeweiligen Schadgruppen, so dass man heutzutage lediglich sagen kann, dass z.B. ein Wirkstoff aus der Schadgruppe der Akarizide gegen Spinnmilben wirkt. Seine Herkunft, biologischer oder chemischer Natur, bleibt hingegen offen. Insofern ist es verständlich, das Menschen, die zum Beispiel das Produkt Neem als Pflanzenschutzmittel erwerben erstmal, aufgrund der beigefügten Gefahrensymbole, den Gärtner zweifelnd anschauen. Dabei ist das Produkt, wie auch der Wirkstoff Azadirachtin A für den biologischen Landbau zugelassen. Die Tatsache jedoch, dass das Präparat als Pflanzenschutzmittel offiziell zugelassen wurde, beinhaltet eine automatische Ausweisung verschiedener Gefahrensymbole, die abschreckend wirken. In diesem Falle ist es die obligatorische Umweltgefährdung und die Gefährlichkeit für Fische und Wasserorganismen.
Dieses Beispiel dient nicht dazu Pflanzenschutzmittel zu verharmlosen, sondern vielmehr das Bewusstsein zu stärken sie zu hinterfragen.
Das Bienensterben, welches in den Medien des Öfteren aufgegriffen wird, beruht wahrscheinlich auf zwei verschiedene Wirkstoffe der Gruppe der systemischen Insektizide, Thiamethoxam und Imidacloprid, welche inzwischen nicht mehr zugelassen sind. Dabei sterben die Bienen nicht weil sie Kontakt mit dem Mittel hatten, sondern weil sie aufgrund eines Koordinationsverlustes nicht mehr rechtzeitig in den Bienenstock zurückfinden. Diese Tatsache ist inzwischen in verschiedenen Studien nachgewiesen und trägt richtigerweise dazu bei, diese Wirkstoffe nicht mehr einzusetzen.
Die zweite Schlagzeile aus der Thematik Pflanzenschutzmittel gehört dem Glyphosat, einem Herbizid, das unter dem Verdacht steht Erbgutveränderungen an Mensch und Tier hervorzurufen. Bislang sollen alle offiziellen Studien und Bewertungen zum Schluss kommen, dass der Wirkstoff Glyphosat im Rahmen der vorgeschriebenen Anwendung keine Schäden auf Mensch, Tier oder Umwelt hat. Hier greift wieder mal die Unschärfe. Weder Landwirt noch Hobbygärtner benutzen reines Glyphosat, sondern vielmehr ein Herbizid, welches den Wirkstoff Glyphosat enthält. Hinzukommen Wirkstoffverstärker (z.B. Tallowamin), Haftmittel und Emulgatoren. Das bedeutet, dass das Präparat eine andere, stärkere und auch längere Wirkung besitzt, als der einzelne Wirkstoff. Eine Auswirkung der einzelnen Präparate wurde bislang noch nicht bewertet.
Schlussendlich ist festzuhalten, das Pflanzenschutzmittel aufgrund ihrer zielgerichteten Bestimmung mit Vorsicht und Weitsicht einzusetzen sind. Versuchen Sie Informationen aus verschiedenen Quellen zu bekommen, bevor Sie sich vorschnell eine Meinung bilden.
2 Kommentare
Guten Tag,
bei uns wurde heute auf dem Maisfeld das Unkrautvernichtungsmittel Nicosulfuron verspritzt. Wie gefährlich ist dieses Mittel? Wie gefährlich sind die Aerosole? Wie schnell baut es sich ab?
Gefahren für Gewässer?
Wir freuen uns über eine Antwort. Danke für Ihre Bemühungen.
Mit freundlichem Gruß
Brigitte und Jens Trümper
Liebe Brigitte, lieber Jens,
wir sind keine Experten in Sachen Unkrautvernichtungsmittel. Unser Tipp: wendet euch doch an das Umweltbundesamt.
Hier findet Ihr einen Bericht, zwar aus dem Jahr 2012, aber sehr interessant und mit weiterführenden Links zu dem Thema.
http://www.umweltbundesamt.de/themen/boden-landwirtschaft/umweltbelastungen-der-landwirtschaft/pflanzenschutzmittel-in-der-landwirtschaft#
Herzliche Grüße
Eure Rombergs