Stadklima – Pflanze, Stadt und Mensch

von Jens

Sommer in der Stadt, egal ob auf dem Balkon, der Dachterrasse oder dem eigenen Garten, in der Hitze brutzeln und zwischen dem eigenen Pflanzen entspannen gehört zu den Highlights eines jeden Stadtmenschen. Jedenfalls solange die Pflanzen das machen, was sie auch tun sollen, gesund wachsen und blühen.

Mitunter ist dies aber nicht so einfach; denn es schleichen sich schnell Krankheiten, Schädlinge und Pflanzenschäden aufgrund von Standort- und Pflegefehlern ein. Dann ist der entspannende Moment in der Stadt nicht mehr so klasse.

Extremstandort Stadt

Extremstandort Stadt

Die Top 5 der Pflegefehler die bei Stadtpflanzen zu Pflanzenschäden, egal ob auf dem Balkon oder der Terrasse, führen sind erstens Gießfehler, gefolgt vom falschen Standort, Nährstoffmangel, Schädlinge und Krankheiten und schließlich die Auswahl von ungünstigem Pflanzzubehör wie Töpfe, Erde usw.

Das Gießen scheint durchaus schwieriger zu sein als man denkt. Die Häufigkeit und  die Gießmengen werden oft falsch eingeschätzt. Besteht bei Neupflanzungen noch die Gefahr dass übergossen wird weil sich die Wurzel im Topf noch nicht etabliert hat und somit die frische Erde, aufgrund ihrer Speicherfunktion, schnell zu einer Übernässung führt,  sind im Sommer und Herbst schnell die Trockenschäden sichtbar. Das liegt zum einen daran, dass die Wurzel inzwischen den gesamten Topfraum durchwachsen hat und somit weniger Erde als Speichermedium zur Verfügung steht. Die Pflanze saugt praktisch beim Gießen das Wasser förmlich auf und der Rest läuft einfach ab. Ein mehrmaliges Gießen mit kleineren Wassermengen ist in diesem Fall erforderlich. Im Herbst täuschen uns die kühleren Temperaturen. Man glaubt, dass die Pflanzen jetzt nicht mehr soviel Wasser benötigen. Dabei vergisst man schnell, das der Herbst durch ständige Winde geprägt ist. Wind führt ebenfalls zu einer hohen Transpiration, so dass die Pflanzen weiterhin einen höheren Wasserverbrauch haben.

Die Standortfehler resultieren in vielen Fällen aus den persönlichen Wünschen eine bestimmte Pflanze haben zu wollen. Das funktioniert nur leider nicht, wenn der anzubietende Standort nicht den Vorlieben der Pflanze entspricht. Diese ist dann anfälliger für Infekte, wächst schlecht und bringt letztendlich nicht die erwartete Freude auf den Balkon.

Im Laufe des Jahres nehmen dann auch gerne die Blattverfärbungen jeglicher Art und Weise zu. Es bilden sich die optischen Symptome verschiedener Nährstoffmangelsituationen aus. Prinzipiell kann man diese vermeiden indem man konsequent die gesamte Vegetationsperiode düngt. Ein normaler flüssiger Universaldünger reicht für die Blümchen aus, mehrjährige Kübelpflanzen, wie auch Kräuter und Gemüse sollten mit einem organischen (Bio) Dünger versorgt werden, der eine hohe organische Substanz besitzt, um einige Bodenkreisläufe auch im Kübel am Leben zu erhalten. Natürlich haben einige Pflanzen auch spezielle Bedürfnisse. Tomaten sollten ab Fruchtansatz mit Kalium und Kalzium versorgt werden, um eine Blütenendfäule zu vermeiden. Engelstrompete, Zitrus-Arten und auch Petunien-Arten benötigen einen höheren Anteil an Eisen und Magnesium. Lavendel und Rosmarin brauchen zum Ausreifen ab Juli/August einen höheren Kaliumanteil und der Oleander freut sich von Juni bis August über eine kleine Phosphordusche. Kurz gesagt: Pflanzen brauchen Nahrung und leben nicht von Luft und Liebe.

Eisenmangelchlorose

Eisenmangelchlorose

Betrachtet man den Verlauf eines Jahres so erkennt man ein schöne Regelmäßigkeit an Schädlingen und Krankheiten. Im Frühjahr besuchen uns zuerst die Läuse und Raupen, dann setzen mit den Regenfällen im späten Frühjahr die Blattfleckenpilze, Rosterkrankungen und bodenbürtige Pilzinfekte ein, schließlich gesellt sich im Sommer dann die Spinnmilbe und der Echte Mehltau hinzu. Eine jahreszeitliche Abfolge, die sich mit integriertem Pflanzenschutz gut bewältigen lässt.

Kommen wir zum letzten Punkt, dem Pflanzzubehör. Auf dem Balkon und der Terrasse zählen nicht nur die Pflanzen –  auch Kübel und Töpfe sollen modisch glänzen und dabei keine Unsummen verschlingen. Jedoch ist nicht alles, was schön aussieht, auch unbedingt förderlich für eine gesunde Pflege der Pflanze. Die verschiedenen Werkstoffe bei den Pflanzkübeln haben zum Beispiel unterschiedliche Einflüsse auf die Wurzeln. Während Metalle, wie die beliebte Zinkwanne, im Sommer zu einem Schnellkochtopf mutiert, haben Tongefäße einen wasserspeichernden und auch kühlenden Effekt. Preiswerte Erde ist aufgrund ihrer finanzsparenden Zusammensetzung nicht strukturstabil, verschlämmt gerne und besitzt zu wenige wasser- und nährstoffspeichernden Bestandteile.

Gärtnern in der Stadt erfordert etwas Verständnis für die extremen Situationen die eine Pflanze ausgesetzt ist, sowie eine gewisse Empathie für ihre Bedürfnisse; auch wenn man dadurch seine eigenen Vorstellungen etwas nach hinten stellen muss. Dann klappt es auch mit dem grünen Daumen.

 

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