In den letzten Jahren kommen immer häufiger aufgeregte Kunden zu mir, mit einem Zweigstück in der Hand, und fragen mich, was sie gegen diese Krankheit auf ihren Obstbäumen tun können?
Zugegeben, die Struktur und die Farbvielfalt dieser krustenartigen Beläge auf den Zweigen, könnte durchaus etwas Schreckliches in sich bergen, wenn man nur nach dem Aussehen gehen würde. Das Gegenteil trifft jedoch in den meisten Fällen ein.
Gute Luft lockte neue Bewohner in unsere Gärten
Flechten, Algen und Moose haben sich in den letzten Jahren vor allem auf Obstbäumen ein neues Zuhause geschaffen. Die Ursache für die manchmal gar massenhafte Ansiedlung liegt in der gestiegenen Luftqualität. Maßgeblich ist der Rückgang der Schwefeldioxidbelastung. Somit kann man vor allem Flechten als Indikatoren für eine saubere Luft ansehen.
Die Flechte selber bildet eine Symbiose aus Algen und Pilzen. Die Pilze nehmen Wasser und Nährstoffe aus der Luft aus und geben dies an die Algen weiter. Die Algen wiederum geben zuckerhaltige Stoffe an den Pilz weiter, so dass sich dieser ernähren kann. Diese ganze Interaktion findet nur auf dem Holz statt. Flechten, Algen und Moose bilden keine Verbindung zum Baum aus, sie beleben nur die Oberfläche und sind völlig ungefährlich.
Braun ist eigentlich auch Grün
Auf der Wetterseite vieler Bäume können sich Algen auch ohne Hilfe von Pilzen ansiedeln. Der Wasserbedarf wird durch die Luft gedeckt und ihre Ernährung gestalten sie durch klassische Photosynthese. Neben den weitverbreiteten moosigen Grünbelägen, findet man an alten Bäumen auch sehr häufig rostige Beläge. Auch dies ist eine Grünalge. In den meisten Fällen handelt es sich um die Rotbraune Fadenalge. Sie besitzt einen eingelagerten rotbraunen Farbstoff, der die Oberfläche „rostig“ erscheinen lässt.
Masse kann auch zu Schaden führen
Flechten, Algen und Moose auf den Bäumen sind für sich genommen ungefährlich. Doch auch hier kann es manchmal zu einem Schaden kommen. Vermehren sich die Flechten vor allem an den Triebspitzen überdurchschnittlich stark, kann es sein das sie Blatt- und Blütenknospen überwuchern. In diesem Fall haben gerade alte Bäume im nächsten Frühjahr Probleme auszutreiben, wenn sie nicht mehr Vital genug sind. Die Knospen hat keine Kraft mehr sich zu öffnen oder der Frühjahraustrieb bleibt auf halbem Wege stecken.
Abhilfe schafft das Abbürsten der Flechten und Algen. Zuvor jedoch die betroffenen Zweigpartien mit Wasser einsprühen, damit der Gast etwas quellen und aufweichen kann. Danach. Danach mit einer mittelweichen Bürste den Belag von den Knospen nehmen. Weiterhin hat man noch die Möglichkeit, den Nebeneffekt von Netzschwefel auf Algen und Flechten auszunutzen. Netzschwefel wird als naturnahes Fungizid im Obstbau gerne zur Behandlung von Mehltauerkrankungen eingesetzt. Flechten mögen Schwefel nun gar nicht, insofern werden diese nach der Mehltaubehandlung ebenfalls verschwinden.