Eben war es noch Sommer und ohne Vorwarnung ist es Herbst. Temperatursturz, Launesturz, Walnusssturz.
Bitte?
Ja, die Zeit, in denen unvorsichtigen Gartenbesuchern Walnüsse auf den Kopf fallen, hat wieder begonnen. Und nicht nur Walnüsse! Hinter dem Gartenzaun steht eine riesige Eiche. Übernachtungsgäste im Gartenhaus freuen sich über den „Klonk!“-Sound, den die Eicheln auf dem Dach produzieren. Die Bauerngartenfee freut sich über den kniehohen Eichenhain, der mittlerweile hinten im Garten wächst, nicht. Denn inzwischen ist klar, weshalb die Eiche für Standhaftigkeit und Unbesiegbarkeit steht: Es ist beinahe unmöglich, auch nur zehn Zentimeter hohe Eichenbabys aus der Erde zu ziehen, weil die festen Wurzeln sich tief darin festklammern.
Doch ich schweife ab, es sollte ja um Ernte gehen. Und Ernte steht doch landläufig für essbare Dinge. Auch wenn es Kindern Spaß machen mag, Eicheln und Kastanien zum Basteln lustiger Tiere zu „ernten“ (Und wer bastelt? Die Mütter!), aus denen Wochen später im Kinderzimmer-Regal lustig sich ringelnde Maden kriechen.
Die Nüsse also, in Form von Wal- und Hasel-, hingen sie gestern noch am Baum, werfen sie sich mir heute in den Weg. Gemeinsam mit blauen Weintrauben, die vereinzelt auf die Terrasse fallen, als wollten sie mich daran erinnern, dass ich sie mir nicht nur anschauen und fotografieren, sondern auch essen soll. Ist ihnen gelungen. Sie schmecken köstlich! Scheute ich nicht die Anschaffung sperriger Weinherstellungsutensilien, könnte ein wunderbarer Wein daraus entstehen. „Bauers Nacktarsch“ vielleicht oder „Blauer Berliner Hänger“. Weinnamen regen ja sehr zum Fabulieren an.
Vermutlich werden jedoch nur wieder die Amseln ein Weinfest feiern, so wie ihre Vogelkollegen schon ein Johannisbeerfest feierten, weil die Gartenbesitzerin einfach nicht zum Kuchenbacken, geschweige denn Marmeladekochen kam. Herabfallende Äpfel werden braun, bevor sie auf dem Boden aufkommen und Gemüse habe ich wegen des zu erwartenden Zeitmangels in diesem Jahr erst gar nicht angebaut.
Dann schaue ich eben den Vögeln beim Erntedankfest zu und nehme mir für das nächste Jahr ganz fest vor, aus all den leckeren Sachen auch wieder etwas für die menschliche Spezies zu zaubern.
© Petra A. Bauer, September 2013