Romberg, Foto: pixabay

Petras Gartenkolumne: Die Eisheiligen

von Petra

Bonifator, Pankrator und Servator, sind bekannt als … Nee, Moment, das hab ich jetzt mit Bockbier verwechselt. Also nochmal:

Bonifatius, Pankratius und Servatius – und für die Frauenquote noch die „kalte Sophie“ – sind bekannt als „Die Eisheiligen“. Man trage den Terminus mit lauter, tiefer Stimme vor, wie beim Wrestling: „Diiiiieee Eiiiisheiiiiligeeen!“ Die Typen sind nämlich der Schrecken jedes voreiligen Gärtners. Beruf: Pflanzenterminator.

Als ich vor 20 Jahren mit dem Gärtnern anfing, hatte ich von den Eisheiligen etwa die gleiche Meinung wie Schulmedizingläubige von Homöopathie: Alles Quatsch! Wieso sollte sich die Kälte ausgerechnet an den 13., 14., und 15. Mai halten?

So pflanzte ich eines Jahres am 12. Mai Tagetes in meinen Vorgarten, die nicht winterharten Studentenblumen. Dabei schlug ich fröhlich lächelnd die Warnung eines Nachbarn (uralt und gartenerfahren) in den Wind, doch bis nach den Eisheiligen zu warten. Es war warm, ich wollte endlich Blumen sehen, und ich war schon immer ziemlich stur. Am nächsten Morgen waren alle Studentenblumen erfroren. Ein „Sehen Sie – was hab ich gesagt?“, hat sich mein Nachbar glücklicherweise verkniffen. Ich hatte die Lektion auch so gelernt.

Der alte Mann, der völlig zu Unrecht den Nachnamen „Böse“ trug, lebt schon lange nicht mehr. Doch ich denke in jedem Jahr an ihn, wenn es mich wieder in den Fingern juckt, meiner Gärtnerlust zu früh nachzugeben. Es gibt schlechtere Situationen, in denen man an Verstorbene denken könnte. Ich meine nur, es wäre Zeit für ein kleines Update, denn auf die komischen Heiligen kann man sich ja auch nicht mehr so wirklich verlassen. Wir schreiben mittlerweile den 22. Mai und ich lese in meiner Twittertimeline Dinge wie:

  • „Für Freunde des gepflegten Spätwinters: Kommende Woche auch wieder Schnee im Erzgebirge denkbar.“ @J_Kachelmann
  • „Wettervorhersage für die Schweiz: Mitte der Woche Schnee bis auf 700 Meter. Keine Pointe.“ @lara_laune
  • „An alle, die Weihnachten über zu wenig Schnee jammerten: Der Hermes Paketbote liefert ihn gerade aus. Danke für Ihre Geduld.“ @mikemacapple

Dem Gejammer gegenüber stehen die Neunmalklugen, die uns erklären, dass die Eisheiligen bereits seit mehreren hundert Jahren zu früh im Kalender stünden. Von wegen Gregorianischer Kalender und gestrichene Tage und eigentlich müssten die Namenstage der Eisheiligen demzufolge erst ENDE Mai liegen.

Da mögen sich die Gelehrten weiter streiten. Bisher war der angeblich zu frühe Termin – zumindest für Berlin – immer eine Punktlandung. Ich werde diese Heiligen im Auge behalten.

Darauf ein Terminator. Prost!

© Petra A. Bauer, Mai 2013

Das könnte dir auch gefallen:

1 Kommentar

Petras Gartenkolumne: 36 Grad und es geht noch weiter … | Diese Rombergs 26.07.2013 - 16:55

[…] schließlich bis Juni 2014 zehren, wenn wir über Regen und Kälte jammern und darüber, dass die Eisheiligen aber besonders spät dran sind und wir die ausgesäten Pflänzchen einfach nicht ins Freiland […]

Antworten

Hinterlasse einen Kommentar