Großstadtgärtnern mit Kleinkind – Tipps und Tricks

von Jessica

Auf den Moment habe ich mich die ganze Zeit schon besonders gefreut: Das erste Mal Gärtnern mit meinem kleinen Wirbelwind. Großstadtgärtnern mit Kleinkind also sozusagen. Denn wenn ich aus meiner eigenen Kindheit eines erinnere, dann ist es der Spaß, den ich dabei hatte mit meinem Großvater durch den Garten zu streifen und mit ihm zusammen Pflanzen auszusähen und ihnen im Jahreslauf beim Wachsen zuzusehen. Später wurde das ganze dann nach Drinnen in zahlreiche Minigewächshäuser verlegt, die ich mir ganz stolz von meinem eigenen Taschengeld gekauft hatte. Eine Erinnerung, die mich mein Leben lang begleiten wird und eine prägende Phase in meinem Leben war.

Meiner Meinung nach kann man nicht früh genug damit anfangen, Kindern ein Bewusstsein für die Natur mitzugeben. Mitten in der Großstadt gibt es dafür nicht immer viele Gelegenheiten. Aber wer eine Fensterbank oder einen Balkon zur Verfügung hat, der kann daraus zusammen mit seinem Kleinkind schon eine ganze  Menge machen. Hier nach erster Erprobungsphase nun meine Tipps und Tricks zum Großstadtgärtnern mit Kleinkind – Teil 1: Die Aussaat.

Die Vorbereitungen

Erst einmal haben mein Wirbelwind und ich zusammen eine Bestandsaufnahme gemacht: Was ist noch vorrätig und was müssen wir besorgen, um mit dem Großstadtgärtnern loslegen zu können. Da waren: Mehrere Minigewächshäuser in unterschiedlicher Größe. Ausreichend Kokos-Quelltabletten als erster Nährboden für die Samen. Ein Pikierstab. Eine kleine, kindgerechte Gießkanne. Was fehlte: Saatgut. Also auf in den Handel und verschiedenste lustig raschelnde Tütchen mit Saatgut kaufen. Der kleine Wirbelwind hatte seine Freude daran, im Kinderwagen sitzend die Tütchen zu begutachten und das lustige Geräusch beim hin und her wedeln zu bestaunen. Ich hatte meine Freude daran viele verschiedene für unseren Balkon geeignete Pflanzen auszuwählen. Mit dabei unter anderem Kapuzinerkresse und Sonnenblumen.

Großstadtgärtnern mit Kleinkind

Großstadtgärtnern mit Kleinkind. Foto: Jessica Klepgen

Es geht los mit dem Großtstadtgärtnern mit Kleinkind

Zurück zuhause wurden die Gewächshäuser von Staub befreit und auf Hochglanz poliert (naja, fast…), der Wirbelwind bekam auch einen Lappen in die Hand und konnte toll mithelfen. Dann noch fix einen Müllbeutel als Unterlage ausgelegt und es konnte losgehen. Erste Aktion: Die Kokos-Quelltabletten in die dafür vorgesehenen Vertiefungen in den Minigewächshäusern legen. Nach einmal vormachen war das für den Wirbelwind ein Leichtes und in Windeseile wurden alle Quelltabletten auf die freien Plätze verteilt. „Tertig“ ertönte es wenig später aus dem Kindermund. Nun konnte es mit dem für den Wirbelwind wohl tollsten Arbeitsschritt weitergehen, denn man liebt aktuell alles, was mit Wasser zu tun hat.

Also Kinder-Gießkanne geschnappt und so voll mit Wasser gefüllt, dass der Wirbelwind sie noch locker alleine tragen kann. Und dann Mut zum nassen Boden walten lassen, dem Wirbelwind die Gießkanne in die Hand geben und ihn ganz alleine die Kokos-Quelltabletten begießen lassen. Jedes Mal wenn die Gießkanne leer ist, ertönt als Signal aus dem Kindermund ein „nomal“ was nochmal bedeutet und mir sagen soll, dass ich gefälligst die Gießkanne wieder auffüllen soll, damit es weiter gehen kann. Nach einigen Wiederholungen sind die Quelltabletten voll aufgequollen. Um dem Wirbelwind die Gießkanne wieder zu entlocken ist einige Anstrengung nötig, denn es macht ja so viel Spaß, mit Wasser zu matschen.

Als ich aber die Samentüten wieder hervorhole ist die Neugier, was wohl jetzt damit geschieht, größer als alles andere. Die Gießkanne wird vorerst weg gelegt und dann ganz interessiert und haargenau beobachtet, was ich mache. Samentüte aufreißen. Samen entnehmen. Mit dem Pikierstab eine Vertiefung in den aufgequollenen Kokos drücken. Ein bis zwei Samenkörner einlegen. Mit Kokoserde zudecken. Einmal vorgemacht und dann bekömmt der Wirbelwind selber ein paar Samen in die Hand und darf nachmachen. Mama drückt mit dem Pikierstab die Vertiefung in die Kokoserde und Wirbelwind legt zielsicher Samenkörner rein. Das klappt besser als erwartet. Nicht einmal wird versucht, die Samenkörner zu probieren oder wo anders unter zu bringen. So gut wie alle landen in der Kokoserde, nur ganz wenige daneben.

Fertig! Und nun?

Zum Schluss, alle Samenkörner sind ausgesäht, darf dann noch einmal gegossen werden. Welche Freude. Im Anschluss kommen die Deckel auf die Minigewächshäuser und sie werden an einen hellen Ort gestellt. Dem Wirbelwind wird erklärt, dass die Samen jetzt ein wenig Zeit, Wärme und Wasser (fällt das Wort wird sofort die Gießkanne wieder geholt) brauchen, um zu keimen. Und dass dann wenig später daraus kleine Pflänzchen wachsen, die mit der Zeit immer größer werden und wenn sie groß genug sind in die Kästen und Kübel auf den Balkon umziehen dürfen.

Es wird gespannt zugehört. Als die bepflanzen Minigewächshäuser dann an ihrem Platz stehen, ist die Verlockung groß, mit den Öffnungen oben am Deckel zu spielen oder den Deckel abzunehmen. Hier muss wohl in nächster Zeit noch einige Überzeugungsarbeit geleistet werden, dass die Pflänzchen ihre Ruhe und die Wärme unter ihrem Minigewächshausdach brauchen. Mal sehen, wie schnell Wirbelwind das versteht.

Insgesamt hat es noch viel besser geklappt als ich dachte, das erste Großstadtgärtnern mit Kleinkind. Der Wirbelwind konnte ganz viel mithelfen, hatte sichtlich Spaß daran und hat die ihm anvertrauten Werkzeuge kaum zweckentfremdet. Wenn man bedenkt, dass vor knapp anderthalb Jahren nicht viel mehr als essen und schlafen drin war, eine großartige Leistung :-).

Tipps und Tricks zum Großstadtgärtnern mit Kleinkind auf einen Blick

Im Folgenden möchte ich euch noch einmal in Stichpunkten meine Tipps und Tricks zum Großstadtgärtnern mit Kleinkind übersichtlich zusammenfassen:

  • Platz ist in der kleinsten Hütte. Es muss nicht immer ein Garten her, um mit Kindern zu Gärtnern. Auch ein Kübel auf dem Balkon oder die Fensterbank reichen aus, um Pflänzchen auszusähen und ihnen beim Wachsen zuzusehen. Das Kind wird es in jedem Fall spannend finden.
  • Dem Kind ruhig etwas zutrauen. Klar wird es, vor allem wenn es noch ein Kleinkind ist, nicht gleich alles perfekt machen, aber das muss es auch gar nicht. Damit zum Beispiel beim Wässern auch mal etwas daneben gehen kann, einfach vor dem Gärtnern eine wasserdichte Unterlage auf dem Boden auslegen oder Tücher zum Trockenwischen griffbereit haben. Und beim Saatgut darauf achten, dass alles ungiftig ist, falls doch mal in einem unbeobachteten Moment davon gekostet wird.
  • Kleiner Mensch, kleines Werkzeug. Soll heißen: Nicht kindgerechte Utensilien durch kindgerechte ersetzen. Denn natürlich ist eine normal große Gießkanne befüllt mit Wasser für ein kleines Kind viel zu schwer. Und mit einem scharfen Messer oder einer Schere kann es sich verletzen. Kindergießkannen und die Samentüten einfach mit den Fingern aufzureißen, schafft hier beispielsweise Abhilfe.
  • Mit Spaß dabei sein. Das ist eigentlich das allerwichtigste. Das Großstadtgärtnern mit Kleinkind soll vor allem Spaß machen. Sowohl den Großen als auch den Kleinen. Man sollte sich dafür unbedingt einen Tag aussuchen, an dem man die nötige Zeit und Geduld hat. Dann bringt einen auch ein nasser Fußboden oder eine ausgeschüttete Samentüte nicht aus der Fassung.

In diesem Sinne wünsche ich euch nun viel Spaß beim Gärtnern mit eurem Großstadtkleinkind :-).

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